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Olt^itz 8ei-cleutlc!'»e!<i'ieg1866 Lon Julius Rolle, Dresden Scho« Woche» vor der Kriegserklärung lagerte über oer Ostritzer Einwohnerschaft eine gedrückte Stimmung. Der Handel nach dem preußischen Grenzgebiet war ins Stocken geraten. Fuhrleute, die von Görlitz kamen, erzählten, daß dorr große Truppenbestände zusainmengezogen seien. Raoetzky-Husaren schwärmten auf den Engelsoorser Hoyen. Rin Freitag, de» 16. Juni, war zur Tracht oie preußische Kriegserklärung in Dressen eingetrosfen. Sonnabend, vormittags gegen 11 Uhr, rückten bereits die Vorhuten der 1. preußischen Armee in Ostritz ein. Es waren grüne Husaren vom 10. Ntagdeburger Regn ment. NUt schußbereitem Karabiner trabten sie, von Leuba lommend, die Görlitzer Straße herauf. Gerichlsamtmann Riedel und der stellvertretende Bürgermeister Gustav Sprenger begrüßten auf dem Nkarktplatze den Gruppenführer Oberst leutnant von Zedtwitz. Die Soldaten lagerten auf den Wiesen vor der Stadt. In Bürgerquartieren mutzten außerdem 3000 0tb..nn Infanterie und 300 Husaren beherbergt und verpflegt werden. Am Sonntag, den 17. Juni, herrschte in der Stadt kriegs mäßiges Leben. Ununterbrochen marschierten Truppen durch. Die Gerichtskasse wurde beschlagnahmt und weggebracht, Gerichtsamtmann Riedel, der die Herausgabe verweigerte, unter 8 Mann Bedeckung abgeführr, später aber wieder freigelassen. Das Läuten der Kirchenglocken war verboten. Niemand durfte ohne Erlaubnisschein die Stadt verlassen. Junge Burschen flüchteten heimlich über die böhmische Grenze, weil sie befürch teten, für die preußische Armee rekrutiert zu werden. Amtmann Riedel erhielt den Befehl, bis Dienstag, den 10. Juni, abends 8 Uhr folgendes an das Militärmagazi.l auf dem Rittergut Leuba zu liefern: 45 000 Pfund Brot, 10 875 Pfund Fleisch, 11 250 Pfund Bohnen und Erbsen, llh^. Zentner Salz, 7H2 Zentner Kaffee, 22 500 Kannen Bier, 225 000 Zigarren, 307^2 Zentner Hafer, 90 Zentner Heu, 105 Zentner Stroh. Die gleiche Lieferung hatte noch mals bis 20. Juni abends 8 Uhr zu erfolgen. Amtmann Riedel und Bürgermeister Sprenger konnten trotz aller Ntühru die ungeheuerlichen Lieferungen nicht zusammenbringen. Darauf hin wurde gestattet, das Fehlende durch Geld zu begleichen. Auch die folgenden Tage brachten fortgesetzt neue Lasten an Eit- quartierungen und Lieferungen. Am 21. Juni legte Amtmann Otiedel sein Amt nieder, Herr von Götz auf Trattlau wurde mit der Eintreibung der Lieferungen betraut. Donnerstag früh gegen ^4 lehr brannte in Zittau die Papiermühle nieder, von vielen gedeutet als das Zeichen zum Vormarsch gegen Reichenberg. Freitag, den 22. Juni, nach mittags 2 Uhr, setzte sich die preußische 1. Armee in Marsch. Nachmittags 5 Uhr ritt der Armeeführer Prinz Friedrich Karl mit seinem Stabe durch unsere Vaterstadt. Er trug die rote Uniform des 1. preußischen Husarenregiments. Mit Sonntag, den 24. Juni, nahm das Leben in oer Stadt wieder seinen gewohnten Gang. Da brachte der 30. Im i eine nttertvartete Aufregung. Früh 8 Uhr erschienen 20 M nm Husaren und Infanterie, besetzten die Ausgänge der Stadt und verhafteten den Amtmann Riedel in seiner !Wohnuug, weil er sächsische Militärpflichtige zum Eintritt in den säch sischen Heeresdienst veranlaßt hatte. Amtmann Riedel wurse nach Dresden gebracht, aber bald wieder auf freien Fuß gesetzt. Dienstag, den 3. Juli, traf er wieder in Ostritz ein. Die fol genden Wochen brachten wiederholt kleinere Einquartieru 'e-m von Reservetruppen und Lazarcttabteilnngen. Nach Einstellung der Feindseligkeiten passierten nochmals starke preußische Trup penverbände, die auf dem Rückmarsch nach ber Heimat sich be fanden, unsere Vaterstadt Ostritz. Die letzte (6. Dezember 1854) Von Julius Rolle, Dresden Sonnabend, den 22. August 1852, war zu Settendorf oie Tlienstmagd Ehristiane Henriette Theuner, oie bei oem Gutsbesitzer Franz tLbermann in Arbeir stano, erinoroel wor oen. Die beiden vermutlichen Tarer, 0,e' .ourscheu Anguß Sackere und Joseph Aoler aus vvonigsaam, wuroen wenige ^.age darauf in Lauban ausgegrggen unc> in oas Gerichts gefängnis zu St. UUarieitthal überführt. Das Verhör ergab, oatz in dem Dienftknechl Karl Gottlieb Krause aus Oderwitz der Haupttäter zu suchen sei. In Virkau bei Vantzen wuroe er verhaftet und bereits am 28. September 1852 oem Klötzer gericht St. Ntzarienthal übergeben. Sackere erhielt lebenslang tiche Zuchthausstrafe, die er m Waldheim verbüßte, wo er 1890 gestorben ist. Adler wurde wegen Tiebstahl zu 3 Jahren 0 NLonaten Zuchthaus verurteilt. Aber Krause verhängre man oie Todesstrafe. Die Hinrichtung wurde am 0. Dezember 1854 zu Ostritz öffentlich vollstreckt, geschichtlich insofern bemerkenswert:, als es die letzte Hinrichtung ivar, die in Ostritz stattfand. In Zukunft sand oie Vollstreckung der Todesurteile in Bautzen statt. Der Scharfrichter Fritzsche aus Dresden vollzog die Hinrichtung, wofür ihm an Nachrichtergebühren, für Aufftei lung des Gerüsts und für Transportkosten 57 Taler 25 Oren groschen vergütet wurden. Der Ostritzer Bürger Joseph Jakob yolte das Fallbeil mit einem Fuhrwerke von Zittau ab, worauf es auf den Wiesen gen Leuba ausgestellt wurde. Der Zimmer meister August Püschel errichtete eine Tribüne von 10 Ellen Länge, 6 Ellen Breite und 2tz^ Ellen Höhe. Der Schlosser Joseph Dittrich, der die „(Maschine mit dem Fallbein sauber abgeputzt und eingeschmiert", erhielt 14 gute Groschen Ver gütung. Das Schafott selbst wurde drei Nächte von den oürgern Anton Hiltfcher und Franz Ebermann bewacht. Da meldete am 5. Dezember morgens der Gerichtsdiencr Rücker, daß die Wiesen infolge des anhaltenden Regens über schwemmt seien und die Hinrichtung nicht stattfinden könne. Nun sollte sie auf dem Viehmarkte (Untermarkt) vollzogen werden, allein die Anwohner erhoben Einspruch. Schließlich baute man das HinrichtungSgerüst auf der dem Maurermeister Jakob gehörenden Wiese hinter dem Scheunenhofe am Vieh markt auf. Am 6. Dezember früh ^9 Uhr wurde Krause in einem offenen Wagen vom Gefängnis abgeholt. Kavallerie und Infanterie begleitete den Wagen. Pastor Götz aus Leuba hatte dem Delinquenten zuvor im Gefängnisse das Abendmahl gereicht. Vor der Richtertribüne ließ man den Verurteilten absteigen. Justitiar Riedel hielt eine Ansprache, in der er Namen, Verbrechen und Strafe des Verurteilten bekannt gab mit dem Wunsche, daß Gott ihm ein gnädiger Richter sein möge. Krause verrichtete laut das Gebet, das ihm Pastor Götz vorsprach. Ohne Widerstand ließ er sich auf das Bretl festschnallen. Das Fallbeil sauste hernieder. Der irdischen Ge rechtigkeit war Genüge getan. Tausende von Manschen waren