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168 6ren2l3näOberl3usiH Nr. 7 Der ri^o^itz sm I^e^js^smoi-Ze^ 1?5? Von Julius Rolle, Dresden Jin 2. schlesischen Kriege (4744—4745) leistete Sachsen der Kaiserin Maria Theresia Wnffenhilfc. Friedrich d. Große, der die Österreicher bei Katholisch-Hennersdorf geschlagen hatte, rückte mit seinen Truppen im Tale der Neiße vor. Auf drei Brucken überschritt er bei Radmeritz den Fluß und ritt durch Lcuba, wo er durch Pastor Tollmann begrüßt wurde. In Ostritz übernachtete er im Bierhofe des Elias Keßler, heute Hotel „Zum Löwen". Die Abtissin von St. (Marienthal, Theresia von Senftlcben, ließ den Preußcnkönig eigens begrüßen und ihm Erfrischungen überbringen. Wenige Tage darauf trat jedoch die preußische Armee den Rückmarsch in Richtung Görlitz an. Im 3. schlesischen Kriege (4756—4763) ballten sich die Kriegswolken drohend über unserer Heimat zusammen. Nach dem am 30. August 4756, morgens 2 Uhr, Görlitz durch eine Abteilung preußischer Husaren überrumpelt worden war, zogen Heercsabteilungen an der Neiße aufwärts und besetzten Lcuba, Ostritz, Maricntbal. Österreichische Reiter schwärmten bis au die User der Neiße und beunruhigten fortgesetzt die preußi sche Besatzung. Kroaten und Panduren erzwangen am 26. November 4756 den Übergang über die Klosterbrückc, die von den Preußen mit „spanischen Reitern" verbarrikadiert worden war. Erst am 6. Dezember gelang cs, die Klosterbrücke wieder in preußische Hände zu bringen. In der Silvesternacht 4756 wurde der Überfall auf die preußische Besatzung zn Ostritz vorbereitet. Am 34. Dezember, abends 6 Uhr, sammelte sich in Friedland die österreichische Heercsabteilung, die für den Überfall eingesetzt werden sollte, 6 Kompagnien Kroaten und 200 Husaren unter der Führung des Generals Graf Lacy und der Obersten Kleefeld, Mnt- rowskv und Landon. Um über die verschneiten Fluren sich ungesehen der Stadt Ostritz nähern zu können, hatten die Kroaten weiße Hemden über die Uniformen gezogen und weiße Tücher nm den Kopf geschlungen. Doch schienen Ge rüchte über den geplanten Angriff zu Ohren des Befehlshabers der preußischen Besatzung von Ostritz, des INajors von Blumenthal, gekommen zu sein: denn an dem genannten Tage wurden ans dem Ncarktplake Alarmquartierc bezogen nnd an der Neiße — jetzt alte Neiße genannt — ein vermehrter Postendienst eingerichtet. Ostritzer Einwohner mußten den Fluß durch Aufhacken eisfrei halten. Trotz aller Vorsichtsmaßregeln überschritten in der vierten Morgenstunde des 4. Iannar 4757 die Österreicher die Neiße. Die zum Überschreiten nötigen Lauf bretter hatten sic auf Schlitten mitgcbrachk. In kurzer Zeit wurde die aus 200 Nkann bestehende preußische Besatzung überwältigt — 4 Offizier und 43 (Mann waren zuvor zum Schutze der Klosterbrückc abkommandiert worden. Nkajor von Blumenthal wurde vcrschcntl'ck dnreb einen Kanonenschuß von seinen eigenen Leuten getötet. Der Rest der Besatzung wurde schließlich auf dem Ktkebhofc und in den anlieaenden Gasten zusammcngedrängt und kämpfte in erbittertem Hand gemenge mit den Kroaten. Von den Preußen waren 44 (Mann gefallen nnd 6 verwundet, llntcr den Überlebenden befand sich auch der Dichter Ewald Ehristian Kleist (gestorben am 24. August 4759 an der in der Schlacht bei Kunersdorf er littenen Verwundung), der diese Einzelheiten von dem Über- fallc zn Ostritz in einem Briefe seinem Dresdner Freunde berichtete. Gleichzeitig mit dem geschilderten Überfall erfolgte ein Angriff auf die Klosterbrücke zu St. Marienthal durch eine etwa 400 Mann starke Kroatenabteilung unter Führung Lauvons. Er scheiterte an der (Wachsamkeit der preußischen Be satzung. Preußische Truppen aus Görlitz und Bernstadt vertrieben die Österreicher. Die Ostritzer Besatzung selbst wurde nm 500 (Mann verstärkt. All diese (Maßnahmen konnten jedoch nicht verhindern, daß die Österreicher im kommenden Jahre mit größeren Truppcnverbändcn die Neiße überschritten und ein großes Lager bezogen zwischen Ostritz, Dittersbach und Tauchritz mit dem Hauptanarkier in Ostritz. 181Z Von Julius Rolle, Dresden Von Napoleons großer Armee kehrten nur klägliche Trüm mer in die Heimat zurück. Auch durch Ostritz zogen vereinzelte Truppenteile, zumeist sächsische Krieger. Allerhand ansteckende Krankheiten, wie Typhus und Kriegsficbcr, bildeten ihre Ge folgschaft, so daß im März nnd April 4643 zahlreiche Be wohner unserer Stadt den Seuchen erlagen. Man beerdigte die Verstorbenen in abseits gelegenen Gräbern, im sogenannt?» Pestloch unweit des Totengräberhauses am katholischen Kirch Hof. Bemerkt sei, daß ans Ostritz der Tischler Anton Pfalz am Feldzuge nach Rußland teilgenommen hat. Napoleon hatte trotz der schweren Niederlage bald wieder neue Armeen auf die Beine gebracht und stand im Herzen Deutschlands. Unsere Heimat litt damals schwer unter der Last der Durchmärsche, Kontributionen und Einquartierungen. Am 3. April 4843 traf Theodor Körner mit den Lützowern von Lauban her kommend im Stift Ioachimstein bei Radmeritz ein Nach der Schlacht bei Bautzen ^20. und 24. Mai) verfolgten französische Truppen die sich langsam zurückziehenden Preußen nnd Russen nnd drängten sie über die Neiße. Kaiser Napoleon l. ritt am 49. August in Begleitung des Generals Mnrat in mitten seiner Truppen durch Ostritz in Richtung Zittau. Ganz unerwartet erschien er bereits am nächsten Tage in Görlik von wo aus er in Richtung Lauban— Löwenberq weiterzoq. Bereit' in den ersten Septembertagen tauchten russische Kosaken ans nnd bezogen in Ostritz Ouartiere. Truppenbewegungen und Plänk' leien steigerten sich von Taa zu Tag. so daß sich eine bange Stimmung der Ostritzer Einwohnerschaft bemächtigte. Man erwartete mit jedem Tage den Beainn schwerer Kämpfe. Doch das drohende Unheil zog vorüber. Die Russen wurden über vic Neiße gedrängt, zuerst bei Radmerik. Am 6. September bran > ten Kosaken die Klosterbrücke zu St. Marienthal ab. Flng- fener vernichtete dabei 8 Häuser von Klostersrciheit unmittelb.ir an der Neiße. Am 7. September hakte sich die Lage derart gestaltet, daß die Russen das reckte, die Franzosen das linke Neißeufer besetzt hielten. Der Schreiber der Schützenbrudcr- sckaft berichtet kurz, daß in jenen Septembertagen etwa 80 000 Rußen nnd Preußen durch Ostrik marschiert leien. Am 8. Sep tember erschien General Blücher zn Ioacknnstein. (Wenn es auch anfangs schien, als ob sich nm die Ncißeübergänge größere Kämpfe entwickeln wollten, so entspannte sich doch die Lage lanasam. Die Franzosen wurden westwärts riirückaedränak. Alles atmete ans, als der 2. Pariser Friede am 20 Novem ber 4845 der Willkür Napoleons ein Ende bereitete. In Ostritz feierte man den Frieden und die Rückkehr unseres Landesherrn, des Königs Friedrich August des Gerechten, ans der Gefangen schaft durch einen Festzng der Schützenbrnderschaft und der Schuljugend. -»