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Nr. 7 6ren2l3nZOderl3Usitz 159 ^ussIte^en6ekc!iic!itec?Ss8tsc!tO^tz!)Z8ium16.-!2^!ill^clC5L Don Pfarrer Dichard Doehler Dis Geschichte der fast mitten zwischen den beiden bedeutenden Sechsstädwn Görlitz und Zitwu an der Neiße gelegenen Landstadt Gstritz hat bisher eins ur kundlich wissenschaftliche Behandlung nicht gefunden i). Dies hat den Verfasser der folgenden Darstellung ver anlaßt, sich seit fast vier Jahrzehnten um die urkund lichen (Duellen zu bekümmern. Wcir ihm bei seinen ersten Nachfragen nach solchen Guellen an Ort und Stells fast stets geantwortet worden, daß gelegentlich der wiederholten großen Brände des Städtchens sämt liches urkundliche Material zu Grunde gegangen sei, so zeigte sich bei eifrigem Weitsrforschen doch bald die Än- richtigkeit dieser Behauptung. So gelang es im Laufe dec Iahre, nicht nur sämtliche alte Innungs urkunden, sondern auch die älteren Stadtbücher (das älteste angekohlt), die Schützenurkunden und manch anderes geschichtliche Material aus Privathand ans Licht zu bringen und einer Prüfung zu unterziehen. Von größter Bedeutung aber war es, daß das alt ehrwürdige Klosterstift 6t. Marienthal durch das Entgegenkommen seiner Leitung dem Verfasser erst malig in verständnisvoller Weise mit großem Vertrauen die kostbaren Originalurkunden seines Archivs zugänglich machte 2) und somit ermöglichte, die älteste Geschichte auch der Stadt Gstritz zu beleuchten, welch letztere im Entstehen und Bestehen mit dem Kloster selbst im engsten Zusammenhang sich befindet. Weiteren ur kundlichen reichen Stoff boten die Archive der Stadt Görlitz mit ihrem zahllosen Nrkundenmaterial (Städte- und Gerichtsbücher, Äatsrechnungen, Missivbücher u. a. m.), wie sie uns in seinen zahlreichen wertvollen Arbeiten (vergl. Guellen >ur Geschichte der Stadt Gör litz bis 1600. s19O9j) Dc. Dr. ^echt erschlossen hat, das Haus- und Hofarchiv zu Wien, das Hauptstaatsarchiv zu Dresden und zahlreiche Nrkunden aus Privathänden (für die Innungen und die Schützsnbcüdecschaft). Im vorliegenden soll nun für die Zwecke eines 700- jährigen Jubiläums der Stadt Gstritz, das zu feiern man beabsichtigt, ein Blick in dis ältere Geschichte der Stadt eröffnet werden. Dabei bleiben die kirchlichen Ver hält nijjeunberührtund anderer Darstellung über lassen. Die Geschichte der Stadt Gstritz bis zum Ende des 12. Jahrhunderts ist ebenso wie die der üb rigen Ortschaften des Weichbildes Zittau 3) in ein Wohl 9 Der fleißige Schönselder in feiner „Geschichte von Marisn- thal" und der hervorragende Aittausr Chronist 54. Pescheck in seinen „Fragmenten einer Geschichte von Gstritz" im „Neuen Laus Maga zin" 1856, Dd. 32, 6. 61 ff. haben einen sür ihrs Aeit anerkennens werten, aber mangels der archivalischen Griginal-Nnterlagen unvoll endeten Versuch gemacht. Au den Dau- und Kunstdsnßmölern s. Gurlitt, „Dau- und Kunstdenkmäler von Sachsen" Hest9 (Amtshauptmannichap Aittau) 6. 146 ff., wo besonders die kathol. Pfarrkirche eingokend beschrie ben ist. — Daselbst auch Skizze der Stadtanlage. 6.166. 9 Doehler: „viplomstsriuin Vsilis 8. bwrise etc." im „Neuen Laus. Magazin", Dd. 78» Heft 1. Görlitz 1962. ') S. besonders darüber die wertvolle Arbeit von Seeliger: „Das Land Aittau. ein alter Dssiandteil der Gberlausitz" im „Neuen Luus. Magazin", Dd. 103 (1927), 6. 61 ff. kaum jemals aufzuhellendes Dunkel gehüllt, soweit wir dabei von den Ergebnissen prähistorischer Forschungen und Fundes hier absehen. Wie überall in der Ober lausitz, wohnten dis ins 11. Jahrhundert in unseren Ge genden wendische Völkerschaften. Nachdem diese in lan gen und blutigen Kämpfen von den deutschen Königen nach Osten zurückgedrängt worden waren, wurde das eroberte Land deutschen Adeligen zu Lehen gegeben Es begann bald eins rege deutsche Besiedlung durch Westdeutsche Kolonisten, Bürger, Handwerker und Ackerbauer. Von da an erst treten die einzelnen Ort schaften nach und nach in das Licht dec Geschichte. Das gilt auch von unserm Gstritz 5). Seine ältesten urkundlich bezeugten Grund herren waren die Burggrafen von Donyn (Dohna) auf Grafenstein. Diese Donyn trugen ausgedehnte Be sitzungen im Elbetal, dis sie nach und nach zu ihrer Stammburg Dohna hinzuerwarbsn, teils von dcn Markgrafen und Bischöfen von Meißen, teils von den Königen von Böhmen zu Lehen. Daher kommen sie seit dem 12. Jahrhundert ebenso in böhmischen wie in meißnischen Nrkunden besonders als Zeugen im Ge folge ihrer Landesherren sehr häufig vor. Zu jenen Gütern erhielt nun ein Burggraf vo" Dohna auf Grafenstein von dem Könige von Böhmen auch die Herrschaft Gstritz an dec Neiße in dem Weich bild Aittau zu Lehen 6). Wir vermuten, daß das be reits Gtto(I.) von Donyn gewesen sei, mit dem wir da her die Äeihe dec Burggrafen von Donyn in der ober- lausitzer Geschichte beginnen. Derselbe war 1230 noch am Leben, schon 1238 aber war eine Adelheid, dec Klostertradition nach eine geborene Burggräfin von Donyn, die erste AbbatWn in dem kurz vorher (W34) von der Königin Kunigunde von Böhmen auf Grund und Boden des zur Herrschaft Gstritz gestifteten Klo sters Marienthal. 1241 übte ein Heinrich, Sohn des Burggrafen Otto von Donyn und dessen Erbe, lehns- berrliche Äechte in der Herrschaft Gstritz aus. 9 Au dem Veensmännelbsrgs bei Gstritz f. besonders Prsusker Vaterl. Vorzeit I 6.38 ff. und Müller im N. Lauf. Mag., Dd. 103, 6. 61 ff. 9 Das csstcllnin Ostrusns, das Kaiser Heinrich II. dem Meißner Bischof im Jahre 1667 mit allem Aubehör schenkte, soll nach Seeliger (Heimatkunde de» Vereins für Gefchichle des "Zeschken- und "Zf^gaues, "Zahrg. 17, Heft 1, S. 91) Gstritz gewesen sein. — Dagegen siehe Meiche. Gbsrlauf. Grenzurk. vom 1241 im N. Lauf. Mag , Dd. 84, S. 148 und 236 f. Der Durgward Dol- gowitz an der OstrvLNirs — Ostrusns. Gstritz kam aller dings erst 1241 zum Lande Aittau und damit zu Böhmen. Vorher gehörte es zum Aagost (meißnisch), siehe Sssiigsr a. a. G. 6. 9. S. auch Seeliger a. a. G. 3ahrg. XV. Nr. 4, 6 121—123. „Das Land Aittau bis zum "Zahrs 1319" und ebenda f. "Zahrg. XVI, S. 1 und 6. 93f. Vergl. auch "Zecht, Neuss zur Gbsrlausitzer Grsnzurßunde im N. Laus. Mag., Dd. 95 (1919), S. 86 f., der dort jagt: „Dieser Durgward (— Dolgowitz) ist nach Meiches überzeugender Nnter- suckung gleich dem csstsllun Ostrurns in der Nrkunds von 1006 (1007)." Lbendaj.: „Das Land Aittau hat nicht zum Aagost ge hört. Das Aittausr Land war zur Aeit der Grenzurkunde 1241 böhmisch und ist es noch beinahe 100 "Zähre geblieben. Der Aittausr Sprengel war ein Dssiandteil des Erzbistums Prag." 9 Vergl. Knoths: „Die Burggrafen von Dobna auf Grafen stein" (in Webers Sachs. Archiv. N. F. 1, Seite 215).