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70 Okerlausitzer^eimatreituog 4 6ec!äc^>ti^i8l'eiei' I-Oi" Di-. !"!em!<e sm Dieristag, 10./^pn!, im ätastsi-eslZymnasium Zittau Wiederum stand ein Schulanfang unter dem Zeichen der Trauer nm einen lieben Amtsgenosten und hochgeschätzten Lehrer. Auf der Höhe rastlosen Schaffens wurde Studienrat Dr. Heinke jäh dem Leben entrissen. Seinem Gedächtnis galt die erste Stunde des neuen Schuljahres. Zu Beginn der Tranerfeier sang Studien rat Dr. Rein stein „lMitten im Leben sind wir mit dem Tod umfangen", von Professor Stöbe auf dem Harmonium be gleitet. Studienrat Schlurick betrachtete das erschütternde Geschehnis im Lichte der heiligen Schrift und verlas die Worte des Apostels Paulus über den unbekannten Gott, die der Apostel zwischen den Säulenhallen und Iltarmortempeln zu Athen auf dem Areopag sprach. Wenn Paulus sagt: „Zn ihm leben, weben und sind wir", so paßt dieses Wort wie kein anderes auf den Verstorbenen, der mit allen Fasern seiner Seele in der Schöpfung Gottes lebte und für den als höchstes Glück des denkenden Menschen galt: Das Erforschliche erforscht zu haben und das Unerforschliche ruhig zu verehren. In der Erkenntnis der Richtigkeit und Ungewißheit unseres irdischen Daseins hob der Redner das Sterben des Getreuen, Unver geßlichen, des Lehrers und Freundes heraus aus der Enge und Erdenschwere menschlichen Schmerzes und stellte es hinein in das Licht des Zesuwortes aus dem Zohannesevangelium Ka pitel 5, 24 und 29, und Kapitel 6, 35; 37 bis 40. Die feierlichen Klänge des Air von Bach, das Studienassessor Oppitz auf dem Violoncello bortrug, von Studienassessor Weber begleitet, führten hin zu der Gedächtnisrede des Rektors. Oberstudiendirektor Dr. Hunger leitete seine Gedächtnisrede für den so jäh aus dem Leben gerissenen Lehrer und Amts genosten Dr. Heinke mir den Bibelworten ein: Was suchet ihr Lebendigen bei den Toten? Denn lebendige Kraft war es und wird es bleiben, die aus seiner Arbeit sprießt, einer Arbeit, die nicht durch persönlichen Ehrgeiz angetrieben ward, sondern die aus der Tiese einer Persönlichkeit als Erfüllung des eigenen Wesens entsteht. Und hierin liegt das Unersetzliche des Ver lustes, den Schule und Heimat erleiden. Seine Arbeit, be reichert durch die Fülle des Lebens außerhalb der Schule, stoß stets wieder zur Schule zurück. In allen Volkskreisen hat der Verstorbene es verstanden, die Heimatliebe zu vertiefen und hat stets an dem gearbeitet, was Aufbau an der Volksgemeinschaft im besten Sinne heißt. Einen erfahreneren Führer, der zugleich die Sprache des Volkes verstand und sprechen konnte auf dem Gebiet Volkstum und Heimat, wird es nicht wieder geben. Aber nicht nur mit der Schule selber, auch mit den ehemaligen Schülern war der Verstorbene durch seine stets treibende Krast verbunden. Die stete Anhänglichkeit ehemaliger Schüler an ihren verehrten Lehrer gaben beredtes Zeugnis davon. Aber legten selbst die Menschen nicht Zeugnis ab ob des reichen Schassens und Wirkens dieses Manschen, so täten es die Steine nach dem Wort ans dem Lukasevangelium: Wo diese werden schwelgen, so werden Steine reden. Am stärksten und eindring lichsten wohl an seiner Lieblingsstätte im Heimatmuseum, dieser großzügigen Verbindung von Schule, Lehre und Leben! Von diesem Heimatmuseum sagt der Verstorbene in seinem Aufsatz zur 75-Zahr-Feier deö Staaksrealgymnasiums, daß es ohne die tätige Mithilfe der Jugend in so kurzer Zeit und bei so beschränkten Mitteln nicht zustandegekommen iväre. Hier hat sich die Schülerschaft durch das Vorbild ihres Lehrers über die Klassengemeinschaft hinaus in den Dienst der großen Schul gemeinde gestellt und über dies hinaus in den Dienst einer großen Sache, die ein Glied in der Kulturgemeinschaft unseres Volkes bedeutet. „Dienst am Volke", sagt der Verstorbene in dem angeführten Aussatz, „ist das letzte, oberste Ziel. Freudige, lebenssprudelnde Arbeit ist gegründet auf dem Zungborn aller Kraft: auf die Liebe zu Volk und Heimat und auf die Heran wachsende, vorwärtsdrängende Zugend". Stets strebte sein V2an- derdrang über den engen Kreis der Heimat hinaus, um durch neues Wissen wieder für die Heimat zu wirken. Und so schloß dieses reiche Leben ab ans dem Höhepunkt einer Reise und ans dem Höhepunkt seines Schassens, nach Vollendung seines Lieb lingswerkes, des Heimatmuseums: Der schaffende Geist aber, der in diesem Menschen wirkte, ist etwas Unzerstörbares, der neue Ernten treiben wird. Die Gedächtnisfeier klang aus mit den ernsten Klängen des „sscce quomc>clc> mocilur juslus". Zn der nächsten Ausgabe wird über den Lebensweg des lieben Dahingeschiedenen ausführlich berichtet werden. D. Schriftltg.