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HP. 3 Oketlsusitzets-jeimatreitung 59 selten aufgeführt werden. Außerdem wandelte sich bald der Geschmack, und die reichfigurierten (Melodien, die oft den Tert nicht einmal gebührend berücksichtigten, wurden als unkirchlich abgelehnt. (Man hört deshalb hie und da nur noch ein Lied, z. B. das Grablied „Im Grabe ist Ruh". Seltsamerweise sind in des Komponisten Heimat überhaupt keine Handschriften von ihm mehr vorhanden. Durch seine zahlreichen Freunde scheinen die Werke, die als gute kirchliche Gebrauchsmufik da mals sicher sehr begehrt waren, weit zerstreut worden zu sein. Nun ruhen sie jedenfalls verstaubt und unbekannt in alten Schränken. Gedruckte Werke sind dem Verfasser bis jetzt ebenfalls noch nicht zu Gesicht gekommen. Am 6. Oktober 1807 verheiratete sich Klauß mit Jo hanna Franziska Kretschmer aus Grunau und fand in ihr über 25 Jahre eine liebevolle und verständige Lebensgefährtin. Die einzige Tochter Klara hatte vom Vater hohe musikalische Befähigung geerbt. Sie spielte ebenfalls sehr gut Orgel, und bei vielen kirchlichen und weltlichen (Musikaussührungen jener Zeit wird sie als Solistin oder Choristin erwähnt. In ihrem Tagebuch hat sie uns Proben ihrer französischen Sprachkennt- uisse hinterlassen. Noch rm besten (Mannesalter wurde Klauß'es unermüdliche Arbeitskraft durch ein schmerzliches Hämorrhoidalleiden gelähmt, ärztliche Kunst konnte ihm keine Hilfe bringen, und so schied er denn am 1. (März 1834 aus dieser (Welt. Am Begräbnis offenbarte sich noch einmal seine Beliebtheit, denn außer der fast vollzähligen Heünakgemeinde folgte eine überaus große Zahl Fremder dem Sarge, darunter allein 35 Schullehrer aus der Lausitz und aus Böhmen. Alle beim Begräbnis und anschließenden Gottesdienst verwendeten Gesänge entstammten der Feder des Vollendeten. Ein schlichtes Grabmal vom Bild hauer Josef Gareis aus Ostritz — dem ältesten Bruder des berühmten (Malers, der das Geltendorfer Altarbild schuf — zeigt noch heute die Stelle, wo Joseph Klauß seine letzte Ruhe- stärte fand. IVsugott von Oers^o^k ein Oberlausitzer Gelehrter, Förderer von (Wissenschaften und Künsten, (Mitbegründer der Oberlausitzischen Gesellschaft der Wissenschaften in Görlitz und edler (Menschenfreund. (Ein Gedächtnisblatt zu seinem 190. Geburtstage am 20. März 1934) Von Dr. Paul Arras Als ein würdiger Sproß einer uralten Oberlausitzer Adels familie, deren (Mitglieder einst überall in den Sechölanden saßen, wurde Adolph Traugott von Gersdorff am 20. März 1744 zu Nieder-Rengerödorf am Oueis als Sohu des Königlich Polnischen und Kurfürstlich Sächsischen Obersten der Kavallerie Karl Ernst von Gersdorff und seiner Gattin Johanne Eleonore, einer geborenen Baroneste von Richthofen, geboren. Diese übernahm, da ihr Gatte schon am 21. Juni 1745 im Alter von 56 Jahren starb, zunächst die Vormund schaft über das erst Jahre alte Söhnchen; sie hat wohl da auf seine Eigenart am meisten eingewirkt. Im Jahre 1750 schloß sie eine neue Ehe mit dem sächsischen General und spä teren Kriegsminister in Dresden, Carl August von Gers dorff. Er trug Sorge für die wissenschaftliche und künstle rische Ausbildung seines Stiefsohnes. Da dieser im elterlichen Hause erzogen wurde, hielt er ihm nicht weniger als sechs Hauslehrer zu gleicher Zeit. Unter ihnen nahm der spätere Fürstliche Hofrat in Dessau, Friedrich Köhler, als Hofmeister die leitende Stelle ein. Ein anderer Lehrer war der Magister Hoffmann, der ihm Lateinstunden gab und später Rektor der Fürstenschule zu Grimma wurde, während der Dresdner Hof maler Müller ihn im Zeichen unterrichtete. Daß auch nach der Sitte der Zeit der französische Sprachmeister nicht fehlte, ist selbstverständlich. Der. Knabe erhielt keinen Unterricht in der deutschen (Muttersprache, die ja damals nur die Sprache der bürgerlichen Kreise und der Dienstboten war, keinen Unter richt in der vaterländischen Geschichte, was bei der damaligen Zerrissenheit Deutschlands erklärlich ist, keinen Unterricht in der Erdkunde und den vielen Zweigen der Naturwissenschaft. Und dennoch hat von Gersdorff später, als Jüngling und Mann, gerade diese Disziplinen mit Erfolg und Eifer ge trieben und insbesondere steh eine für die damalige Zeit große naturwissenschaftliche Kenntnis erworben, so daß er eine stattliche Zahl von Abhandlungen meteorologischen, astrono mischen, mineralogischen und physikalischen Inhaltes veröffent lichte. Nach vorübergehendem Besuche des Görlitzer Gymna siums bezog er, 17 jährig, in Begleitung seines Hofmeiste rs Köhler die Universität Leipzig. (Mik Eifer hörte er hier bei be rühmten Lehrern Vorlesungen und legte die Grundlagen für seine späteren naturwissenschaftlichen Lieblingsstudien. Hier be suchte er auch Vorlesungen über Universalgeschichte und römi sche Altertumskunde bei dem berühmten Philologen Ernesti und hörte die moralphilosophischen und literarischen Kollegien Gel lerts, der damals aus der Höhe seines Ansehens und Ruhmes stand, und besten Lieblingsschüler er wurde. Die Sammlungen der Oberlausitzischen Gesellschaft der Wissenschaften in Görlitz bergen noch Briese zwischen ihm und dem Dichter, die von einem rührcnvcn Verhältnis des jungen Studenten und des gereisten Mannes erzählen. Da schreibt z. B. dieser 1767: „Leben Sie wohl edelmütiger Jüngling, zu Ihrem Glücke, zum Glücke vieler (Menschen und zur Ehre Gottes, der Ihnen eine so gute Seele gegeben und eine so glückliche Erziehung geschenkt hat. Ich liebe und ehre Sie, wünsche Ihnen bald eine tugendhafte und liebreiche Gehilfin Ihres Lebens und bin, so lange ich lebe, Ihr Freund und aufrichtiger Diener Gellert." Von Gers- dorfss Leipziger Aufenthalt wurde durch eine Reise nach dem Sächsischen Erzgebirge unterbrochen, die er vornehmlich im uatnrwissensebastlickcn Interesse unternahm. Im Jahre 1767 beendete er seine Universitätsstudien, ent ließ seinen treuen (Mentor Köhler und kehrte zurück nach sei ner Oberlausitzer Heimat, und zwar zunächst nach (Messers dorf bei Wigandöthal, das nur wenig über eine Meile von seinem Geburtsorte Rengersdorf entfernt liegt, und das 1658 ein Vorfahre (Wigand von Gersdorff gekauft hatte. Am 22. Juni 1767 legte er hier den Grundstein zu dem noch jetzt bestehenden schönen Schlosse (Messersdors. Der Bau zog sich lange Zeit hin N Im Jahre 1769 starb von Gersdorsss (Mutter. Am !6. Oktober 1770 vermählte er sich in Bautzen mit Rah-l Henriette von Metzrat aus dem Hause Malschwitz und nahm seinen Wohnsitz wieder in Nieder-Rengersdorf. Hier ver brachte er die folgenden 19 Jahre. Zu seinem großen