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54 O^erlausitzer^Ieimatreitong Z cmen Knaben lehren, strich er die Woche 6 Pf. ein (vielmals auch nicht), bei Besuch der Kranken einen Groschen. Wenn eins von der Herrschast starb, bekam er das weiße Leichentuch. Die Entrichtung dieser niedrigen Gebühren war sür den Schulmeister Lebensnotwendigkeit, und er rächte sich, wenn er nm diese Beträge geprellt wurde. Sv steht im Tausbuch 1640 geschrieben: „Den 29. Julius wart Kaspar Roselten ein jun ger Sohn mit Namen .... getaust. Dveil mir aber der undankbare Bogel meine Gebühr nicht abgegeben, habe ich die Paten nicht ausgezeichnet." Auch wurden die Einträge dann wieder gestrichen. 1768 wurde die erste Schule, vermutlich ein Bauernhaus, das auch aus dem heutigen Grundstück stand, niedergerissen, oa sie der zunehmenden Kinderzahl nicht gewachsen war. Ein neues Haus mit massiven Mauern wurde ausgesührt. Aber Anfang des 19. Jahrhunderts trat wiederum Schulraumiot ein, da die Schulkinderzahl wie nach jedem Kriege zunahm und der gesetzliche Schulzwang eingesührt wurde. Deshalb wurde 1826 noch eine zweite Schulstube und ein Raum für linen Hilfslehrer eingerichtet. Die Zahl der schulpflichtigen Kinder betrug 1840 270 (1984 nur rund 100 mehr!). Die Besoldung des Schulmei sters war inzwischen durch Legate etwas erhöht worden. D.e Naturalleistungen der Einwohner wurden abgelöst. Das Ab lösungskapital betrug sür Taubenheim 3344 M. Das Kirch- schullehnsland bewirtschaftete er nicht mehr selbst, souoern ver pachtete es. Zur Schule gehörten 1840 2P2 Acker Feld unö Acker ALiesewachs. Die Herrschast zahlte für arme Schul kinder jährlich 18 Taler in die Schulkasje und gab außerdem noch 3 Klaftern Scheitholz zur Befeuerung der Schulstuben. In den 80 er Jahren des vorigen Jahrhunderts wur.ie dieses Schulhaus, das sehr viele hygienische Rtängel aufwirs, abgerissen, um einem neuen, durch die steigende Kinderzahl be dingten geräumigen Bau Platz zu machen. Während der Bau zeit wurden die Kinder in Noträumen untergebracht. Am 6. November 1883 wurde das neue Schulgebäude geweiht. Kapellmeister Zumpe, ein Ortskind, komponierte eine Weryc- kantate. Kirchschullehrer Große erhielt den Kantortitel. Durch Umbau von Wohnräumen wurde die Klafsenzimmerzahl von vier später auf sechs erhöht. Der Schulorganismus, der bei vier Lehrern achtklasstg gegliedert war, wurde im Laufe >er Zeit weiter verbessert. Heute wirken an der Schule fünf stän dige und zwei nichtständige Lehrer. Von 8euclien, !^Iot un<Hoc! in Tsukenlieim Älteste Kunoe über Taubenheims Geschicke vermittelt uns ver Eod. Lus. sup. Born INai/Juli datiert ein chronikalischer Bericht über die Beteiligungen der umliegenden Dörfer an den Befestigungen Bautzens in der Zeit der Hussitenkriege. Die Befestigungen betrafen hauptsächlich den Graben und den Wall vor dem Reichen- und dem Lauentore. „Den Montag post Trinitatis (19. Mai) haben des Domkapitels 98 Bauern geholfen. — Leuthhard von Pannewitz 70 Bauern 2 Tage von dem roten Turme bis an den Strehlischen. — Feria 4 post Urbani (28. Mai) Heinrich von Rauschendorf miles mit 35 Personen 1 Tag. — Eodem die Paul und Hartwig von Kup- peritz mit 78 Mann 1 Tag. — Eodem die Hans von Kupperitz von Taubenheim mit 45 Bauern l Tag. — Item Nicol Jaginger von Sohland 60 Bauern 1 Tag." Wienn Taubenheim vielleicht von den Hussiten verschont blieb, so hat es im 30 jährigen Kriege um so mehr gelitten. Der Ort war entvölkert, die Bauerngehöfte niedergebrannt. Der Flurname in Obertaubenheim „das wüste Albersche Gut" erinnert noch an diese schreckliche Zeit, und vielfach muß noch in den ersten Jahrzehnten nach dem 30 jährigen Kriege der Rittergutsherr auf seine Kosten Bauernhöfe aufbauen, Bich, Ackergeräte und Saatgut geben, um überhaupt wieder Bau um anzusetzen. Bon den Opfern einer vertierten Soldateska wird uns nichts berichtet, da die Kirchenbücher erst nach dem 30- jährigen Kriege angelegt worden sind. Jedoch verzeichnen ste Märtyrer der Gegenreformation, einige Exulanten: Alexander Köppler aus Sulowitz, gestorben 1654. In den „Tauben heimischen Denkwürdigkeiten" steht an erster Stelle geschrie ben: „anno 1654 den May ward einem gewissen Pachtherrn Namens Alexander Köppler von Sulowitz, gewesenen Heren zu Groß-Lippen in Böhmen, ein Leichenstein vorm Altar ge legt. Dieser Herr ist wegen der Religion von seiner Herrschaft gewichen, und alles, was er hat gehabt, um der Lehre und der Ehre Jesu Christi willen freiwillig übergeben." Der Leichen stein ist leider nicht mehr aufzufinden. Taufbuch 1652: Am Tage Maria Magdalena warst Hans Tetschuer leinweber und auögewichner exulant von Gchluckenau ein junger Sohn mit Namen Matthäus getauft. Den 9. August wardt Hans Röttigen ausgewichenen lein- weber von Schlnckcnau eine junge Tochter mit Namen An nam getauft. Taufbuch 1654: Am Tag Maria Magdalena ward Christoph Borschen von Kayserswalda, so sich an izo wegen der greulichen Verfolgung in der Pommerschen Mühle auf hält, eine junge Tochter mit Namen Sabina getauft. 1697 den 17. Septcmbric ward Anna Bartschen, wei land Christoph Bartsches, exulantes von Schirgiswalda, her nachmals Pachtinwohners allhier Hinterbliebene fWittibe mit einer Leichenpredigt christl. zur Erven bestattet. Der unselige Religionskrieg war in seinen surchkbaren Auswirkungen noch recht fühlbar. Sittenlosigkeit, llnreinlich- keit, Unterernährung und Hunger, wie ste lang andauernde Kriege mit sich bringen, unterstützten das verheerende Auf treten von Seuchen aller Art, insbesondere der Pest. Bor 250 Jahren, 1680, hielt diese Bolksgeißel des Mittelalters auch ihren Einzug in Taubenheim. Uber deren Auftreten lesen wir in den Kirchenbüchern folgendes: Anno 1680 den 22. Septembris, suchte der gerechte Gort, unser gemein auch mit der schädlichen Seuche der Pestilenz anheim, daß also innerhalb 4 Wochen 9 Personen starben. Als Anfängl. starb Hans Pietsches, eines Fleischhauers und Pachters in Niederdorf ältester Sohn, hernach das Geschwi ster, sowohl auch Vater und Mutter, zusammen 5 Personen. Item, der Niederschösser, bei Pflaumen 4 Personen. Boni Niederhofe abermals 2 Personen. Den 9. November starb Christoph Freytag, ein Knabe, in etlichen Tagen der andere, innerhalb 8 Tagen starb das 3., nämlich ein Töchterlein. Den 13. Dezember ist Hans Pflaumen ein junger Gesell in Nie derdorf nach dem zuvor seine Eltern und Schwestern, wie oben zu sehen, verstorben, und er 7—8 Wochen in seines Vaters verlassenen Hanse allein zugebracht, auch endlich der Pest ob-