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Z6 Okei-Iausitzei-sZeimat-eitung I^It. 2: sc-rt und Weserbergland mit den rauschenden Buchen unö Erchen? Die Kämme von Erz- und Riesengebirge? Thüringen, das grüne Herz der deutschen Heimat? Oder neigt unser Ge müt zu den kieserbestandenen Heiden, den 4000 Seen, dem wogenumbrandeten Strande von Nord- und Ostsee? Fühlt es sich hingezogen zu der Einsamkeit der Dünen, die aus der Kurischen Nehrung an die Sahara gemahnen? Schlägt unser Puls nicht rascher am Rhein, an der 2Nosel, am N^ain? Sind es die Städte mit ihrer vielhundertjährigen Kultur, die uns in ihren Bann zwingen? Die Burgen, Schlösser und Ruinen als steinerne Zeugen der Geschichte Aber alles das oder Ähnliches gibt es wohl noch anderswo in der Welt. Und trotzdem! Wer über die Grenzen unseres Reiches hinausgekommen ist, weiß, daß das deutsche Land doch etwas sür sich ist, obwohl es im ^Westen und Osten keine natür lichen Grenzen aufweist. Die deutsche Landschaft besitzt ihren eigentümlichen Charakter. Hier sind die Flüsse gebändigt und reguliert und irren nicht wie die Polens, Ruß lands oder der fremden Erdteile durchs Land. Volkreiche Städte reihen sich wie die Perlen einer Kette aneinander. Brücken spannen sich von Ufer zu Ufer; so führen allein über oen deutschen Rhein von der Schweizer bis zur holländischen Grenze fast zwei Dutzend, während über den zehnmal längeren Nil kaum ein halbes Dutzend. Und erst unser deutscher !Wald! Anderswo erheben sich mächtigere Bäume und !Wäl- der. Aber nur der Deutsche fühlt sich fest mit dem Walde verbunden. Einst hat er unseren Ahnen Schrecken und Furcht eingeflößt. Darum haben sie ihn zunächst gemieden. Dann aber wandelte sich die Furcht in Ehrfurcht. 2" den uralten Baumriesen vermuteten sie den Sitz von Gottheiten, im Rau schen der Zweige und Blätter vermeinten sie deren Stimme zu hören. Gleichen diese Banmrecken nicht alten Adelsgeschlech tern, die über ihre Artgenossen hinausragen und von jahr hundertelanger Geschichte, von dem Auf und Nieder der klei nen Menschen erzählen? Die heilige Ehrfurcht vor den Bäu- n en hat sich immer mehr gewandelt in ausgeprägte Liebe zu u V2alde. Darum hegen und pflegen wir ihn und bangen um sihn, wenn Sturm, Rauhreif oder Schneelast reiche Ernte halten. T8o gibt es wieder solche vom Zauber des Märchens umwobenen !Waldwiesen, erfüllt von dem Gesänge der Vögel, dem Schwirren von Käfern und Gaukeln von Schmetter lingen; durchduftet vom Harz der Tannen und Kiefern? Kennzeichnend für unsere deutsche Landschaft ist die innige Vermählung von Natur und Kultur. Die dichte Zusammen ballung von Millionen von Manschen, die Geschichte von zwei Jahrtausenden mußte eine Veränderung des Landschaftsbildes zur Folge haben. Der Deutsche hat die Natur zwar gebän digt, aber nicht — von wenigen Fällen abgesehen — ver gewaltigt. Schau dir einmal die Dörfer an: Hier liegen sie in ter Ebene -—- auSgestreut wie von der Hand des Säman iS —, winzig, klein oder behäbig; dort folgen sie dem Laufe eines Baches; dort klettern sie den Hang hinauf oder sie haben siH keusch und scheu hinter Busch und Vdald verkrochen —. Und gar erst die Städte! Welch Unterschied zwischen einer alten befestigten Stadt mit ihren trutzigen Mauern, Toren und Türmen und Dächern, wo die Vergangenheit zu dir spricht - und einer Groß- und Weltstadt. Da ist kein Schema. Da ist größte Mannigfaltigkeit. Und so ließen sich noch ein Dutzend andere Dinge erzählen, die dir alle bezeugen, daß dem deutschen Land auch ohne natür lichen Grenzen ein eigenes Gepräge anhaftet. Zn seiner Mnn- nigfaltigkeit liegt ein Reiz und eine Stärke unserer deutsch-n Scholle. !Wir wollen sie nicht verwischen und verflachen, ein gedenk eines TLortes, das der Mmister von Gayl vor 4 Hz Zähren sprach: . . . „Die stärksten Kräfte unseres Volkes wurzeln i n Heimatboden und in der Liebe zur angestammten Heimat. Sic sind etwas Heiliges, was des Verständnisses und der liebevollen Pflege bedarf. Der kulturelle Hochstand unseres Volkes be ruht nicht auf der Befruchtung von einer Zentrale, sondern verdankt sein Dasein der Mannigfaltigkeit des Lebens in den einzelnen deutschen Landen." Wär Lusatia-Vereine haben die Pflege der Heimat auf unser Banner geschrieben; die Liebe zu ihr zu wecken und zn erhalten ist unsere vornehmste Aufgabe. Heimat- und Vaterlandsliebe aber fließen ineinander über. Wer also der Heimat treu ist, wird auch ein guter Deutscher sein. Darum stimmen wir in den Ruf: Heil unserer Heimat, nnserm Vaterlande und seinen Führern! D r. H e i n ? e. ^u^tsnc! in V^iltlien Ein altes Aktenstück ist überschrieben: „Acta Publica in Untersuchungssachen wieder Mnthes Rötschken, Bauern Michel Hantuschen, Bauern Hans Budern, Gemein-Schöppen Hans Rötschken, Gemein Schöppen Hans Rötschken, sonst Bader Gemein Schöppen Zacob Markern George Hübnern, Hadersammlern Matthes Herrmannen Martin Miethen Hans Sternen Peter Richtern und Consorten in po. Zusammenrottirung erregten Aufstands, und gewaltthätiger Niederhauung des Holzes auf den Herrschaftlichen Teich Dämmen und was dero anhängig. Ergrimgen vor dem Hochadel. Braunischen Gerichten in !Wilthen ac. 4747. Aus diesem umfangreichen 68 Seiten starken Aktenstück sei nun berichtet: Der Totengräber von !Wilthen Mschel Probst hatte auf den herrschaftlichen Teichdämmen Holz gehauen. Darauf hatte der Gerichtsschöppe Kubitz im Auftrage des Herrn von Braun dem Totengräber mittcilen müßen, daß er unter Strafandro hung dieses auf seiner Wsese liegende Holz wieder an Ort und Stelle schaffen solle. Aber der Totengräber hatte sich ge weigert. Selbst als man ihm doppelte Strafe in Aussicht stellte, weigerte er sich weiter und gab an: „Die Gemein hätt cs ihm verbothen." Am folgenden Tage sollten nun die Hofe- leute auf den Teichdämmen Reisig hacken. Als der Toten gräber Probst mit etwa 20 Einwohnern von Wilthen wieder erschienen war, hatte man sich nicht gescheut, in Auwejenheit des Verwalters und des Vogts ein Bund Reisig wegzuneh men. Als es der Vogt hatte zurücknehmen wollen, war es ihm