Volltext Seite (XML)
Sach vun Exerzierploatz, ar würd glei vernumm, fort dar Schreibt. Noa a Weil koam'r mit an grußn Wiesch, soatzch a o' Loadntofl und froitn Christlieb, wie'r heeßn tat. „An Durf heeßn sä mich oall Christlicbs Ernst," soit'r, „abr eegntlch tu'ch Richter heeßn. Sä kinn abr o glei Christ lieb schreibn, do weeß glei a jeds, war gmeent is." Doas gäng nä. soit dr Schreibt, hie müßt dr richtge Noam stiehn. (Wie'r mit'n Vurnoam heeßn tät. Dr Christlicb soit: „Koarl, su hieß mei Grußvoatr, Gu stav, su toat mei Voatr heeßn und derno noa Ernst. Wu dar Noam har is, wceßch nä. Amend hot'n ock d' Kindrfro azu- gbrucht." Dr Schreibt schuttlt mit'n Kupp und froitn noa'n Rus- noam! ..Doas kimmt druff oa," soit'r, „dr Burnrichtr, woas mei Nubbr is, rukt mich Chriftlieb. Su richtg frsch Gwöhn- l'ch ..Clwistlieb". Dr Adulf, doas is mei Klennstr, seit oalls Voatr übr mich. Und d' Gust, woas wiedr mein Fro is, tutt micb Ernst ruffn." Ar selltch kurzsckr foastn, meent dr Schreibt, stackt an Oamtsmien uf und soit: ..Geboren?" ..Za," soit dr Cbriüüeb und wettr nilchk. ^ktz wurd abr mei Schreibt verrückt. Doaß'r gburn wär, wüßt'r alleendc. Obrn crn zun Noarrn hoann wellt. „Nu nee," meent'r, „sä soitn abr ich sollt mich kurzsch foastn und do duchtch, kurzschr giehts nemmie." Menn Schreibr troat dr Schweeß uff d' Sturn, suwoas hoatt'r noa nä drlabt. Ar froitn ganz ruhg, ar tät noatü.lich 's Znhr meen, a dann 'r gburn wär. Christliebs Ernst meent: „Doas koannch ganz gnau soin. 's woar seck, wu doas grüß Woastr woar. Bei Koarllsb mußtn sä 'n Skoal räum und 'n Basn-Ernst is sugoar zun Fanstr neigloofn. 's is übrhaupt a verhostes Juhr gwast." Doas kät'r mcrkn, soit dar Moan vun Glicht und toat 's urscht Mol feixn. „Nee nee, ohn Spoaß," fuhr dr Christlieb wettr furt, ,„zwämol Hots seck noa an Durf eigschloin. Menn Voatr is v doas Zuhr d' best Kuh drufgangn. Sä toatn domols 57 schreibn und mei GburtStag fällt uffn 5. Juli." Wie nu dar Schreibr o noa wistn wallt, ob'r koatholsch odr evangelsch wär, do macht'r ock wiedr an Winks und soit: „'s werdch gleichbleibn." Dar Moan vun Gricht macht zwä Strichl hie und bucht, mir koanns o eegoal sein. Die Beedn toatn noa an ganz (Weil su rimtextn. Unds End vun Lied woar, doaß dr Christlieb zwä Toalr Stroof ufkneppt kriegn taot. ,.D' Stroof hoa'ch bzoahlt," soit'r 'n andrn Tag übrn Koarllsb, „abr menn Spoaß hoa'ch drbei ghoat." Karl Gude, Wcifa. Oek cles 6ermsnenli)ilcle§ kei Isritus Bon (W ilhelm Teudt Um den (Wert geschichtlicher Nachrichten und Urteile richtig einzuschätzen, muß man sich über den Gesamtcharakter vor Duellen und ihre Glaubwürdigkeit Rechenschaft geben. An Ansehung des Fehlens von Nachrichten und Darstellungen aus germanischer Feder ist der bedingte (relative) Wert der „Germania" des Tazitus wie auch seiner Annalen und Histo rien natürlich nicht hoch genug einzuschätzen. (Welches Volk besitzt ein solches Kleinod, ein so übersichtlich, sorgsam und verständig zusammengefaßtes Urteil über seine vorgeschichtlichen Verhältnisse? Bei dieser Franc sind die Römer selbst, deren geschichtliche Zeit auch erst spät, 4—500 Zähre nach Grün dung Roms begann, nicht ausgenommen. Ähre vermeintlichen Kenntnisse über Roms Geschichte bis etwa 200 v. Ehr. ist ein Gemisch von mythologischer Phantasie und mündlicher Über lieferung, und sie besitzen auch kein der Germania ähnliches Kulturbild aus der Feder eines zeitaenölsischcn ausländisck'n Schriftstellers, wie es annähernd z. B. Herodot gewesen sein könnte. Diese bobe Wertschätzung der „Germania" darf aber nicht dem Aebler einer begeisterten, kritiklosen Überschätzt! !g eines Schriftstellers verfallen, der immerhin groben Mißver ständnissen. verhängnisvoller Unkenntnis und vielleicht unge wollter, aber darum nicht minder schlimmer feindlicher Beur teilung unterworfen war. Vorweg müssen wir für Tazitus eintreten und ihm voll gereckt werden: Tazitus war ein glänzender Gesckichtsschreib.'.-, der die Pflicht der (Wcckrbastigkeit und Objektivität kannte, l.nd dem die subjektive Ehrlichkeit nicht abzusprechen ist. Da-u kam die feinsinnige, überlegene Betrachtungsweise des gebil deten Mannes, der die Dinge vom höheren Gesichtspunkt aus ansieht. Nun aber andererseits: Tazitus ist niemals in Germanien gewesen! (Was er über Germanien schrieb, war demnach — was Grundlage und Grundbestimmung anlangt — die bei den gebildeten Römern übliche Meinung, nur ergänzt durch fleißiges Befragen von Gewährsmännern, nicht aber durch längere Beobachtung und ein gewisses Nkitleben im Lanve selbst. Heutzutage würde sich jeder Schriftsteller lächerlich machen, der ein erstmaliges (Werk etwa über die Zustände in der Türkei herausgeben wollte, ohne je in der Türkei gewesen zu sein. Tazitns mußte, ob er wollte oder nicht, alles durch die römische Brille sehen. Wie stand es nun um seine Gewährsmänner, auf deren Berichte er völlig angewiesen war? Es waren gescheite Händ ler, die von ihren Herbergen und Markten aus allerlei (Merk würdiges beobachtet hatten. Ferner losgekaufte Gefangene, die wenigstens die genaueren Einblicke in ihrem engen Erlebnis kreis schildern konnten. Und schließlich das Personal besonderer Gesandtschaften, vielleicht auch Reisegesellschaften mit ihren zufälligen Beobachtungen. Wertvoller für Tazitus werden wohl seine ohne Zweifel fleißig ausgenutzten Unterredungen mit Germanen, die sich in Rom aufhielten, gewesen sein. Es ist deutlich zu erkennen, daß die Unterredungen nicht nur mit einfachen Kriegern, Gladia toren und Sklaven stattgefunden haben, sondern auch mit Ge bildeten aus hohem Stande, die etwa zu Verhandlungen, zum Studium oder aus Reiselust nach Rom gekommen waren. Bei dcm angeborenen germanischen Triebe, fremde Länder und Völker zu sehen, wird deren Zahl nicht gering gewesen sein. Nun noch ein wichtiges (Wort von dem Geschichtsschreiber selbst. Tazitus war ein römischer Patriot, der trotz offenen Blicks für die Mißstände im Vaterlande von dem höheren