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22 O^erlaositzer I-IeimatreitunZ klapperte der Webstuhl noch lange im Hause 434 bei Men sel-Johann (unterhalb von Maler Munzel). Aber nicht nur unser Ort hatte Hausweberei, auch alle die umliegenden Orte, besonders Oberhennersdorf in Böhmen. Nun war es Sitte, daß diese böhmischen Weber regel mäßig zu bestimmten Tagen ihre fertige (Waren nach Warns dorf zum Fabrikanten schafften. Zwanzig bis dreißig mit Mann und Frau bespannter kleine zweirädriger Handwagen kamen hintereinander, einer Karawane gleich, durch unsern Ort gefahren — die böhmischen Weberzüge. Mann und Frau, im Sommer barfuß, er mit Pfeife und sie mit Kopf tuch, farbigem Rock und blaugedruckter Schürze. Bei Welt manns wurde gewöhnlich halt gemacht, etwas gekauft und gegessen. Dann zog man weiter die alte Zollstraße hinauf nach Warnsdorf, um am Nachmittage zurückzufahren. Von der Hausweberei läßt sich nicht erzählen, ohne an den Spul- und Treibradmacher, an „Radlmühln", zu denken. Im Hause 456 (neben der Lesstngbrücke) staud er von srüh bis spät an seiner primitiven Fußdrehbank. Aus seiner Hand gingen viele Hun derte, ja Tausende seiner Spul- und Treibräder mit Winde stöcken hervor. Sein Nachbar (Walter, im Hause 447, drehte im Garten die zu Treibrädern gehörigen Biesten aus Schaf- und Ziegendärmen. Wenn im allgemeinen das Oberdorf in vielen Dingen zu kurz kam, so machte es bis zum Jahre 4895 eine Ausnahme mit seinen Schulen. Da gab es eine solche bei Manitz (320, Drogerie), dann bei der oberen Muhle (297 t>) und Knetsch- keS Schule im Hause 237 (Richter). Alle diese hörten ruf, eigene Schulen zu sein, als die obere Schule 4895 eingeweiht wurde. Mit Schulerinnerungen tauchen die Gesichter alter, lie ber Lehrer auf, die mit uns die ersten Lese- und Schreib übungen machten, die mit uns sangen, mit uns malten, turn ten und spielten, die uns die Heimat mit ihren Schönheiten und Wundern in Natur und Geisteswelt erklärten. In die Zeit um 4900 gehört noch der Nachtwächter mit Horn und Stock. Pascherzüge bewegten sich in dunkler Nacht nach dem Schönborn. An der Stelle der Villa von Peter Nentsch war ein kleiner Teich. (Wo die neue (Webschule steht, war Paul Augusts Büschel, von dem heute noch die letzten Baumzeugen stehen. Um diese Zeit sah man noch im OrtS- bilde die Hochradsahrer, wagte sich das erste Auto durch den Ort, fuhr mit klarem, schrillem Psiss der Eisenbahnomnibus von Zittau nach Eibau. Eine Begebenheit ist hierbei noch zu erwähnen, und zwar der Besuch eines Zeppelinluftschiffeö im Jahre 4942. (Maje stätisch die Eisenbahnlinie entlang fahrend, berührte es auf einer Rundfahrt durch die Lausitz unsern Ort. Nach 4900 setzte überall die Technik in ihren gigantischen Ausmaßen und Möglichkeiten ein. Handel und Wandel wurden befruchtet mit immer größeren Problemen. Aus geruhigem Schaffen wurde hastiges Leben und Treiben. Jahrtausendalte gültige Ansichten wurden unterhöhlt und abgelöst. Mut all diesem wurden auch die (Menschen im Heimatorte anders. Die Gegenwart erntet, was die Vergangenheit säte, und die Zukunft wird das ernten, was wir heute säen. Wir sind mit dafür verantwortlich, wie uns einst unsere Kinder und Enkel beurteilen werden. — Möge es nicht zum Schaden, sondern zum Lobe und zur Nacheiferung für unsern Heimat ort ausfallen. Liebe zur Heimat verlangt, ihre Mängel zu verzeihen und ihre Schönheiten hervorzukehren und an ihrem Aufstiege mitzuarbeiten. Liebe zur Heimat ist Liebe zu Volk und Vaterland und ist Voraussetzung zu unser aller Glück und Freude! ^/inte^euclen unc! im weltbekannten Von Richard Beran, Oybin „Oybin, ja, da hab ich doch schon von gehört! Das ist doch der Sommerkurort der Großstädter an der böhmischen Grenze? Das ist doch dort, wo so'n ganz sonderbarer Felsklotz steht mit 'ner (Maste schöner Burg- und Klosterruinen? Na freilich, dort waren dieses Jahr doch die Berliner Konditoren und die Pankgrafen wollten auf Fehde hin!" Ja, das ist das Oybin! Das ist zum (Wiuteraufenthalt und zum (Wintersport ge rüstet! Kein Neuland, sondern ein landschaftlich idyllisches Plätz chen für den erfahrenen -Winterfreund. Anders als im Harz, anders als im Alpenoorlande! Bequem erreichbar durch die günstigen Verbindungen mit Schnellzügen von Berlin, von Breslau und ganz Schlesien, von Leipzig und Dresden. Oybin ist im Winter sogar noch schöner als im Sommer. Im Sommer ist ein niemals abreißender Strom von Frem den, die die Schönheiten sehen und an dem schönsten deutsch"» (Waldtheater nicht nur die schönsten (Werke deutscher Dicht kunst, sondern ebenso erhebende Opernaufführungen genießen wollen. Im Winter spricht zuin Besucher nur die Landschaft. Dick verschneit die mächtigen Wälder. Mächtige Rauh reifagraffen mn jeden Baum, um jeden Zaun und jede Tele fonstange. Das große sonnendnrchglostcte Schweigen im reinsten (Weiß. Und wer im Sommer noch so oft Oybin besucht hat, der ist erstaunt und berauscht. von den Bildern im (Winter. Gibt es malerische Bilder als die, die im schwachen Ab klatsch des Foto zu sehen sind? Wohl kaum! Rings um den Kurort Oybin verstreut stnd die malerischen Punkte und Winkel und leicht erreichbar für den rüstigen Fußgänger. Die grotesken Felsgebilde am Töpfermassiv dräuen im (Winter noch gewaltiger zu dem Beschauer als im Sommer. So wie dort, ist es auf dem Berg Oybin, dessen berühmte Ruinen im Winter noch weihevollere Stimmungen aufreißen lassen als beim nächtlichen (Mönchsgesang an schönen Sommern. Ruhe und Befriedigung, Ausgleich und Entspannung ist Oybins großes Geschenk an die (Winterbesucher. Den Sportfreund locken die Sportmöglichkeiten.