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16 O^erlausitzet iZeim^kreisung Pilzsuchern belebt sind, oder wenn im Winter Hang, Felder, Tal und Dsälder mit Schnee und Eis bedeckt sind, wenn Schneeschuhläuser die Gegend durcheilen, wenn Tannen uns Fichten vom Schnee sich neigen und der dunkle B2ald sich gespenstisch von weißer Schneedecke abhebt; wenn glitzernöe Sterne oder das Silberlicht des Mondes die heimatlichen Fluren beleuchtet und gar feierlicher WAHnachtsglockenklang über das Dors dahinzieht — dann durchrauschen hehre Schauer die Seele. Gerade dieses sarbensrohe und abwechselnde Bild ist es, das uns die Heimat lieb gewinnen läßt. Von welcher Seite wir uns auch dem Orte nähern, einige Wahrzeichen bleiben weithin sichtbar: an erster Stelle unsere Kirche mit ihrem Turme. Sind es doch die Gotteshäuser, dis unsere Lausitzer Orte schon von weitem kennzeichnen, und in dem sie anderseits nach dem Himmel zeigen, sind sie 2Leg- ivciser zur Heimat im doppelten Sinn. Wuchtig im Ausmaße, sowie schlicht und einfach im Innern sieht sie alles überragend aus der Höhe und beobachtet gleichsam das Leben und Treiben der Ortsbewohner. Leid mW Freud der RTenschen verkündet sie mit ehernem IVunde vom Glockenturm. Andere weithinragende ^Wahrzeichen des Ortes sind die Fabrikessen. Rund ein Dutzend ragen von verschiedenen Stellen des Ortes empor. Mit ihren tagsüber dahinziehenden Rauch fahnen sind sie Sinnbilder emsiger Arbeit. Ist von außen gesehen das Gesamtbild unseres Ortes ein wunderschönes, so bietet uns ein Gang durch de» Ort selbst Einzelbilder und Szenerien in mannigfacher Weise. Ja, mau kann unser» Ort als einen einzigen großen Garten bezeichnen mit Wiesenflächen, Blumenbeeten, schönen Baumgruppen und bunten Häuschen. Das Rückgrat des ganzen Ortes sind die Wasserläufe mit ihre« wechselvollen Bildern, die von Holzstegen, Brücken und den Bohranlagen gebildet iverden. Vor 35 Jahren schwammen noch muntere Schmerlen, .Ellritzen und Barsche sn großer Zahl darin. Heute allerdings ist das Mnndan- wasser mit den chemischen Fabrikabwässern der Fische Tod. Den für unsern Ort schönsten Punkt bildete bis zum Jahre 393t die Gegend am großen 2Dehr hinter der ehem. Schneiderei von Grünewald und Rößler. Von hier zweigte noch einmal ein ^Mühlgraben ab, um die Räder in der „Gro ßen Iltühle" zu drehen, erst die ^Mühlsteine, dann ein Säge gatter und zuletzt Webstühle. Von der großen Miihle schlän gelte sich der IBühlgraben die Läuterau entlang, um aus deni Halbendorfe wieder zum Mckndaubett zurückzukehren. So erzählt uns der Mandaulaus unzählige Episoden aus alter Zeit und zeigt uns wechselnde Szenerien auch heute noch. Erlen, Beeiden und Ahornbäume am User entlang, Sanö- bänke, Trittsteine, Durchfahrten, Inseln, Beehre und der Eisenbahnviadukt beleben das Bild. BWnn im ^Winter spiegelblankes Eis die Wiehre bedeckt, tummelte sich alt und jung mit Schlittschuhen daraus, beson ders aus dem niederen, großen Wrhre. Doch diese Romantik ist heute dahin, noch bleibt davon die majestätische Landschaft, wenn an den hohen Bäumen am User Rauhreis hängt und Milliarden Eiskristalle jedes Zweiglein einhüllen — Minter- zauber am Heimatbach. I-auritzer »aur an cker ^onckau ttoupteingang rur kackrckule kür lextil Inckurtrie Ein anderes Bild am Sommerabende. Still lächelt der Jlkond aus die ^Wasserfläche des ^Wehres, da zerteilen Ruder schläge eines Kahnes das ruhige Blasser. Sechs bis acht Mann sitzen im leise dahinziehenden Fahrzeuge und genießen das herrliche Abendstimmungsbild aus unserer Mandan. Bis hinaus zur Kanonenbrücke ging die Fahrt zwischen Erlen und Hängeweiden hindurch. An anderen Stellen der Mandau waren wieder paßende und unpassende Badegelegenheiten für uns Kinder. Mag nun, jahraus, jahrein das Mtandauwasser dahin fließen, ruhig, seicht und still, so haben doch wiederholt Hoch wasser und große Eisgänge gezeigt, welche Tücken ein sonst harmloses Flüßchen haben kann. Die Jahre 3886 und 3897 sind durch Hochwasser besonders gekennzeichnet. Am Haustür stocke der Mittelmühle kann man die damalige Wasterhöhe noch ablesen. -Was für das Oberdorf, Mitteldors und die Läuterau die Mmndau ist, ist für den Seifen das Seifner oder Leuters dorfer Wasser. Beim Mönchsberge kommt es als schmales Bächlein durch den Einschnitt am „Großen Teiche" herein, schlängelt sich durch den Hinteren Seifen und bildet beim Hause 736 und 634 das Seifner 2Dehr. Von hier zweigt