Volltext Seite (XML)
schließen und 1928 die Mitgliedersperre auözusprechen. Erst mit der Vollendung des Vereinshauses „Turnhalle" — 1. De zember 1929 — konnte diese Sperre wieder ansgehoben werden. Die 1926 eingeführten Kulturfilmabende erfreuten sich bald so großer Beliebtheit, daß im „Hirsch-Kino" große Raumschwierigkeiten entstanden. Der Ban einer eigenen Kino- Kabine an das Vcreinshaus mußte in ernste Erwägung ge zogen werden. Dvenn dieser Plan im Sommer 1931 Wnrk- i'chkeit wurde, so nur dadurch, daß die Mitglieder freiwillig 2000 RM. beisteuerten und die damalige Girina Pjenidze dem Verein eine große Kinomaschine schenkte. Die Kultnr- f-lmabende im Sommerhalbjahr erfreuten sich in den letzten Jahren eines Durchschnittsbesuches von 425 Personen. 1929 erhielt der Verein im Neubau der Fachschule Räume zum Einbau eines Gammlungsranmes zur Ver legung gestellt. Damit ging ein jahrzehntelanger TLunsch m Erfüllung, denn in Schränken zusammengedrängt ruhten die Schätze, die unter der Leitung der ersten drei Vorsitzenden zu sammengetragen worden waren. Ein ganz besonderes Verdienst um die Sammlung hat sich unser Ehrenvorsitzender Oberlehrer Zeise erworben, der in unserem Ehrenmitglieds Oberlehrer Rudolf Horn einen treuen ^Mitarbeiter fand. Noch heute gehört die ganze Liebe unseres Oberlehrer Zeise dem Sammlungsraum. Schon vom Seminar her brachte er Liebe zur Natur und den Naturwissenschaften mit. Als er nun in Seifhennersdorf den Humboldtverein und dessen reiche Sammlung fand, war es nicht verwunderlich, daß er bald zu den eifrigsten Mitarbeitern im Verein gehörte. Galt es, neu angeschaffte Apparate vorzuführen und zu er klären, so war es sehr oft unser Zeise, der diese Vorträge über nahm. Da sein ganzes Interesse aber doch der Sammlung ge hörte, wurde er, nachdem er einige Zcchre als Stellvertreter fleißig mitgearbeitet hatte, zum 1. Sammlungsbewahrcr ge wählt. Als unser Ehrenvorsitzender 1903 den 1. Vorsitz über nahm, arbeitete er trotzdem noch mit dem neuen 1. Sammlungs bewahrer Rudolf Horn unausgesetzt an der Vervollkommnung der Sammlung. Zn den letzten Zähren bearbeitete er haupt sächlich die Munzabteilung, so legte er u. a. auch eine wert volle Kriegsnotgeldsammlung an. Als er nun 1929 an den vberlekrer Leire im ttumbolckt ^ureum Ausbau des Sammlungsraumeö ging, war sein erstes Be streben, seine geliebten Mmnzen würdig unterzubringen. Zn unermüdlicher Kleinarbeit hat er dem Verein eine muster gültig angelegte Münzsammlung geschaffen. Eine weitere Lieblingsbeschäftigung unseres Ehrenvor sitzenden war das Sammeln von Tier- und Pflanzenabdrüeken auf den ehemaligen Bergwerkshaldcn. Zn stundenlangem Suchen hak er so manchen sehr wertvollen Abdruck für den Verein gerettet. Eine Zeit lang war ihm bei dieser Arbeit unser korrespondierendes Mitglied Apotheker Karl lMädler ein sachkundiger Mitarbeiter. So ist unser lMax Zeise noch heute die Seele der Sammlung. Es ist deshalb für den Ver ein eine ganz besondere Freude, daß seinem verdienten Ehren vorsitzenden nunmehr Gelegenheit gegeben ist, an seiner Lieb- lmgsaufgabe, dem Aus- und Einbau des Sammlungsraumes, zu arbeiten, ihm selbst zur Freude, dem Verein aber zu Nny und Ehr. Die Namen Seiler und Lorenz, vor allem aber der Name unseres Ehrenvorsitzenden und der seines treuen Helfers Rudolf Horn, werden für immer mit dem Sammlungsraum verknüpft sein. Vvenn der Humboldtverein heute der stärkste Verbands- vcrein ist, wenn er in seinen Leistungen mit an der Spitze aller Verbandsvereine steht, wenn er ungefähr 19 A der Bevölke rung zu seinen Vereinsangehörigen zählt, so legt ihm das alles doppelte Pflichten auf! Neben der Vortragstätigkeit, die im Geiste des - neuen Deutschland immer mehr ausgcbaut i erden wird, neben der Fertigstellung des Sammlungsraumes, mit dem ein Oberlausitzer Bauern- und WAerstübcl verbun den werden soll, will sich der Verein künftighin immer mehr auch zu einem Heimatverein entwickeln und die Aufgaben eines Verkehrs- und Verschönernngsvereins mit übernehmen. Die Anerkennung, die wir Bildungs- und Heimatvereinc vom Führer und der Reichsrcgierung erhalten haben, gibt IMS die Kraft und stärkt uns den Willen, uns auch weiterhin im Geiste des neuen Deutschland mit all unserer Kraft n liebe in den Dienst unserer geliebten Heimat, unseres Volkes und Vaterlandes zu stellen. D<35 m Von iW alther Stephan, Seifhennersdorf Es gibt viele schöne Stätten in unserer Heimat,, wir brauchen nicht weit zu gehen. Zedes Dorf bat seine Eigenart, seinen Stolz an irgendeinem Wahrzeichen, zumindest in seiner Kirche oder Schule. Seifhennersdorf hat darüber hinaus sein Rathaus. Das mag im Augenblick überhebend klingen, soll es aber nicht sein. ^Vollen wir doch einmal ein wenig Rückblick halten und uns dann nach der Besichtigung des Gebäudes ein eigenes Urteil bilden. Rathäuser waren von altersher besondere Baudenkmäler ihrer Zeit, obwohl es bis vor wenigen Zähren als ungeschric benes Recht der Städte aalt, Bauwerke dieser Art zu be sitzen. Dorfschaften oder Landgemeinden kannten nur das Schulzenhaus oder nach unseren Begriffen Gemeindeamt. Hier — meist gleichzeitig im Dvohnhaus des OrkSgcwaltigen — wickelte sich der AmtSvcrkchr ab. So war es fast ausnahms los bis zu Beginn des Krieges in unserer Lausitz, so war es auch in unserem Seifhennersdorf. Erst die Kriegs- und Nach kriegszeit mit ihren vermehrten Verwaltungsarbciten und zu weilen auch mit ihren Bestrebungen nach Arbeitsbeschaffung