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2. Thimoth. 4, V. 5 beflissen, wie solches aus meinen unter schiedlichen lateinischen, deutschen und böhmischen Predigten, die noch vorhanden und zu lesen, klar, Helle und genugsam aus- zmveisen und zu ersehen ist. Da nun meine Zeit vorhanden gewesen, daß ich nach dem nnerforschlichen Willen und Wohlgefallen Gottes und nacy vielen ausgestandenen Verfolgungen, Verbannungen, Kreuz, Widerwärtigkeiten, Krankheiten und schmerzlichen Leibes schmerzen (indem mich der liebe Gott mit seiner göttlichen und wohlgefälligen Hand vor 2 Jahren als Anno 1668 und nach Verflicßnng eines Jahres wiederum mit Schlaganfall auf der linken Seite als auch Lähmung auf der rechten Seite gerühret hat, also der Gestalt, daß ich mein priesterliches Amt mit großer (Müh und Arbeit verrichten müssen; doch die liebe Obrigkeit und ganze Gemeinde allhier hat große Geduld mit mir getragen und mir viel Gutes erzeiget, auch hat E. E. E. Doch- und wohlweiser Rat die Lebensmittel bis zum Tode mir gnädigst und großgünstigst angcordnet und selbige genießen laßen bis auf den letzten Seufzer und Odem. Auch ist mir Herr Friedrich Klinger, vormals Pastor in Ebersbach, zum Substituto ") verordnet worden. Darauf habe ich die Pfarrwohnung quittieret und bin in mein Auenhaus ge zogen, diese böse, arge und flüchtige Welt gesegnen und von den lieben Meinigen wie auch von meinen gewesenen Beicht und Pfarrkindern, die mich herzlich geliebet und alle Liebes dienste erwiesen haben, nunmehr scheiden sollen, habe ich geseufzet: Herr, ich warte auf dein Heil (Genesis 49, V. 18). Es ist genug, so nimm, Herr, meine Seele, ich bin nicht besser denn meine Väter (l. Könige 19, V. 4). Herr, nun lässest du deinen Diener (Lucas 2, V. 29—32). Christus ist mein Leben (Phil. 1, V. 21). Ich habe Lust abznscheiden (V. 23). Aber ich weiß, daß mein Erlöser (Hiob 19, V. 25). (Wir wissen aber, so unser irdisch Haus zerbrochen wird, daß wir einen Bau haben, von Gott erbauet, ein Haus, das nicht mit Händen gemacht, das Ewigkeit im Himmel (2. Kor. 5, V. l). Im Himmel werden wir haben, o Gott, wie große Gaben (Hohes Lied). Dieser Zeit Leiden (Röm. 8, V. 18)." Zusatz des Abschreibers: Darauf ist er endlich auch gläu big, freudig und selig Anno 1674 den 11. Juni verstorben, seines Alters 86 Jahre weniger 18 Wochen. 1) Zusatz des Abschreibers: Dcchero war auch hernach sein Sprich wort: Musics -is! mibi cklebs (die Musik gibt mir mein Brot). 2) Als Pestprcdigcr, Pcstileutiarius, bezeichnete man den Geist lichen, der in Pestzeitcn mit Besuchen der Pestkranken und mit dem Begräbnis der an der Pest Verstorbenen beauftragt war. Sobald ein Geistlicher infolge hohen Alters oder von Krankheit die Amtsgeschäfle nicht mehr oder nur noch teilweise verrichten konnte, ließ er sich einen Substituten, einen Hilfsgeistlichen, bestellen. ^iMZS8 SU5 clei^ cles ^um!)olc!tverein8 Von Otto Hentschel, Vereinsführer Die Gründung des Vereins fiel mitten in die Unruhen des Krieges 1870/71. Mau folgte dem Beispiele all der Orre, die einem Aufrufe des hochverdienten naturwifsenschmt- lichcn Schriftstellers und Volkslehrers E. A. Noßmäßler in Leipzig zur Gründung von Humboldtvereinen uachkameu. Zweck dieser Vereine sollte sein, die naturwissenschaftlichen Erkenntnisse in volkstümlicher Weise, also im Geiste A. von Humboldts, zu einem Gemeingut des ganzen Volkes zu machen. Go fanden sich am 4. Dezember 1870 im Hause ses Herrn August Henke im (Mitteldors (Kat.-Mr. 155) 40 Personen zur Gründung eines Humboldtvcreins zusammen. Die Leitung übernahm der damalige Lehrer und spätere Schul direktor Seiler. Klein und bescheiden waren die Anfänge, aber zielbewußt ging cs vorwärts. Bald ivar man gezwungen, den größeren Hirschsaal auszusuchcn. In den ersten Jahrzehnten wurden nicht nur viele Vorträge und Vorlesungen gehalt:n, sondern der bei jeder Versammlung ausgestellte Fragekastm gab Veranlassung zur Beantwortung zahlreicher Fragen. Da d u meisten Mitgliedern alle naturwissenschaftlichen Erkennt nisse fehlten, wurde eine große Zahl wertvoller physikalischer Apparate angeschasft, vorgeführt und erklärt. So konnten mir Hilfe dieser Apparate und vieler chemischer Versuche die notwendigsten Erkenntnisse der Physik und Chemie vermittelt werden. Diese äußerst reichhaltige physikalische Sammln ig wurde später voll und ganz in den Dienst der Schulen ge stellt. 1880 trat der Verein dem Verband Lusatia bei. (Wur- ven in den ersten Jahrzehnten die Redner meist aus den Reihen der (Mitglieder gestellt, so zog man später auswärtige Redner, bedeutende Gelehrte und Fachmänner heran und beschränkte sich nicht mehr nur aus das Gebiet der Naturwissenschaften, sondern berücksichtigte auch andere (Wissensgebiete. Vor allem mehrten sich die Neiscvorträge, als mau erkannte, welches ausgezeichnete und belebende Anschauungsmittel in der Vor führung von Lichtbildern liegt. (Welch reges geistiges Loben immer im Verein herrschte, ist daraus ersichtlich, daß er 1896 einen (Mitgliederbestand von 420 erreichte und die (Mitglieder- ansnahmc gesperrt werden mußte. Unser Humboldtocrein galt immer als einer der rührigsten in der Umgebung. Das konnte ja auch nicht anders sein, hatten doch immer ziclbewußte (Män ner die Führung in den Händen, (Männer, die beseelt waren von heißer Liebe zu Heimat und Matur, die begeistert waren für alles Schöne und Gute. Vorsitzende waren bis 1874 Schuldirektor Seiler, bis 1903 Oberlehrer Lorenz und lis 1924 unser Ehrenvorsitzender Oberlehrer Zeise. (Mik größter Dankbarkeit wird sich der Verein jederzeit dieser (Männer er innern, die den Boden bereitet haben, aus dem wir weiter bauen konnten. (Weltkrieg und Inflation vernichteten das Vcreinsvcr- mögen und untergruben jede geregelte Vortragstätigkeit und Vercinsarbcit. Die Folge war ein Herabsinken auf 244 (Mit glieder. Erst mit der Stabilisierung der (Mark konnte eaS Vereinöleben wieder neu aufgebant werden. Sollte es aber vorwärts gehen, so mußte man den veränderten Verhältnissen Rechnung tragen; und so wurde aus dem mehr wissenschaftlich eingestellten Humboldtvcrein ein Volksbildnngsverein, destni .Mitgliederzahl von Jahr zu Jahr stieg und bald alle Kreise der Bevölkerung umfaßte. Bald wurde der Hirschsaal, in dein der Verein 54 Jahre seine Arbeitsstätte gesunden hatte, zu klein, so daß der Krctschamsaal ausgesucht werden mußte. 1927 war der Verein gezwungen, die Öffentlichkeit auszn-