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8 Okerlausitzer^eimatreitutiZ HP. 1 Anhang Herr Apotheker Mädler hat in den wenigen Jahren, die er in Seifhennersdorf weilte, der Geologie unserer H.n- mat, insonderheit den Halden der einstigen Kohlenschächre, seine Freistunden gewidmet. Wenn auch vollständige Ab drücke nur in geringer Zahl gefunden wurden, so gaben sie doch mit den schon früher gemachten Funden Zeugnis von der Reichhaltigkeit der Flora unserer Gegend im Tertiär. Unser Humboldtverein ist Herrn Mädler zu besonde rem Dank verpflichtet, da er an dem Ausbau unseres Mu seums Anteil dadurch hat, daß er die geologische Samm lung für dasselbe neu ordnete und aufstellte. Darin be finden steh seht gegen 400 Abdrücke von den Halden. Nen- nenswert dürste ein Stück sein, das von Herrn (Mädler als LIppostrobms ruropeus bestimmt wurde. Es ist wie Vas von (Mädler erwähnte Cguisetum erstmalig hier sestgestellt Es sei daraus hingewiesen, daß bei Grabungen für die Wasserleitung unseres Ortes auf dem südlich des Dorfes liegenden Gelände, teilweise aus böhmischer Flur, in aer Tiefe von 4—2 m die gleiche Schieferschicht in 5—40 cm Stärke gesunden wurde. Auch sie enthält Abdrücke gleicher Art. Reimes, ein ?ks^e^ IU 8ei^enne^o^ Von Dr. jur. Wolfgang Mit ter, Zittau (Gekürzte Wiedergabe aus den „Zittauer Geschichtsblättern") Obwohl Pfarrer i. R. Kind in seiner 4892 erschienenen „Geschichte von Seifhennersdorf ' das Leben Martin Felmers eingehend behandelt hat — als Ouelle diente ihm (Magister Schröters „Merkwürdige Epulantenhistorie" vom Jahre 4745 —, so fand stch außerdem noch bei Durchsicht von Urkunden und Akten auf der Zittauer Stadtbücherei unter dem Stich wort „Seifhennersdorf" ein Schriftstück, das einen von Mar tin Felmer selbst abgefaßten Lebenslauf enthält. Freilich ist dieses Aktenstück nicht das Original der Felmerschen Lebens beschreibung, sondern aus mancherlei ausführlichen Bemer kungen können wir erkennen, daß es eine mit dem Original völlig übereinstimmende Abschrift enthält, die durch allerlei Zu sätze von der Hand des Abschreibers vervollständigt worden ist. Da dieser von Felmer selbst niedergeschriebene Lebenslauf bis her nur in den Zittauer Geschichtsblättern erschienen ist, so sei er an dieser Stelle nochmals zum Abdruck gebracht. »Curriculum Vitae (l^ebenslsuk) 6«8 seligen Zerren Martini kelmerü kakolsltii Lokemi an die 34 Jahre gewesenen Pastoris zu Hennersdorf in Seifen, von ihm selbst Anno 4668 aufgesetzet und Anno 4670 revidieret Anno 4588 am Tage St. Galli bin ich von ehrlichen und christlichen Eltern in diese (Welt geboren worden. (Mein lieber Vater ist gewesen der weiland ehrbare und wohlgeachtcte Kas per Felmer, Bürger und Handelsmann im Städtlein, Back ofen genannt, im Bunzlanischen Kreise des Königreiches Böh men gelegen. Meine liebe Frau Mutter ist gewesen die wei land tugendsame Frau Christina Felmerin, des weiland ehr- und namhaften Benedicti Kühliches, eines Bauermannes zu Krumbach hinterlassene eheleiblichc Tochter. Diese meine lieben Eltern haben mich alsbald nach der leiblichen Geburt zu dem Sakrament der heiligen Taufe befördert und dadurch dem Herrn Christo und seiner Kirche einverleiben, in das Buch des ewigen Lebens mit dem schönen Namen Martinas einschreiben und also für ein Kind der ewigen Herrlichkeit auf- und anneh- men lasten. Auch haben sie mich hernach nochmals, da ich eir wenig zum Verstände kommen, in allen christlichen Tugenden auferzogen, vornehmlich aber fleißig zur Schule gehalten, un angesehen, daß sie durch die Verhängnis Gottes in die äußerste Armut geraten und das gewöhnliche Schulgeld nur kümmer lich haben aufbringen können. Da ich es aber in der Schule soweit brachte, daß ich fertig lesen und schreiben konnte, auch im Donato (lateinische Elementargrammatik) und Musica seine Fundamente geleget, habe ich mich mit (Wissen und (Wil len meiner lieben Eltern aus die (Wanderschaft begeben, bin den Schulen nachgezogen und habe mich nach Praga (Prag) gewendet." Zusatz des Abschreibers: Er hat, wie er oft erzählet, nicht mehr als einen kaiserlichen Groschen auf die Reise bekommen und von schwarzer grober Leinwand eine selbiger Zeitmode ge mäße Zippeljacke, das ist sein Vermögen alles gewesen. „In Praga habe ich aus der Neustadt, bei St. Petri, die Schule aus fast drei Jahre besucht, und weil ich daselbst tödlich krank worden, als hat mich mein lieber Herr Vater seliger nach Hanse geholet, und als ich nach Gottes Willen frisch und gesund worden, habe ich mich nach Mönchcngrätz (München- grätz) begeben und bin daselbst eine kurze Zeit in der Schule geblieben, sintemal mich meine liebe Frau Mutter wider mei- i en Willen aus der Schulen genommen und auf das Fleischer handwerk getan. Aber da ich etwa ein Jahr bei dem Meister zugebracht, verließ ich das Handwerk." Zusatz des Abschreibers: Es hatte der selige Herr Vater ein Kalb holen sollen zur Winterszeit; da ihm aber das Kalb nnterwegens entlausen, entlauset er auch dem Handwerk und kcmmet wieder in die Schule. Wie schwer es aus den Schulen mit dem seligen Herrn Vater hergegangen, hat er oft erzählet. Seine Aufgaben hat er zur Winterszeit vor dem Ofen aus Ermangelung des Lichtes erlernen müssen, weil er aus Armut nicht hat anschasfen können, auch die anderen Schüler ihm nicht vergönnet, von ihrem Lichte mit zu sehen. Nachts ist die harte Bank sein Unterbette gewesen, anstatt des Oberbettcs hat er sich mit seinem Rocke gedecket und die Füße durch die Ärmel gestecket, allein er hat wenig Ruhe gehabt, indem die andern ihm Papier zwischen die Zehen gestecket und solches angezündet oder ihm ein brennend Licht an die Fersen gehalten haben, bis sie erwärmet; hernach haben sie ihm mit einem Pantoffel odw scnst harten Instrumente darangeschlagen, welches ihm solche Schmerzen verursachet, daß er hätte mögen unsinnig werden. Des Tages hat er zu gewißen Stunden sein Brot vor den Türen durch Singen suchen müssen, an einem Riemen hat er tiele kleine Töpfchen um seinen Leib gehabt, welche ihm die Bürger mit allerhand Speisen angefüllet, von welchen er her nach nebst seinen armen Gesellen seinen Hunger befriediget. „Als ich aber das Handwerk verlassen, zog ich wider den Willen meiner lieben Eltern den Schulen nach: denn Gott gedachte was anders ans mir zü machen. Und ich kam nach Gitschin, und weil ich daselbst ArmutS wegen nicht habe bleiben