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im Jahre 1804 erfolgten oberamtlichen Revision der Justizver- ivaltung wurde zur Beschleunigung der sich häufenden Amts geschäfte die Direktion des Justizwesens einem Stiftssyndikus nnrer dem Präsidium des KlostervogtS übertragen. Dieses neue Amt übernahm am 4. Januar 1805 der Oberamtsadvokat, der spätere Bürgermeister von Zitrau, Friedrich Wilhelm Ernst Just. Dieser Zustand hat bis zu der im Jahre 1866 erfolgten Aufhebung der Patrimonial-Gerichtsbarkeit bestanden. Nach dem durch Gesetz vom 11. August 1855 dem Kloster wie auch allen anderen Patrimonialgerichten die Rechtspflege entzogen und dem Staate übertragen war, wurde in Ostritz ein Gerichts amt errichtet, woselbst die bisherigen Klostcrbeamten weitere Ver wendung fanden. Das Kloster hat während seines nunmehr fast 700jährigen Bestandes manch schweren Schicksalsschlag erfahren. Zwar sind aus den ersten 200 Jahren besondere Fälle des Unglücks nicht bekannt, aber sicher werden jene unruhigen Zeiten an ihm nicht spurlos vorübergegangen sein. Aber der schwerste Schlag traf es, als im Jahre 1427 die schon lange befürchtete Huj- suenplage sich über die Lausitz ergoß. Am 11. Oltai erschienen sie feindlichen Horden, nachdem sie am Vorrage Zittau vergeb lich bestürmt hatten, auch in feiner Nähe, brannten Sifrids- dorf nieder und legten darauf das Kloster selbst in Asche. D r gesamte Eonvent mit Ausnahme der Abtissin Agnes von Gers- vorf halte sich in Befürchtung ves feindlichen Einfalls in das feste Görlitz geflüchtet, wo das Kloster ein Haus besaß. Der Aufent halt daselbst hat wegen der noch lange andauernden Kriegsgefahr an 30 Jahre gedauert, denn erst in den 50er Jahren war mau imstande, die nötigen Baulichkeiten wieder aufzurichten. Sifridc- dors ist eine wüste Mark geblieben und lebt unter dem Namen „Das alte Dorf" im Volksmunde weiter. Die jedenfalls mit Anspannung aller Kräfte aufgeführten Klostergebäude fielen aber bereits im Jahre 1515 einer Feuersbrunst zum Opfer, wo bei auch eine der geistlichen Jungfrauen, Martha Kurzin, ihr Aden einbüßtc. Und ein weiterer großer Brand äscherte schon 27 Jahre später, 1542, das Kloster gänzlich ein. In beiden Fällen soll Unvorsichtigkeit beim Schmelzen des Jnselts die Ur sache gewesen sein. Auch die häufigen Kriege brachten schwere Drangsale über diese Stätte des Friedens. Besonders drückend ivar der 30jährige Krieg, nicht allein wegen seiner langen Dauer, sondern besonders wegen der beständigen Sorge um das TLeiter- bestehen des Klosters. Infolge des Ueberganges der Lausitz an Ehursachsen entstand die Gefahr, daß die geistlichen Stifter der Aufhebung genau so verfallen würden wie die der Erblande im 16. Jahrhundert, was jedoch durch die Schutzbestimmungen des Traditions-Rezesses vom 30. Mai 1635 vermieden wurde. Noch einmal hat das Kloster unter der Wut des Feuers schwer zu leiden gehabt. Am 22. August 1683 vernichtete ei l großer Brand EonventSgebäude und Kirche, was ein umso här lerer Schlag war, als fast zur gleichen Stunde auch das dem Kloster gehörige Städtchen Ostritz in Asche sank. Neben Kriegs- und Feuersnot blieb dem Kloster auch die Wassersgefahr nicht erspart. Die sonst so stille Nachbarin, vie Neiße, die in sanftem Bogen das Kloster umfließt, hat im Laute der Zeit oft ihre Ufer überschritten und sich ihren vermutlich ursprünglichen Weg durch den Klosterhof ausgesucht. Es ist nicht nötig, in alte Zeiten zurückzugehen und Hochfluten früherer Jahrhunderte, wie sie etwa ans den Jahren 1524, 1538 u w 1540 gemeldet werden, zu behandeln; eine der größten Ueber- schwemmnngen, die noch in lebhafter Erinnerung ist, war das Hochwasser vom 30. Juli 1897, das wiederum jenen Wieg nahm und sogar im Klosterhofe ein Menschenleben forderte, selbst in der Kirche ärgste Verwüstungen anrichtete und die alte Klosterbrücke mit dem Standbild des Hl. Johannes von Nepomuk hiuwegriß. So hat das Kloster durch gute und schlimme Zeiten hindurch das siebente Jahrhundert seines Bestehens fast vollendet. Vieles hat sich im Laufe der Zeiten geändert, sowohl in ihm als auch außerhalb seiner Mauern, aber geblieben ist der hohe Zweck, den ihm seine erhabene Stifterin einst setzte und dem man durch allzeit treue Beobachtung der uralten Cistercienserrcgel dient. Und frägt man, was dieses Kloster darüber hinaus zum Nach weis seiner Daseinsberechtigung getan hat, so sei geantwortet: es war ein Zufluchtsort für Hunderte und Tausende gott- suchender Frauen, die in ihm den Frieden suchten, den sie in der Welt nicht zu finden vermochten; es war ferner eine Ouelle reli giöser kultureller und wirtschaftlicher Beeinflussung seiner gan zen Umgebung und endlich eine Stätte der ^Wohltätigkeit für Arme und Notleidende, die in hundert Gestalten an seine Pforte klopften und niemals abgewiesen wurden. Und wenn nun dieses Kloster in wenigen !Wochen den 700. Gedenktag seiner Grün düng begeht, so wird ihm auch der Fernstehende zur weiteren Förderung seiner idealen Aufgaben günstige Sterne auch für die Zukunft wünschen müssen. Also, St. Marienthal, Glück und Segen auch im neuen Jahrhundert! ^^^.ec Lusatiaverein „Globus Hirschfelde und Um- gegend" heißt die verehrten Wanderfreunde Br des Verbandes zur Wanderversammlung am 3. Juni 1934 im Flecken Hirschfelde recht herzlich willkommen! Wir Gstlausitzer stehen noch unter dem Eindruck der Dlütenpracht des Kamenzer Hutberges, den das Treffen am Himmelfahrtstage hinterlassen hat. Der Hirschfelder Verein hofft, daß die Westlausitzec ebenso befriedigt aus unserem Grte gehen. Möge dieses Heft bereits zeigen, daß auch Hirschfelde mit seiner Um gebung viel Interessantes zu bieten vermag. Dec hie sige „Globus", der zu den alten Vereinen gehört und seit etwa fünfzig Jahren durch seine Bücherei, durch Vorträge, Wegemarkierungen, Verschönerungen und durch Fremdenwerbung dem Heimatgedanken dient, ist bemüht, die Gäste durch ein abwechselungsreiches Pro gramm zufriedenzustellen. Außer dec Festversamm - lung sind Besichtigungen der beiden größten Be triebe und Wanderungen ins nahe Neißetal und nach DurglRohnau vorgesehen. Tkohnau wurde durch Herrn Direktor Wilhelm Herrmann zur Sommerfrische erhoben. Er schrieb auch die „Geschichte der Burg Äohnau". Au seinem Andenken wurde vor ßurzem eine Linde gepflanzt. — Ebenso treu und unermüdlich in der Heimatpflege wirkte unser verehrter Ehrenvorsitzender, Herr Kantor i. Ä. Äein hold Michel. Seinen Bemühungen ver danken wir es, daß wir nach achtzehn Jahren dieWan- dersreunde des Verbandes „Lusatia" wieder in Hirsch felde begrüßen können. Allen werten Gästen nochmals ein „Herzliches Willkommen!" Verein „Slobus" iZirsckkelve und Umg. M. Friedel, erster Vorsitzender.