Volltext Seite (XML)
Das Dorf Rosenthal liegt höchst malerisch an und auf lenem Berge, der mit dem gegenüberliegenden Rohnauer Berge den Eingang zu dem sogenannten „Neißetal" bildet. Es wird nach drei Seiten hin von steil abfallenden Talwänden begrenzt, nach Osten vom Neißetal, nach Süden und Diesten von dein Tal der Kemlitz, die hier dicht bei der am Fuße des Tales ge legenen Hirschfelder Mühle (jetzt Flachsspinnerei) in die Neiße mündet. Nur nach Norden hin dehnen sich die Rosenthaler Fluren aus, bis an den sogenannten Leisehübel. Das Dorf ist ein alter Ork, schon um 1360 erwähnt als Rosenthal, 1488 Rostntal genannt. Die Besiedlung ist von der Höhe des Berges aus erfolgt. Als Bescher des Ortes werden um 1400 Hans und Christoph Sorsse erwälmt. Von 1467 oder 1472 an kommt der Ort in den Besitz der Familie Kyaw. Kirchlich gehörte Rosen- ibal damals nach Burkersdorf, dem Filial von Hirschfelde. Daber kommt eö, daß der /Weg von Rosenthal nach Burkers dorf noch lange der Kirchweg genannt wurde. 1595 verkaufte Ulrich v. Kyaw auf Gießmannsdorf das Dors Rosenthal für 2000 Tbaler, nebst 1 Bauer von Settendorf, an die Stadt Fittan. Da dies erst nach dem soaenannten Pönsall geschah, 'st Rosenthal der einziae Ort der Parochie Hirschfelde, der land- mitleidend ist, d. h. kirchlich kam der Ort nun nach Hirschfelde, erhielt aber nicht die gleichen Rechte wie die anderen eingepfarr- ten Orte: so mußten noch längere Zeit höhere Begräbnisgebührcn berablk und besondere Fuhren und Handdienste geleistet werden. Nachdem die Pest von 1600 an viele Todesfälle herbeigeführt hotte, erlaubte seit dem Jahre 1652 der Zittauer Rat böh mischen Erulanten. sich an der Kemlitz und Neiße anzubauen. Sne nochmalige Vermehrung entstand dann, als die Mullerscle Alachsivinnerei entstand, denn der Ork in unmittelbarer Nähe der Fabrik verlockte die Arbeiter, sich anzusiedeln. Zn der Zeit des Frachtverkehrs genoß Rosenthal bis vor nnaefäbr 100 Jahren eine gewisse Berühmtheit oder bester Be rnchtiakeit, als die steilste Straße der Umgegend. Die Straße durch das Kemlitztal ist erst 1843 erbaut worden. Deshalb mußte aller /Wagenverkehr Zittau—Görlitz durch das Dorf. Die jetzige Dorfstraße bestand auch noch nicht, vielmehr ging der Jelsen am heutigen Dießnerschen Hanse Nr. 13, der Heide- bera. weiter nach der Straße herüber. Nur ein Pfad führte lstnab, der den Namen Schindergraben führte. lieber die Kem litz am Rustler Bern führte noch keine Brücke, das Fuhrwerk mußte also durch, nicht über die Kemlitz. Am Fuße des Berges wohnte der ..Vorspannhalter". Oft acht- bis zehnspännig ging es mit ungeheurer Anstrengung den Berg hinauf, Der Dorfweg ist erst 1845 bis 1850 von der Gemeinde mit Staatsunterstützung erbaut worden. Der steile Berg bekam den Namen Zieh- oder Ziechberg, jetzt kurz Zickbcrg. Im übrigen finden sich henke noch die Namen Galgcnberq und Schanz, während inan die Namen Schindergraben und Heideberg fast «ar nicht mehr hört. Der Ursprung des Namens Galgenbe-a ist nicht zu ergründen. Die Schanze hat ihren Namen ans dem bäurischen Erbfolgekrieg 1778/79 erhalten. Knothe sagt: ,,Lange trug man sich mit der glücklichen Sage, daß Rosenthal noch niemals von Fenerunglück betroffen worden sei." Allerdings berichtet das Hirschfelder Kirchenbuch, daß 1625 den 20. Juni früh um 7 Uhr bei einem sehr schweren Gewitter der Blitz in Hirschfelde und Rosenthal gezündet habe. Ueber zwei Jahrhunderte batte es im Dorfe keinen Brand g'- aeben, da brach 1841 am Freitag vor Pfingsten bei dem Häus ler und Weber Joh. Georg Neumann durch einen schadhaften Ofen plötzlich Feuer aus. Der fürchterlichste Sturm trieb vie Flammen den Berg hinauf, so daß bittNett wenigen Minute» acht Häuser in einem großen Flammenmeer standen. Ein zwei tes größeres Feuer wütete in Rosenthal 1872. Damals braun ten ein Gut, ein Garten und vier Häuser ab. Von allen Dörfern Zittaus ist Rosenthal der Ort, der seine Schule zuletzt erhielt. 1771 wurde der erste Schulhalter ein gestellt. (Rohnau hatte schon kurz Nach 1700 einen solchen.) Am 20. Januar 1829 bekam Rosenthal seinen ersten seminari stisch gebildeten Lehrer. Am 30. September 1877 wurde das neue große Schulhaus geweiht: es hat also 1927 seinen 50. Ge burtstag gefeiert. Im Herbst 1919 bekam Rosenthal auch elektrische Beleuch tung. Ende 1925 schließlich erhielt der Ort Wasserleitung, ein großer Segen für düs Dorf am Äergeshang. H. Do^ Am Eingänge des Neißetales liegt auf der Höhe rechts in halbstündiger Entfernung von Hirschfelde das Dorf /Mosman. Die geschichtlich besonders merkwürdige einstige Burg Roh nau gründeten und besaßen, wie Hirschfelde, zuerst die Herren von Leippa. Romantisch auf einem Hügel nach dem Tale zu gelegen und von einem großen Wallgraben und zwei starken /Mauern umschlossen, südlich mit dem Plateau durch eine Zug brücke verbunden, beherrschte sie die bei Hirschfelde nach Nor den und Osten sich teilende Straße. Von Mauerwerk miö Fenstern ist nur noch wenig übrig; Keller und Brunnen (75 Ellen tief) sind erhalten geblieben. Die Zugänge der Burg waren ejn Fahrweg von der Hirschfelder Lehde und ein steiler Reitweg mit einer Neißefurt von Rosenthal her. An ersterem lag das Vorwerk „Underronow", noch jetzt „das Gütchen mit dem Hofebrunnen" genannt. Als Besitzer oder Verwalter der Burg nennt zuerst 1262 eine Marienthaler Urkunde den Burggrafen Eonrad von Ronowe. Später war es 1268 Zdislaw von der Leippa mil Gattin, der Stifterin des Zittauer Franziskanerklosters. Dana-!' wurde es an den Vormund /Wenzels ll, Sohn Ottokars II, /Markgraf Okto den Langen von Brandenburg verpfändet. 1823 sprach es diesen aber Kaiser Rudolf von Habsburg wieder ab und übergab sie dem Heinrich v. Leippa als ihm „von Ältershcr" gehörig. 1310 mit Zittau durch Kaiser Heinrich Vll. ge scbenkt, kam RohnüN 1319 als Tauschobjekt an Johann von Böhmen und so fort, bis schließlich mit Burg Czino an Herzog Heinrich von Jauer als Aussteuer für seine Gemahlin. 1332 war es Wohnung des Kastellans Jaroslaw v. Schlö ben, den der Herzog mehrmals besuchte. Verpfändet war es vielleicht mit Zittau bis 1358 an Herzog Rudolf von Sachsen, einträglich durch den Zoll zu „Underronow" verpachtet an Zit tau und wohl durch Verwalter bewirtschaftet seit 1366. Fernere Besitzer waren: 1378 König /Wenzel von Böh men, Sohn Karl I V., und von 1388 an Anshelm von Ronow auf Sandau, besten Günstling. 1396 verkaufte es der anschei nend in Ungnade gefallene Anshelm an Hinko II, Berka von der Duba auf Hohenstein, durch den Rohnau zu einer nament lich von den Zittauer und Görlitzer Kaufleuten wegen der Ueber- sälle am steilen Rosenthaler Berge gefürchteten Naubburg wurde. Auf bitteres Beklagen der Städte beim König befahl dieser durch Hcintze Pflug von Rabenstein, Landvogt der Oberlausitz, daß sie es „mit aller /Macht bülfen untertänig machen". Weitere Räubereien veranlaßten den Befehl /Wenzels II. an Land und Städte, das Schloß zu gewinnen, zn brechen und gänzlich zu zerstören. Zu dessen Ausführung ward von den Zittauern, die die Sache am meisten betraf, in der Woche vor dem 4. Januar 1399 der erste Sturm auf die Burg versucht, zunächst zwar