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I^unc! um c!ie Ki^c^e von !"lissclikelcle °Wenn man, von Zittau her kommend, sich auf der Staats- straße Hirschfelde nähert, sieht man, etwa vom Sägewerk Dran- sendorf ab, die Kirche des Ortes mit ihrem schlanke« Turm mitten auf dem Wege flehe», als dürfe niemand an ihr vorbei, ohne ihr gebührend Reverenz erwiesen zu haben. Später ficht man dann freilich, daß die Straße doch in respektvoller (Ent fernung an ihr — vorbeiführt, so wie es von der Lebensstraße manches Menschen leider auch heißen muß. Unsere Hirschselder Kirche hat, wie der Ort selber, ihre wechselvollen Schicksale gehabt. Erbaut im Uebergangsstil zur Frühgotik im t3. Jahrhundert, erfuhr sie ihre erste Weihe am Peter-Päüls-Tüge 1299 und trägt seitdem noch den Namen Kirche zu St. Peter uud Paul. In dön Drangsalen der Hus sitenkriege, in denen der Ort Hirschfelde 140!) niedergcbtmmt wurde, wurde auch die Kirche zerstört, aber wieder aufgebauk, unc> zwar mit spätgotischem Sterngewölbe, uud an Mariä Geburt 1494 zum zweiten Male geweiht. Daher mag es wohl rühren, daß bis jetzt hier die Merkwürdigkeit bestand, daß zwei Kirch weihfeste in einem Kirchspiel gefeiert wurden, das erste am ori:- ten Sonntag nach Pfingsten gleichzeitig mit dem Jahrmarkt für Hirschfeldc und das zweite am zweiten Sonntag ittt Sep tember für die eingepfarrten Dörfer Rosenthal und Rohnau. Durch einen neuerlichen Beschluß der Kirchgcmemdevcrtretung wird aber in Zukunft das Kirchweihfest einheitlich uud gemein sam für das ganze Kirchspiel Hirschfelde am zweiten Sonntag im September abgehalten. Der große Turm der Kirche bat zwei Kuppeln, die kleinere obere, in der sich eine Uhrenglocken anlage (die sogenannte Hoffmannsche Stiftung) befindet, mit arünangestrichcnem Blech, die größere untere mit roten Ziegeln, Ivie das Kirchendach, gedeckt. Er ist an der Spitze mit Tu"m- ktwpf, Halbmond und Sonne geschmückt, die im Jahre 1822 und dann im Jahre 1928 anläßlich der umfassenden Außen erneuerung der Kirche neu vergoldet wurden, und hat drei Glocken (sine vierte, die kleinste, mußte im Weltkriege abge liefert werden). Auf der großen Glocke ist unterhalb des Helms das kaiserlich-römische Wappen mit der Umschrift: Maximiliane Secnndo Caesare Romanorum semper Augusto (zu deutscb: Unter Maximilian dem Zweiten, dem immer erhabenen Kaiser der Römer) angebracht. Vom Wappcn an, unterhalb des Helms, um die Glocke herum, steht in alter Fraktnrschrift der Reim: „Glocken Tevfen ist nicht recht, Thvts Bapst sein Hauff die Götzenknecht. Doch dcvtett Sie des Herrn Jesu Christi Stim Vnd der Engel Bofsavnc zum Jvngcsten Gericht den Lebendigen vor Nimm." Oben an der Glocke find vier Wappen, darunter das Z>l- taner Stadtwappen und das Hirschfelder. Zwischen den (Wap- pen zieht sich eine Arabeske nm die Glocke, unter der außer mehreren anderen Worten in lateinischer Sprache zu lesen fmv: En cgo campana nungnam denuncio vana, Lande Denn, vere, Plebcm voco, Congregv Elsrum (zu deutsch: Siehe, ich, die Glocke, verkündige niemals Eitles, ich lobe Gott wahrhaftig, icb rufe das Volk, ich schare zusammen die Geistlichkeit). Das letztere kann die liebe Glocke in unseren Tagen allerdings nicht mehr tun — böchstcns bei Psarrereinweisungen und anderem —, da seil dem Weltkriege in Hirschfelde nur noch ein Pfarrer amtiert, An das Spruchband schließt sich das Agnus Dei (Lamm Gottes) mit dem Fähnlein nebst den (Worten an: Ver bum Dei manet in aeternum (zu deutsch: Das Wort Gottes bleibet in-Ewigkeit). Außerdem ist zu sehen auf der Südseite Christus am Kreuze, darunter Maria und Johannes, in er habener Arbeit. Ferner ist zu lesen: „Zu Gott-S Wort leutet mich, den Psarrkindcrn zu Hirschfelde rufe ich. Gott allein die Ehre. ThobiaS Laybner zu Zittau goß mich, am 22. Monaths- tage Aprilis Anno Ehr. 1873. Ich habe an Gewicht 32 Ctr. 8 Pfd. AES 38. Paulus Jamzcr." Auf der Nordseitc stell: man Christus, von Johannes gekauft; Gott Der Vater in den Wolken, der heilige Geist in Gestalt einer Taube. Zwischen diesem und jenem Bilde ziehen sich uin die Glocke die Namen des damaligen Bürgermeisters von Zittau, des Pfarrers von Hirschfelde, der Gerichtspersonen, der Kirchväter und des Ge richtsschreibers. Außer den bereits erwähnten drei Turmglockeu besitzt die Kirche in einem Dachreiter (Türmchen) auf dem Kir- chendache noch eine kleine Glocke, die sogenannte Vaterunser glocke, die früher beim Vormittagsgotkesdienst am -Ende der Predigt und wochentags morgens zu Beginn der Schulstunden geläutet wurde. Sic soll nunmehr demnächst mit auf den Glockenturm komme» und dort als die fehlende vierte Glocke auf gehängt werden und weiter als Vaterunserglocke ihren Dienst getreulich tun Als Merkwürdigkeit ist noch zu erwähnen, daß der Stundenschlag zweimal erfolgt, einmal durch die oben be reits genannten (llhrglocken der Hoffmannschen Stiftung in vw oberen Turmkuppcl und dann durch die große Turmglocke. Uns Hirschfeldern wird also stets zweimal bedeutet, was die Stunde geschlagen hat. (Mancher Fremde hat wohl auch — allerdings vergebens — nach der — Rathansuhr Ausschau gehalten. Das Innere der Kirche wird wohl vielen durch die treffliche Schilderung und künstlerisch beseelte Zeichnung unseres Lausitzer Heimatbildners Adolf Schorisch in der Sonntagsbeilage „Ans unserer schönen Heimat" der Zittauer Morgeuzeitung vom 26. Dezember 1932 bekannt geworden sein. Er nennt alt Hauptschönheit das wundervolle gotische Nctzgewölbe des Kic cheninneren. Die Kirche besteht aus einer rechteckigen, zwei schiffigen Halle und dem Alrarranm, der mit der rapellenartigen Vorkirchc den ältesten Bestandteil der Kirche ansniacht. Wie so oft bei alten Bauten, kennt man auch hier weder den Bau meister noch das Entstehnngsjahr. Daß die Kirche ihre erste (Weihe am Peter-Panls-Tage 1299 erfahren haben soll, habe ich bereits hervorgchoben. Der Altar, über dem sich der Chor und die Orgel befinden, gewährt mit seinen vergoldeten Säulen,