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138 O^erlausitzei- sZeimatreitririg s^It.6 2lm Eingang zum idyllisch gelegenen Neißetal gegenüb-r Sein Bahnhos skrohnan, zwischen den oft recht wilden sWastern des Kemlitzbaches und der Neiße, liegt die Flachsspinnerei Hirschfelde. Diese Statte deutschen Fleißes und Unternehmungsgeistes ist eine von den beiden Betrieben Deutschlands, in denen Flachs garne gesponnen und aus diesen Sarnen Lcinenzwirne, haupt sächlich sür Schuhfabriken und die lederverarbeitende Industrie, hcrgestellt werden. Die Garne werden aber auch zu jenen blü- lenweißen, kunstvoll gemusterten Gebilden verwebt, die, um nur ein Beispiel zu nennen, als Leinentischtücher der Stolz einer jeden Hausfrau sind. Die Erzeugnisse erfreuen sich im deutschen Reiche und im Auslande des besten Rufes, und der Hirsch al> Schutzmarke, dem Hirschfelder Wappen entlehnt, gilt als Zei chen deutscher Dualitätsarbeit. Die Firma blickt auf ein fast hundertjähriges Bestehen zu rück. Fm Jahre 1845 kaufte Herr Heinrich Earl Ntüller das Gelände, anf dem die Spinnerei errichtet wnrde, und eine dort gelegene Mckhlmühle. Dieses jMühlengebäude steht noch heute; der Mckhlbetrieb wurde etwa um die Jahrhundertwende eingestellt. Die Fabrik bestand zunächst aus einem zweistöckigen Gebäude längs des Neißeflusses. Die Antriebskraft wurde durch das Mmhlwasser geliefert. Fm Fahre 4847 war man so weit, daß der erste Faden gesponnen werden konnte. Der Leiter der Spinnerei war ein Fachmann auö Irland, dem klas sischen Lande der maschinellen Flachsspinnerei. Seine Fran lehrte die Arbeiterinnen aus den umliegenden Ortschaften das Maschinenspinncn. Drei Jahre später, 4850, wurde das gegenüber dem Fabrikeingang gelegene sogenannte Herrenhaus als ^Wohnhaus für leitende Angestellte erbaut. Der Besitzer der Firma selbst wohnte im jMühlgebäude. Noch nicht 20 Fahre seit der Gründung waren verflossen, als man daranging, das bis her zweistöckige Hauptgebäude auf fünf Stock zu vergrößern. Der amerikanische Freiheitskrieg 4865 brachte das Unternehmen zu großer Blüte, da die Banmwollzufuhr aus Amerika unter bunden nnd Leinen daher sehr begehrt war. Fm Lause der Fahre waren mehr und mehr Gebäude entstanden; über den ganzen Komplex verkeilt, standen mehrere kleine Dampfmaschinen, um aie nötige Antriebskraft zu liefern. Man kannte damals die Bequemlichkeit des elektrischen Antriebs durch Nkororen noch nicht nnd mußte jich anf diese Art behelfen. Eine größere Kessetz- anlage wurde erst im Fahre 4876 erbaut; seit damals steht dec 50 Olseter hohe Schornstein. Bisher war die Firma von Schicksalsschlägen verschont geblieben, als am 45. Fanuar 4877 im obersten Stockwerk des Hauptgebäudes Feuer ausbrach und das Gebäude in Schutt und Asche legte. Die schweren Nsaschi nen stürzten mit Donncrgetöse herunter und durchschlugen sämt liche Stockwerke. Der ^Wiederaufbau des Hauptgebäudes in seiner jetzigen Gestalt erfolgte in den folgenden Fahren; fertig gestellt wurde cö 1870. Die Neiße und der Kemlitzbach rich teten mit ihren Fluten in der Spinnerei und im Ort manchen Schaden an. ^Markierungen an den Fabrikgebäuden weisen be sonders auf die Fahre 4880, 4887, 4897 hin. Das im eng lischen Stil erbaute Kontorgebäude wurde in de» Fahren 4880 bis 4882 errichtet Bei den Ausschachtungsarbeiken wurde so viel Erde frei, daß mau die zwischen der jetzt regulierten Neiße und dem toten Neißebogeu gelegene Abi esc nm einen fMetcr aufschütten mußte. Die Entwicklung des Unternehmens ging seinen steten Gang. Der Betrieb wurde 4908 auf elektrischen Einzelantrieb durch Motoren nmgestellt, um den Anforderungen der Zeit gewachsen zn sein. Der Weltkrieg und die Nach kriegszeit ließen manchen Sturm nm das Werk tosen, doch die zielbewnßtc Tatkraft des jetzigen Inhabers hielt das Steuer fest auf dem geraden Kurs, so daß heute im Reiche Adolf Hit lers dieser erste nationalsozialistische Betrieb in Hirschfelde und der Oberlansitz mit Stolz 350 Arbeitern nnd Angestellten Ar beit, Lohn nnd Brot geben kann.