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Von der nun folgenden Bronzezeit ist nur ein einziger Fund, und zwar aus der mittleren Bronzezeit (um 4200 v. Chr.), anzuführen. Es handelt stch um eine henkellose B u ck e l u r n e. Sie wurde mit fünf weiteren Gefäßen, oic aber bei der Ausführung der Arbeit zerstört wurden, auf einer kleinen Bodenerhebung, die sich jetzt inmitten des Tagebaues Hirschfelde befinden würde, aufgefunden. Einige andere Scherben unweit des ersteren Fundplatzes bestä tigten die genannte Kulturperiode!. All diese Gegenstände befinden sich, mit Ausnahme des Steinmcißels von Seitendorf, im Zittauer Heimatmuseum. Von der Bearbeitung der Bronze ging man zur Verwen dung des E i s e n ö über. Ilkan wußte, daß in S ü d d e n t s ch - land das Eisen bereits 4000 o. Ehr. bearbeitet wurde. Spä testens 500 v. Chr. kam es in der Lausitz zur Verwendung, nur war nicht festzustellen, ob die Bewohner der Lausitz auch sie Gewinnung des Eisens verstanden. Dies war zum ersten Ilkale im Zahre 4028 bei der Entdeckung einer Eisen schmelzstätte am sogenannten Sandberge bei Reichenau möglich. Einen zweiten Beweis lieferte uns im Zahre 4932 die Auffindung einer weiteren derartigen Schmelz stätte am Abhange des früher W e i ch e n h a i n s ch e u Bergwerkes bei Türchau. Außer 42 Schmelzöfen konn ten bis jetzt auch zwei Vsohn- oder Herdgruben festgestellk wer den, in denen burgundische Scherben in Mengen gefunden wurden. Während die Eisenschmelze von Reichenau in die Zeit um 500 v. Chr. festgelegt werden konnte, so erhielten wir hicr den Beweis dafür, daß ebenfalls die Burgunden (um 200 n. Chr.) ihre eisernen IDerkzeuge und Schmucksachen selbst her stellten. Zn der zweiten Wohngrube wurden auch Teile einer Fibel ans Eisen gefunden (Funde im Heimatmuseum Reichenau). Zm Herbste des vorigen Zahres wurde eine dritte Eisen schmelze, ebenfalls Flur Seitendorf, auf der H ö h e h i n- ter der evangelischen Kirche festgestellt, deren For schungsergebnisse in der nächsten Zeit bekanntgegeben weroen. IToch unerforscht ist der im Park von Gießmanns dorf verborgene zum Teil zerstörte Burgwall. Funde feh len bisher, doch seine Gestalt und die Ausmaße deuten auf sli- wische Entstehung. Ebenfalls auf Gießmannsdorfer Flur (Sand grube) wurde ein Spinnwirtel gefunden, den man gleich falls in die Slawenzeit festlegen könnte. Leider ist es nicht möglich, einen bei der Pfarre in Hkrschfelde bei WasterleikungSarbeiten in den Zähren 4944 und 4945 entdeckten Urnenfriedhof durch Fund stücke zu belegen, da diese ebenso wie die im Zahre 4807 in dem A peitschen Garten gefundenen mit Asche gefüll - tenUrncn nicht mehr festzustellen sind. So ist schon mancher Fund für eine einwandfreie, wisten- schaftliche Arbeit verloren gegangen. Deshalb sollte jeder seine Beobachtungen nur wirklichen „Vertrauensmännern" für Vor geschichte und Fundpflege mitteilen, wie es auch in dem seit Zanuar in Kraft befindlichen Heimatschutzgesetz festgelegt iü. Selbst der kleinste Einzelfund kann von größter Bedeutung sein, wenn er in die Reihe der verschiedenen Funde hineingestellt wird. Und wenn das Heimatschutzgesetz nach genügender Aufklärung des Volkes seinen Zweck erreicht, dann dürfte in einigen Zähren die Vorgeschichte auch eines geogra phisch so engen Raumes nur noch wenige Lücken ausweiseu. es. Die (oeleü^a^ IUan kann Hirschfelde erwandern, von welcher Seite mm will: immer weisen die hohen Esten des Elektrizitätswerkes den BCeg. Aber auch ein kleiner Schornstein, dem ein grauer Rauchschwaden entsteigt, fesselt gar bald die Aufmerksamkeit. Es ist die Elektrochemische Fabrik, ein im Vergleich zu den anderen Zndustrieu des Ortes verhältnismäßig junger, aber außerordentlich interessanter Betrieb, den wir ein wenig näher kennen lernen wollen. Zunächst wurde im Zahre 4947 eine Carbidfabrik von Ser chemischen Fabrik von Heyden AG., Radebenl-Dreöden, gebaut. Zm Zahre 4948 wurde der Betrieb ausgenommen, und drs hergestellte Carbid war in der Hauptsache für die Heereslieferu ig bestimmt. Bald nach Beendigung des Krieges wurde jedoch 0er Betrieb bis zum Februar 4924 stillgelegt. Die Elektrochemische Gesellschaft m. b. H., Hirschfclde, die im Zahre 4924 von der Chemischen Fabrik von Heyden AG, Radebeul, und der Elektra AG., Dresden, gegründet wurde, nahm zuerst die Fabrikation von Carbid nach umfangreichen Um bauten in der Carbidfabrik auf. Zm Zahre 4925 wurde der Bau einer Kalkstickstoff-Fabrik in Angriff genommen, und im Frühjahr 4926 konnte auch dieser Betrieb zusammen mit einer Sauerstoff-Erzeugungs- uuv Abfüll-Anlage nach eigenem Verfahren in Gang gesetzt werden. Zm selben Zahre noch wurde eine Anlage zur Herstellung von gelöstem Acetylen, Flaschenacetylen, erstellt und dem Betrü b übergeben. So entstand aus der ursprünglich bescheidenen An lage innerhalb weniger Zahre eine kleine Fabrik. — Diese kurze Erläuterung über die Entstehung des Werkes zeigt gleichzeitig das Produktionsprogramm. Das Hauptprodukt des Betriebes ist das Carbid. Kalk und Koks werden im Elektroofen durch die elektrische Energie er schmolzen, wozu eine Temperatur von zirka 2500 Grad nötig ist. Zm flüssigen Zustande bildet sich aus Kalk und Koks Carbid, das in Pfannen abgestochen, nach Erkalten gebrochen, der KörnungSgröße nach sortiert nnd in den bekannten Carbid- trommeln luftdicht verpackt wird. Zur Herstellung von Carbid ist eine große Menge elektrischer Energie notwendig, die die Elek trochemische Gesellschaft von dem Kraftwerk der Aktiengesell schäft Sächsische Werk? auf eigenen Kabeln bezieht. Die Her stellung der Carbidtrommeln wird in einer eigens dazu eingerich toten Werkstatt vorgenommen. Die Hälfte des erzeugten Car- bides wird in der Hauptsache zu Schweiß-, Schneid- und Beleuchtungszwecken abgesetzt. Die andere Hälfte der Carbiderzeugung wird auf Kalkstick stoff weiterverarbeitct, der in der Hauptsache von der Landwirt schaft als Düngemittel verwendet wird. Zu dieser Herstellung muß das Carbid noch einmal in einer Rohrmühle gemahlen wer den. Das feingemahlene Carbid wird in besondere Einsätze gi- bracht, die in elektrische Oefen gesetzt werden. Zn diesen elek trischen Oefen wird das feingemahlene Carbid auf zirka 700 Grad erwärmt und dann mit luftförmigem hundertprozentigen Stickstoff in Berührung gebracht. Der lnftförmige reine Stick stoff verbindet sich bei der angegebenen Temperatur unter Abgabe großer Wärmemengen mit dem Carbid zn Kalkstickstoff, der in harten Blöcken aus den Oefen herauskommt: er wird dann ge brochen, fein vermahlen und entweder über die Absackmaschinen sofort dem Versand zugeführt oder außerhalb der Düngungs- ririode in hierzu eingerichtete Bunker gelegt. Der reine lnfc- fcrmige Stickstoff wird in einer besonderen Anlage, der sogenann-