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nahm er es sich derart zu Herzen, daß er schwer erkrankte und dann auch bald das Zeitliche segnete. Infolge der Klage der Hirschfelder mußte der Rat zu Zittau die vier Gefangenen gegen eine Kaution von je 100 Talern iv i e d e r f r e i l a s s e n. Schon herrschte in dem Landstädtchen ob des Sieges eitel Freude und Genugtuung. Am Ntäriä-Ver- kündigungS-Feste, das gerade gefeiert wurde, wurde von oer Kanzel herab verkündet, daß nunmehr wieder Rnlv n„o Glück seligkeit in das traute Städtchen an der Neiße einziehen wür den. Doch da erschienen kurz darauf 36 Zittauer Stadtsoldat.-n in Hirschfelde, um in dem Städtchen von neuem eine An zahl Einwohner, die sich bei dem Aufruhr besonders hervorgetan hatten, und zwar dieses Nläl 14 an der Zahl, zu verhaften. Die meisten hakten sich glücklicherweise noch rechtzeitig aus de n Staube machen können. Der Hanptanstifter Postelt jedoch und noch einige andere wurden von den Zittauern festgenommen. Jetzt verwandte sich in dem Streite sogar August der Starke, Kurfürst von Sachsen und König von Polen. Am 24. Jnli l706 besah! er, „zwar die Untersuchung gegen die Rädelsführer fortzusetzen, aber gründlich zu untersuchen, ob Hirschfelde eine Stadt oder ein Dorf sei, und den Ort in seinem ,--zustand und dem Gebrauche seiner Siegel zu belasten". Der , .itkauer Rat erbrachte darauf den Nachweis darüber, daß Hirschfelde tatsächlich keine Stadtrcchtc besaß. Das war ein harter Schlag für Hirschfelde. Nunmehr verhängte der allge waltige und gestrenge Rat der Stadt Zittau auch über Ao Hauptangeklagten Abraham Pofselt, Hans Gnausch, Samuel Naumann, Georg Arlt und Elias Arlt recht empfindliche Strafen. Die Nkissetäter wurden ins Stockhaus geworfen und bald darauf mit entblößtem Haupt der eine auf eivig, der andere auf zehn Jähre und zwei von ihnen auf vier Jahre des Landes verwiesen. Postelt, der Gerissenste von allen, ivar inzwischen schon wieder aus dem Gefängnis entschlüpft. Auch seine Strafe lautete auf Landesverweisung. Nun glaubte wohl alle 2Velt, daß mit dieser Lösung wenig stens in der Bewohnerschaft Hirschfeldes Beruhigung eintreten würde. Doch an Friede war noch nicht zu denken. Postelt war wie ein Ntichael Kohlhas. Er hatte sich in seine Sache zu sehr verbissen, als daß er alles ruhig hingenonuuen hätte. Er dachte gar nicht daran, das Land zu verlassen. In Burkersdorf hielt er sich versteckt nnd erschien hin und wieder heimlich in Hirsch felde, nm weiter zu werben und zu wühlen mit dem Ziel, einen neuen Prozeß gegen die Stadt Zittau anzuzetteln. Am Weib- nachtsfeste des JabreS 1707 hatte der neue Hirschfelder Geist liche Pastor Ientsch in seiner Ehristpredigt die Gemeinde zum Gehorsam gegen die Obrigkeit aufgefordert. Da erschien kurz darauf Abraham Postelt in Nkichaels Gasthof. TOie der Beel zebub selbst war er urplötzlich wieder aufgetaucht, und gan^ öffentlich und unbehindert trat er auf. Er stellte ob der Christ predigt den Pastor Jentsch »ar zornig nnd gehörig zur Rebe. Da griff der zuständige Bantzner A m t s h a u p t m a n u v o n N o st i z, als er solches vernahm, mit eiserner Faust ei i. Er verbot bei härtester Leibes- nnd Lebensstrafe jedwede weiteren Aufsässigkeiten und jedwede weiteren tumultierenden Zusammen künfte. Dieser strenge Erlaß wurde durch einen Landreiter der versammelten Gemeinde verlesen und dann am Hirschfelder Her renhans angeschlagen. Seitdem wurde es wirklich ruhiger im Ort. Alle Schuldigen, worunter sich anch viele Gerichtspersonen befanden, baten um gnädigsten obrigkeitliche» Pardon, oen sie auch laut Erlaß vom 27. Februar 4708 nach Zahlung der ihnen auferlegteu Geldstrafen nnd Abbüßung kurzer Stockhausstrafen erhielten. Ja, sogar die Landesverwiesenen durften wieder zurückkehren. Nur einer gab sich noch nicht zufrieden. Das war Abraham Postelt. Er war davon überzeugt, daß er für eine gerechte Sache cingetreten war, und glaubte, weiterkämpfen zu müssen. In seiner Verblendung ging er bis zum Kurfürsten von Sachsen und König von Polen. Er nahm an, durch einen Fußfall vor August dem Starken für seine Sache die landesherrliche Zustimmung zn finden. Doch er mußte eine böse Enttäuschung er fahren. In Ketten nnd Banden wurde er von Dresden nach Zit tau zurückgebracht und dort ins Stockhaus geworfen, wo er für sein ehrlich gemeintes, aber gegen Gesetz und Ordnung verstoßen des Eintreten für seine geliebte Heimatgemeinde — zu Recht oder zu Unrecht, das sei dahingestellt — noch viele, viele Jahre büßen mußte. Der hohe Rat der Stadt Zittau zürnte der Gemeinde Hirsch felde noch lange Zeit. Er hielt in den Jahren 1706 bis 1701 keine Ehdingen, also keine Gerichtssitzungen, in Hirschfelde ab. Er verbot einige Jahre hindurch das Schießen der Büchsen schützen und setzte auch die in den Aufruhr verwickelten Gerichts personen nicht wieder in ihre Aemtcr ein. llnd Paul Schicht, der selbstherrliche Bürgermeister, durch besten Anmaßung und Leichtfertigkeit der Aufstand der Bewohner und dann der be wegte Rechtsstreit Hirschfeldcs mit all den bösen Nebenerschei nungen entstanden war, hatte natürlich sein Bürgermei steramt bald abtreten müssen. Seines Lebens wurde er nimmermehr froh. Gehaßt nnd verlästert versank er immer mehr in der Versenkung. Er lebte nicht mehr lange. Vielleicht hatten ihn die vielen Aufregungen, der Aergcr und die schweren Demütigungen dock' niedergezwungen. Am 12. Nlärz 1707, als der Streit noch tobte, hauchte er sein unglückseliges Leben aus. Das ivar gerade an dem Tag, an dem Pastor Tumerell ,.l Grabe getragen wurde, jener einzige Freund, den er noch hatw und der in gutem Glauben und aus Christenliebe für ihn ein getreten war. Zum Hirschfelder Orts- und Landschaftsbild des östlich der Neiße gelegenen Teiles, der Lehde, gehört die in den Jahren 1026 und 1927 erbaute Bezirksschule. Am Fuße eines gegen Rohnan ansteigenden Berghanges ge legen, bildet die Schule den OVittelpnnkt der ringsum neu er stellten Siedlungshäuser. Die Schulanlage mit ihrem auf der Berqseite gelegenen mustergültigen Schulgarten baut sich in Terafsen vom Tale aus auf. Das Gebäude selbst besteht aus einem 80 Mieter langen, dem Gelände entsprechend leicht qe brochenen Hauptbau und einem diesem als Uebergang vorge lagerten niedrigeren Turnhallenbau. Aus größerer Entfernung betrachtet, liegt der Schulbau ruhig und geschlossen vor dem bewegten Hügelgelände. Von dessen Höhe aus gesehen, bildet der Schulbau einen reizvollen Tai- abschluß gegen die langgezogenen Baggerfronten des Braun kohlentagebaues. Nahe der Reichsgrcnze gelegen, wird in diesem Bau deutsche Kultur nnd Heimatliebe gepflegt. Diesen Zweck bringt auch das Gebäude mit seinen klaren, deutsch empfundenen Bau formen zum Ausdruck. Eine breite Freitreppe mit Plastiken zn beiden Seiten, Hirsche mit jungen Sch'Ic^äaern, Sinnbilder des ansässigen Bergbaues und der Elektrizität, führt zu den von schlanken Pappeln eingefaßten Vorhof. Breit und behaglich öffnen sich Spitzbögen als Zugang zur Eingangshalle; lange Bänke und ein Brünnchen laden hier zum Verweilen in den