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104 Oberlsusitzei- s-Ieimstreituag blr.5 I.etrter 8il«i »on «ier Ltuciienreire vr. Linker nack Afrika im Zakr«;i-2» (py^am!cie mit clem 2littsue^ simpel) '-... M» wurden. Einige Male war ich in den Ferien zu kurzem Besuche bei ihm in der Hammermühle in Bautzen; sie liegt unten im Tale der Spree; man sieht von ihren Fenstern hinauf zu den gotischen Kirchenruinen des Nikolaifriedhofes; diesen Blick hatte er in einem Aquarell festgehalten, das er mit berechtigtem Stolze zeigte. Allzu schnell entschwanden die drei Zahrs, die ich mit ihm so in engster Verbundenheit lebte. Als er Gstern 1909 Zittan verlieh, ahnten wir nicht, daß uns das Schicksal noch einmal so eng zusam menführen würde, wie es tatsächlich zehn Klahrs später geschah, als ich, aus dem Heeresdienst ent lassen, Anfang 1919 als junger Lehramtsanwärter in Zittau, Komturstraße 5, an seine Tür klopfte, an dec ich mit Freuden empfangen wurde. Wir er neuerten unseren Bund und ich erlebte wieder und wieder, was für ein angenehmer Mensch er war, lebendigster Mittelpunkt des großen Wirkungs kreises, den er sich gebildet hatte. Ich sah, wie sie aus- und eingingen bei ihm, die vielen, die da suchten und denen er gab, junge und alte aus allen Kreisen unseres Volkes. Ich denke daran, wie es in den ersten fahren nach dem Kriege ihn trieb, nach den Sternen zu schauen, wie sein Auge man chen Abend bis Mitternacht und länger durch unser Schulfernrohr, das er eine Zeitlang bei sich ausgestellt hatte, das funkelnde Licht des nächt lichen Himmels trank; und immer war eine Schar begeisterter Zugend und wißbegieriger Erwachse ner um ihn, lernte von ihm die Namen der himm lischen Lichter und verfolgte nach seiner Erläute rung ihre nächtlichen Bahnen. Manchmal, wenn auch selten genug, war ich in späteren fahren Zeuge, wie er auf sonntäglichen Wanderungen der naturwissenschaftlichen Gesell schaft die Pflanzenwelt unserer Heimat nach syste matischem Plan in Arbeitsgemeinschaften zu er fassen suchte. Er führte und stellte das Ziel; und im gemeinsamen Erarbeiten dieses Zieles, draußen im Freien, entstand, ohne daß davon geredet wurde, ganz von selbst das, was wir alle suchen, Volks gemeinschaft in edelstem Ginne; er pflegte sie und lebte sie vor; weil er selbst mit allen, die ihn suchten, innerlich verbunden war, verband er durch sein Wesen alle die untereinander, die sich um ihn sam melten. Weil er schlicht und wahrhaftig war, wirkte er; weil er nur das sein wollte und konnte, was ihn innerlich ganz erfüllte, gehört er zu den großen Söhnen seiner geliebten Lausitz. Noch höre ich ihn, wie er einen Monat vor seinem Tode bei der Bestattung seines Freundes und Vorgängers im Vorstandsamt der Natur wissenschaftlichen Gesellschaft zwei kurze Sätze des Gedenkens mit den Worten schloß: „Der ist in tiefster Seele treu, wer die Heimat lieht wie du." Ich höre auch noch, wie diese selben Worte zwei Woche später ihm, dem Lebenden, bei einer Schul feier als Worte der Anerkennung seines Strebens zugerufen werden. Nnd heute, da seine Seels schon seit Wochen entwichen ist in die Gefilde ewigen Friedens, drängt sich mir immer wieder dies Wort auf die Lippen, weil ich kein besseres finde, um das Wesen des geliebten Freundes zu erfassen. In Gedanken bin ich dort, wo ich kurz vor« Gstern das letzte Mal vor seinem Tode wie aus innerem Zwange an ihn denken mußte, weil ich sicher war, daß auch hier seine Tatkraft zum Werke mitgeholfen hatte: vor dem Ehrenmal an derSpres- quelle im Kottmarwalde, das dieLausitzer Wander vereine ihren Gefallenen des Weltkrieges errichtet haben. Treu bis zum Tode war auch er. Ich höre im Geists des Freundes herzliches Lachen, begegne dem Hellen Blick seiner Augen und spüre den Druck seiner lieben Hand; denn er ist nicht tot, er lebt. Nlsred Wirißler.