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102 o t?? I-Iausitzei- s-Ieimatreitung 1^.5 ^urt I-!ein!<e Lurt Heinke wurde am 6-Ianuar 1890 in Bautzen geboren; mit 10 Diahren kam er von der Volksschule auf die Realschule seiner Heimatstadt und verließ sie (Ostern 1906 als Primus mit dem Zeugnis für den einjährig-freiwilligen Militär dienst; um studieren zu dürfen, mußte er noch die Oberstufe einer neunklassigen höheren Schule be suchen und wählte zu dem Zwecke das Zittauer Dealgymnasium, das er Ostern 1909 mit dem Zeugnis der Deife verließ. Nun studierte er Erd kunde und Naturwissenschaften in Marburg, Mün chen und Leipzig. In den ersten Jahren seines Studiums befiel ihn in München eine Nieren krankheit, die seine körperliche Leistungsfähigkeit stark herabsetzte und trotz vieler ärztlicher Be mühungen nicht weichen wollte; schließlich ging er auf den Dat dec Arzte nach Bad Heluan in Ägypten; nach längerem Aufenthalt fand er hier am Dands dec Wüste dis ersehnte Genesung; die Heimreise führte ihn nach dec Gase Diskca in Al gerien, deren geographische und klimatische Ver hältnisse er später in seiner Doktorarbeit eingehend behandelte. In der Heimat wirkte seine eigenartige Krankheit noch lange nach und bei Ausbruch des Krieges war er noch nicht wieder soweit Herr sei ner Kräfte, daß ec hätte Soldat werden können. Er wurde zwar einmal auf kurze Zeit zum Heeres dienst eingezogen, nach einigen Wochen aber für dauernd entlassen. Er konnte also sein Studium ohne weitere Nnterbrechung fortsetzen und durch Doktor- und Staatsprüfung abschließen. Als Lehrer war er zunächst an der Gberrealschnle in Meerane tätig und kam dann 1917 nach Zittau ans Dealgymnasium; in diesem Jahre heiratete er auch. Neben seiner fruchtbringenden Arbeit in der Schule, wo er bald die Herzen aller Schüler ge wann, entfaltete er nun auch in der Öffentlichkeit sein segensreiches Wirken: als Mitglied und Vor sitzender von Vereinen, die sich um tieferes Ver ständnis von Heimat und Volkstum bemühten; als Leiter der Zittauer Volkshochschule; als unermüd licher und vorbildlicher Vorkämpfer der Erwachse- nenschulung durch zahllose volkstümliche und doch in bestem Sinne wissenschaftlich bleibende Vorträge; als Führer auf vielen Wanderungen, die der erd geschichtlichen und naturkundlichen Erforschung un serer Heimat galten. In den Ferien aber trieb es ihn hinaus in die Weite; nicht um irgendwo Erholung zu suchen, denn die schien er nicht zu brauchen; sondern um seins Anschauung und sein Wissen zu vertiefen. In immer weiteren Kreisen erwanderte er sich zu nächst Deutschland; sah auch andere Länder Eu ropas; aber seines Herzens innerstes Sehnen ging jahrelang im geheimen nach dem Erdteil, in den ihn seine Krankheit einst geführt hatte, nach Afrika. Wie wenn er an der Erfüllung dieses Wunsches zunächst nur nippen wollte, unternahm er in den großen Ferien 1925 eins Deise nach den kanari schen Inseln; vom Pic von Teneriffa schweiften seine Augen nach den Gestaden des afrikanischen Festlandes. Bis er endlich den lange gehegten Plan trotz großer Widerstände im Jahre 1928 durchführts und im Anschluß an den internationa len Geologenkongreß in Kapstadt den schwarzen Erdteil von Süden nach Norden, vom Kap der guten Hoffnung bis zu den Pyramiden Ägyptens, in halbjähriger oft gefahrvoller Aeise durchquerte. Aber dem Dastlosen wurde alles Große, was seins Tatkraft ihn erreichen ließ, immer nur An sporn zu neuen Plänen. Für die nächsten Jahre war eine Deise zum Geologenkongreß nach Ame rika vorgesehen. Nnterdesjen mußte er sich mit kleineren Änternehmungen bescheiden; ich denke an seine Deisen nach Sizilien, nach Südfrankceich, an die Nordlandfahrt bis Island, und ich denke nun trauernden Herzens an seine Gstecfahrt ins Land dec Griechen, von der ec nicht wiederkehcte, weil die kalte Hand des Todes ihn grausam hin wegraffte. Ich lese noch einmal den fröhlichen Kartengruß, den er mir aus Korinth sandte und der mich am Gsterdienstag früh erreichte: „Lieber Freundl Schon winkt auf hohem Berges rücken Äkrokorinth des Wandrers Blicken!... Gestern waren wir bereits oben. Dis Prag war ich krank; dann aber wie durch ein Wunder war mit einem Male der Geist in mir wieder erwacht. In Saloniki die ersten Steine geklopft. In Athen war der Eindruck der Akropolis geradezu hin reißend, und dabei bin ich ja nun schon etwas verwöhnt. Dein Lurt und Frau? Nnd dann lese ich das Telegramm, das noch an demselben Gsterdienstag zur Mittagsstunde eintraf: „Lurt tödlich verunglückt? Ich durchlebe noch einmal die bangen Tage des Wartens, an denen wir nicht wußten, was eigentlich geschehen war, bis wir endlich die ganze grausame Wirklich keit erfuhren: am Karfreitag erlitt unser Freund bei einem Autounfall auf der Dückfahrt von Kap Sunion nach Athen eine schwere Gehirnerschütte rung, wurde sofort ins Krankenhaus des Doten Kreuzes nach Athen gebracht und starb dort, ohne das Bewußtsein wiedererlangt zu haben, am zwei ten Gsterfeiertag abends 3/4H Nhr. Während ich dies schreibe, durchfurcht noch das Schiff, das sei nen Leichnam zur Heimat trägt, in der Ferne die Wogen. Nun wandern die Gedanken an den Meilen-