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zu zahlen 29 000 Taler teils in barem Geldc, teils in Tuchen. Die Zeit von 1763 bis 1778 gilt der Fürsorge des Kurfürsten für die stark darniederliegende Oberlausttz und ist eine Zeit der Erholung und des Wiederaufstieges. Aber bereits aus Anlaß des bayrischen Erbfolgekriegeö gilt es 1778, schon wieder Pferde und Rekruten zu stellen. Durchmärsche berühren vor allem wieder Zittau, Reichenbach, Seidenberg und Schönberg und legen den Städten Kontributionen auf. Bereits 1813 ist die Oberlausitz wieder der Schauplatz der Schlacht bei Bautzen, die die preußisch-russische» Truppen hier Napoleon am 20./2 t. ".Mai lieferten. Der ^Wiener Friede von 1815 greift ganz ent scheidend in die Geschichte der Lausitz ein, insofern dieselbe zum Teil an Preußen abgetreten werden mußte. Es entsteht jetzt die sächsische Oberlausitz mit Zittau, Bautzen, Kamenz und Löbau und eine preußische Oberlausttz mit Görlitz und Lauban. Der Sechsstädtebund ist getrennt und das (Markgrafentum Ober lausitz in zwei Markgrafentümcr aufgeteilt. Aber die äußer liche Trennung hat nicht vermocht, den geschichtlichen Begriff Oberlausttz als Ganzes zu zerstören. (Mit ihrem Blute haben die Lausitzer ihr deutsches Land im Laufe der Jahrhunderte ge düngt, unter schwierigsten Verhältnissen und Not und Opfern Städte lind Kultur geschaffen. «Mitten im Lande von allen Seiten den Durchzügen und Stürmen fremder Völker und Heere ausgesetzt, sich mit diesen vermischend, ist ein treuer fester deutscher Volksstamm entstanden. Andrerseits hat alles ihre eigenen Gitten und z. T. Sprache nicht zu tilgen ver mocht. Altererbte Sitten und Gebräuche treffen wir noch überall und es ist lohnend, sie kennen zu lernen. Noch bildet die wendische Kleidertracht eine Besonderheit, die sich durch keine «Modetorheit hat einschüchtern lassen. Hierbei müssen wir noch besonvers bewundern, daß sich auf dem an und für sich kleinen Gebiet, wo sich die Wenden rein erhalten haben, wieder noch unzählige Abweichungen in diesen allem finden. Spree wälder und Hoyerswerdaer und (Wenden aus der Gegend «Muskaus, Schleife find in allem, auch im Dialekt, verschieden, ja die Unterschiede finden sich zum Teil im Kreise Rothenburg zwischen einzelnen Nachbargemeinden. (Wahrlich, selbst wenn die Lausitz in industrieller (Lautawerk, (Weißwasser, Senften berg) und landschaftlicher (Spreewald, «Muskau, Oybin) Be ziehung weniger reich an Sehenswertem wäre, in der alten be wahrten (Wendenknltur besitzt sie ein Kleinod, das noch besser geschützt werden müßte. Anlage der Dörfer, wendische Fami lienfeste und wendische Gottesdienste sind Denkmäler einer alten Zeit, des Besuches und der Erhaltung wert. Vertane! »I-usstis« Vertretertagnng am 25. März auf dem Klosterberge bei Demitz-Thuinitz (War es das schöne Wetter des wieder gekommenen Früh lings oder war es das Zusammengehörigkeitsgefühl der Heimat treuen Vereine? War es, daß der Klosterberg manchem Dw- treter der Südlansttz unbekannt war, oder war cs Freude dar über, daß der Verband Lusatia in letzten Jahren im Nord u und Westen der Lausitz treue Verbandsvereine gefunden hat? Jedenfalls zur Genugtuung jeden Teilnehmers war es die bis her bestbeschickteste Vertrctervcrsammlnng unseres Verbandes. Von insgesamt 40 Verbandsvereinen (^ aller Vereins) haben sich 75 Vertreter in die Anwesenheitsliste eingetragen. Mit herzlich begrüßenden Myrten eröffnete der Vor sitzende Dr. Heinkc (Zittau) die so zahlreich beschickte Tagung und betonte, daß wir in politisch hochbewegkcr Zeit weiter — wie schon 53 Jahre — Heimat, Vaterland und dem deutschen Volke dienen werden. Bürgermeister Leedrich (Demitz) begrüßte in ebensolchem Sinne die Versammlnng, und Oberlehrer Hentzschel (Demitz) dankte der Lusatia, die Frühjahrsvcrtretertagnng nach dem Klosterberg verlegt zu haben. Entschuldigungen nicht vertretener Vereine, Grüße '.-on Freunden und FreundschafkSverbänden wurden daraufhin vom Vorsitzenden bekannt gemacht. Studienrat Dr. Heinke hielt dann ein fesselndes Refe rat über „Jugend und Heimatarbeit". Ausgangspunkt war die Arbeit der Schüler des Realgymnasiums zu Zittau, vie unter seiner Leitung im Laufe von zwei Jahren ans dem Har- thaner Brannkohlenwerk den riesigen Stumpf einer Sumpf zypresse auggegraben und zum Forttransport nach Zittau oor- bcrciteten. (Wie hier die Jugeud in den Dienst der Heimar- forschnng nnd wissenschaftlichen Arbeit gestellt worden sei, so wäre das auch anderortö möglich. Das (Wesentliche sei aber, daß die Jugend lerne, mit Ernst nnd offenen Augen die Hei mat zu durchwandern, Beobachtungen, Zeichnungen, Aufnah men mache und Interesse gewinne an den botanischen, zoolo gischen, landschaftlichen nnd geologischen Eigenheiten der Um gebung. Die Liebe zur Heimat komme dann von selbst, und wer die Heimat liebt, wird auch ein guter Deutscher sein. Nacy diesen interessanten und mit Beifall aufgenommenen Ausfüh rungen kam ein Schreiben des Landesverbandes über Jugend ertüchtigung und über die Verhandlungen des Landesverbands oorsitzenden mit der Landesstelle Sachsen des Reichskuratorimns sür Jugendertüchtigung zur Sprache. Auch die Vereine und Verbände unseres Reichsvcrbandes wollen mit ganzem Herzen im Dienste der deutschen Jugend tätig sein. Dem Verbands vorstand wurde diese Angelegenheit zur weiteren Entschließung nnd Erledigung übergeben. Hierauf erstattete der Kassierer, Kaufmann Kittel (Zittan), den Kassenbericht. Auf Vorschlag der Kassenprüfer wurde ihm einstimmig Entlastung erteilt. Der Haushaltplan für das neue Jahr war vom Gesamt vorstand aufgestellt worden, wurde vorgetragen nnd genehmigt; er sieht eine Gesamtausgabe von 1650 «Mark vor. Die Ver bandssteuer beträgt weiter 15 Pfennig pro Vereinsmitglied. Die Vergünstignngsverzeichnisse werden demnächst den Ver einen zugestellt werden; sie werden nunmehr ein kleines Heftchen von ca. 20 Seiten umfassen, da sic für den ganzen Reichs verband hergestellt wurden. Anläßlich eines Einzelfalles - vorgebracht von Hentschel (Seifhennersdorf) — bat der Verbandsvorstand dringend alle Verbandsmitglieder, wenn sie auf ihren (Wanderungen irgendwelche Schwierigkeiten bei der Inanspruchnahme dieser Vergünstigungen haben sollten, sich sofort mit ihrem Vereinsvorfitzenden in Verbindung zu setzen, damit den Klagen nachgegangen werden kann. Der Verband umfaßt rund 8000 «Mitglieder. Bei den Neuwahlen wurden alle ansscheidenden Vorstandsmitglieder wiedergewählt. Der verdienstvolle Vortragswart, Lehrer O. Hentschel (Seifhen nersdorf), hatte ans gesundheitlichen Gründen sein Amt nieder gelegt, deshalb schlug der Gesamtvorstand von sich aus eine Umgruppierung der verbandsleitenden Arbeit vor, die von der