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zelne Schützengilden," schreibt Köhler, „bereits vor den Hus sitenkriegen — die Görlitzer Gilde wird bereits im Jahre 4377 erwähnt — bestanden hatten, so sanden dieselben doch in und nach den genannten Kriegen die meisten Freunde und wo sie noch nicht bestanden hatten, da faßten ste in dieser Zeit festen Fuß." Bei dem in Görlitz schon Anfang des 15. Jahrhun derts abgehaltenen Pfingstschießen wurden Preise für die besten Schützen aus der städtischen Kaste bewilligt. 1517 wird in Zittau ein Nachbarschießen erwähnt, bei dem die Einlage sechs Schillinge betrug. Die Hauptgewinne bestanden aus einem Pferde und einem großen Ochsen und fielen nach Löwenberg und Grottau. 1496 ist von einer Vogelstange die Rede, und das Zittauer Schießhaus wird die „alte Zielstatt" genannt. Von den Streitigkeiten zwischen den Städten verdient er wähnt zu werden der Bierstreit zwischen Görlitz und Zittau und in Görlitz selbst zwischen den Brauhofbesttzern und einem M. Hieronymus Schwoffheim, der 1474 sein Pfarramt an trat und fremde Biere, die nur für Geistliche eingeführt werden durften, um Geld auf dem Pfarrhof öffentlich ausschenkte. „Der Pfarrhof war zum wahren Gasthof geworden und Lastern wurde ungescheut von den Kaplänen gefröhnt. Spiel und Trank, Straßenlärm und andere Ilnstttigkeiten, die sich Geist liche erlaubten, sollten zeigen, daß die Diener der Kirche nicht den Verordnungen des Rates unterworfen seien." Ein gleicher Streit spielt sich 1477 in Budissin ab. Der Erfolg der städ tischen Einsprüche war schließlich auf Seiten der Städte und 1501 verlangte Görlitz bei dieser Gelegenheit das Recht, Pfarrer nach eigenem Brillen berufen zu dürfen. Der zuneh mende Reichtum der Städte hatte Luxus und Ausschweifungen im Gefolge, gegen die schließlich strenge Gesetze erlassen wurden. Einiges hierüber möge wörtlich folgen: „Bereits 1440 erließ Görlitz strenge Gesetze dagegen (Kleiderluxus), ebenso Zittau 1462, nachdem in letzterer Stadt schon im Jahre 1353 ein Hoffartsverbok ertasten worden war. In dem Statut von Gör litz wird gesagt, daß Niemand Verbrämungen und Verzierun gen über eine Hand breit an den Kleidern, üüänteln, Hauben und Gürteln tragen dürfe. Den Jungfrauen und Frauen wurde das Tragen hoher, mit Perlen, Gold und Edelsteinen verzierter Hauben verboten; die Überwürfe sollten nur von Leinwand und nicht von Seide sein; die Kleider mußten eine Hand breit von der Erde abstehen; am Halse durften sie nie mals offen, so wie die Axmel der Gewänder nicht länger als eine Elle sein. Die Jungfrauen und Frauen sollten nicht mit entblößten Armen ausgehen; überhaupt sollten steh Alle un gewöhnlicher und neuer Trachten enthalten. In Zittau war bezüglich der Kleiderordnung geboten, daß von keinem Bürger spitzige Schuhe getragen werden sollten, wenn er nicht gewärtig sein wollte, daß man ihm die Spitzen obhaue. — Den Murten, bei denen sich die Bürger znr Er holung versammelten, war in Görlitz ausdrücklich geboten, daß sie ihren Gästen nach 10 Uhr abends kein Bier mehr ein schenken durften; jeder angesessene Gast, welcher nach 10 Uhr noch im Wirtshause angetroffen ward, mußte 6 Groschen Strafe erlegen, während die Nichtangesestenen in den Stock kommen sollten. Jedes Spiel mit Wuirfeln und Karten war verboten; wer des Gewinnes wegen spielte, mußte 10 Ntark Groschen Strafe zahlen, oder so lange die Stadt meiden, bis diese Strafe entrichtet worden war. Auf der Straße durfte niemand nach 10 Uhr des Abends ohne Licht gehen, alles Geschrei war bei Strafe des Stocks verboten, und ebenso durfte nach 6 Uhr abends kein 9üann eine Frau oder Jungfrau auf dem Schlitten fahren. !Wer dagegen handelte, sollte als Strafe 8 Schock Groschen zahlen." Im Jahre 1442 wurde vom meißnischen Bischof das vor allem in Budissin gebräuchliche „Semperrennen" verboten. Es handelt sich hierbei (Semperlaufen — Zempern) anscheinend um die jetzt noch geübte Sitte des „Zamperns". 1547 erfolgte der sogenannte Pönfall der Sechsstädte vor König Ferdinand zu Prag, der sie aller Privilegien, Kriegsgeräte usw. beraubte. Die Innungen wurden aufgelöst, die den Städten gehörigen Güter eingezogen. Außerdem hatte Budissin 20 000, Görlitz 40 000, Zittau 20000, Lauban 10 000 und Löbau nnd> Kamenz je 5000 Gulden Strafgeld zu zahlen. Erst 1551 ge lang es Budisstn, durch schwere Opfer sich wieder in den Besitz einzelner Ortschaften zu setzen: Strehla, Ober- und Nleder- Kozna, Preuschwitz, Stiebitz und Burk. Görlitz erlangte bis zu diesem Zeitpunkt Moys, Kosma, Klcin-Biesnitz und Neun dorf bei der Landeskrone in seinen Besitz zurück. In den fol genden Jahren hebt sich der Besitz- und Rechtstand bei allen Gechsstädten wieder. Görlitz gelangt in den Besitz der Gör litzer Heide, Zittau erwirbt u. a. 1554 Waltersdorf und Lückendorf. 1566 muß die Oberlaufitz Maximilian mit Geld und Ntenschen gegen die Türken unterstützen. 1632 und 1633 wird Budissin und Görlitz in die Kämpfe Wallensteins gegen Kurfürst Georg von Sachsen hineingezogen; Budissin geht hierbei völlig in Flammen auf, selbst das angrenzende Seidan und das Stunde entfernte Dorf Teichnitz geraten in Branö. Am 30. Mai 1635 erhielt Kurfürst Johann Georg die Ober- und Niederlansitz als böhmisches Lehen abgetreten. Die förm liche Übergabe erfolgte am 24. April 1636 in Görlitz, da Budissin noch größtenteils in Trümmern lag. Hiermit hatte die Oberlallsitz aufgehört, ein Besitztum der böhmischen Könige zu sein. 1639 durchzieht Torstensohn mit 8000 Schweden die Oberlausttz und erpreßt hier außer einer Anzahl von Pferden von Budissin 18 000, Görlitz 20 000, Zittau 16 000, Ka menz 10 000, Lauban und Löbau je 6000, im Ganzen 76 000 Taler. Trotz allem schreitet die Reformation auch hier vor wärts. Auf Einzelheiten einzugehen, fällt mehr in den Rahmen lokaler Berichterstattung. Erwähnenswert sind die Pestjahre von 1568, 1611—1612, 1614, 1631 und 1632. Von 1656 ab unter dem Kurfürsten Georg II. erholt sich das Mark grafentum ganz bedeutend, da kriegerische Ereignisse nicht störend eingreifen. 1680 greift die Pest, aus Böhmen kom mend, wieder auf die Lausitz über, der auch der Kurfürst zum Opfer fällt. Die unter Friedrich August I. geführten Türken- und Polenkriege bringen wieder Unruhe, Opfer an Geld, Menschen und Lebensmitteln für aufzustellende und durch ziehende Truppen. So erreichen wir schließlich die Zeit der schlesischen und des 7 jährigen Krieges. Bei den Kämpfen gegen Österreich wird natürlich die Lausitz, ihrer Lage ent sprechend, wieder sehr stark in Mitleidenschaft gezogen. Am 24. November 1745 errang Ziethen einen Sieg über vier sächsische Regimenter bei Kath. Hennersdorf unweit Lauban, und bereits am 27. November wurde Budissin von preußischen Truppen besetzt. 600 Rekruten stellte die Oberlausitz für die preußischen Truppen. Am 22. Juli 1757 begann durch Öster reicher die Beschießung von Zirtau, das fast gänzlich zu Grunde gerichtet wurde; in die anschließenden Kämpfe fällt das Gefecht bei Ntoys, in dem der General 2Dinterfeldt feinen Tod fand. Bei dem Eilmarsch Friedrichs von Schlesien nach Torgau passieren die Truppen am 23. November Görlitz, welches außer Brot und Tuch 12 000 Taler aufbringen mußte. Den Höhe punkt des Krieges bildet das furchtbare Gefecht bei Hochkirch zwischen Löbau und Bautzen. Dieses und die folgenden Jahre war Sachsen jedesmal Winterquartier der preußischen Trup pen, und die Lausitz hatte den ganzen Durchzug zu erleiden. 1761 wurde besonders Görlitz hart betroffen. Außer sehr star ker Einquartierung, auf einen Brauhof 120 Mann, waren