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72 O^erlausitzer I^eimstreitung IZr. 4 Die Besichtigung der Wälle geschah am 8. JuliH durch den regierenden Bürgermeister Sommer und die Ratsmitglie- c>er Liebe, Lehmann, Prinz, Kreckler und den Baumeister. Auch die Ausmusterung und Einexerziernug der Bürger schaft erfolgte?). Als Viertelsmeister?) waren ernannt wor den: für das Jrrenbergviertel: Christoph Grosche, für das 'Wendische Viertel: Elias Donat, für das Reichenviertel: Christian Schuster und für das Bauernviertel: Christian Friedrich Haugwitz "). Die Bürgerschaft im Reichenviertel und im inneren Lauen viertel wurde am 45. Juli aus dem Rathause gemustert, und dann wurden die Ausgemusterten hinaus aus den Reitplan ge führt und dort ausgebildet; am nächsten Tage, am -16. Juli, geschah dies in gleicher 28eise mit den beiden anderen Vierteln. Am 25. Juli begann mau mit der Besetzung der Stadt tore. Sie sollten bis zu 45 Mann verstärkt werden, bis das Ratsmitglied Kreckler, der nach Dresden, um die nötigen An weisungen einzuholen, gereist war, zurück war, und die beiden Pforten sollten mit acht Mann besetzt werden. Die Torposten hatten die vier Stadtviertel der Bürgerschaft zu stellen. Zu nächst sollten das innere und äußere Reichentor mit 3—6 Manu unter Christian Schuster, das innere und äußere Lauen tor auch mit 3—6 Mann unter Christian Friedrich Haugwitz, ebenso das Schüler- und Grabentor mit 3—6 Ntann unter Christoph Grosche und endlich das Wendische und Ziegeltor auch mit 3—6 Mcknn unter Elias Donat besetzt werden. Auch sollten gewisse Leute zu den Korporalschasten verordnet werden. Wegen der Besetzung der Basteien und anderer Poste» sollten die Ratsmitglieder Göbel, Prinz und Hennicky (Hanky) sich mit den Viertelsmeistern besprechen "). Nachdem, wie oben berichtet worden ist, die Befestigungen vom Rate besichtigt worden waren, beschloß dieser "), die Tore mit Vorschubkasten, Fallgittern, spanischen Reitern, auch, wo cs nötig, mit Zugbrücken und ähnlichen zu versehen. MAl aber cie Herstellung der in Aussicht genommenen Zugbrücken am inneren Reichen- und am inneren Lauentore in so geschwinder Eil nicht gemacht werden können, so begnügte man sich damit, die inneren Tore wieder „mit Zimmertoren" zu verwahren und die Brücken mit spanischen Reitern zu belegen "). T8ie das Ratsmitglied Kreckler, so hatten sich auch die Landesältesten nach Dresden begeben; der Rat beschloß, ihnen bei ihrer Ankunft von der Hauptstadt durch den Stadtrat Platz und den Oberkänunerer Seidel auszuwarten und sie um einige 5) Ursprünglich halte Christoph Grosche das Lauenviertel und Christian Friedrich Haugwitz das Jrreubergvicrkel erhalten sollen. Ratsprotokoll vom 16. Juni. ") Ratsprotokoll vom 26. Juli. ?) Rach dem Ratsprotokoll vom 26. November 1683. Fuhren zu ersuchen, auch ob sie nicht „eine Post vor izo anzu legen belieben wollten". Die Abgeordneten taten dies und mel deten, es hätten die Landeöältesten berichtet, wie sie gleichfalls Befehl bekommen würden, durch ihre (Mannschaften die Gren zen inachtzunehmen, wegen der Post wollten sie am Nachmit tage um 2 Uhr miteinander reden"). Die deshalb gepflogenen Verhandlungen hatten Erfolg. Auf Gutachten der Geheimen Räte ließen einige Abgeordnete von Land und Städten durch den Bautzener Postmeister Silling (Silligen) eine „Korrespon denz" nach Breslau und Prag anlegen und beschlossen, an dieser Einrichtung bis zum Jahresende festzuhalten?). In der Ratssitzung am 28. Juli lag ein kurfürstliches Schreiben vom Datum Dresden, den 43./23. Juli 4883, vor. Es befahl erneut den Räten der Sechsstädte, „die Bürger und Einwohner zur Verteidigung geschickt zu machen, auch einen guten Vorrat an (Munition anzuschaffen, bis auf andere Ver ordnung gute und fleißige Anstalt zu machen, daß die Tore zur Genüge besetzt, unter ihnen genaue Aussicht gehalten wer den", und zu berichten, wie stark vie Mannschaft und wie be schaffen ihre Ausrüstung sei. Der Rat verfügte, „der gnädig sten Verordnung in allem gehorsamst nachzuleben" und schickte das Rescript den anderen Städten in Abschrift zu. In derselben Sitzung berichtete Protonotar Kreckler über seine Tätigkeit in Dresden, und der Rat verordnete, es soll, wie einst in der Pestzeit (tempore contagionis), bei den jetzt be stehenden gefährlichen Zeiten jede (Woche des Donnerstags eine feierliche Betstunde und des Freitags die ordentliche Bußpredigt abgehalten werden; bei dem Vaterunser solle dreimal an die Glocke geschlagen, die Litanei nach der Predigt andächtig ge sungen und die Bitten: „Und uns vor des Türken und des Pabsten grausamen Mord und Lästerung, Wüten und Toben väterlich behüten" dreimal wiederholt werden; dann sollten Sie ganze Schule "), wie auch die andern Schulen alle in die Kirche geführt und mit Gesänge wieder herausgesührt werden. (Man tat also noch mehr, als die am 22. (März d. I. bekannt gegebene, oben angeführte kurfürstliche Verordnung bestimmte. Da auch, wie schon erwähnt wurde, für die Verprovian tierung der Stadt gesorgt werden sollte, so empfing der Bau meister den Auftrag, den Vorrat an Getreide messen zu lassen. Er hielt dies aber für unnötig, da dreihundert und etliche zwan zig Scheffel Korn und ein paar hundert Scheffel Hafer vor handen seien. Um die Befestigungsarbeiten bester zu fördern, wurden der Zimmcrmcister Hanns Engel und der Maurer meister Hanns Böhme bestellt"). Am 29. Juli ging vom Amte Stolpen ein kurfürstliches Patent ein, durch das das heimliche Anwerben von Truppen verboten ward. Der Rat ließ es an der (Waage anheften. (Fortsetzung folgt). ") D. i. das Gymnasium. ") Ratsprotokoll vom 28. Juli. Isusencljalir^eiek ciep alten §eclisstsclt öauhen (Der zur Tausendjahrfeier in der Pfingstwoche vom 3. bis 4 4. Juni die Hauptstadt der Oberlausitz, Bautzen, besucht, wird von der Schönheit des Stadtbildes überrascht sein, von dem eigentümlich terrastenartigen Aufbau der alten Stadt und ihren wehrhaften Türmen und Mauern, die sie im Volks munde nicht ohne innere Beziehungen zum „Sächsischen Nürn berg" machte. Der alte Stadtteil erhebt sich vom Ufer der Spree, die in einem großen Bogen um das Felsmassiv der Stadt fließt, bis zum höchstgelegenen Petridome. Herrschend steht auf der äußer sten Westspitze des Felsplateaus die Ortenburg, ein prächtiger, trutziger Bau. Am Eingangstor grüßt ein Denk mal König Matthias Corvinus von Ungarn den Besucher, das den Herrscher, dem die Stadt eine Zeitlang huldigte, lebenswahr darstellt. Dreimal ließ sich Matthias das Stand bild nach Ofen kommen, bevor er sich mit dem Werk des Künstlers einverstanden erklärte. Corvinus hat 4486 der Burg ihre heutige Gestalt geben lasten. Über dem spitz zulaufenden