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70 O^erlausitzersZeimatreituiig 4 Löbau, sogar kartographisch darstellt und seine allgemeinen Darstellungen in die Arbeitsweise dieser jungen Wissenschaft recht gut einführen, dürfte diese Abhandlung unseren Oberlau- sitzcr Ortschronisten willkommen sein. Johannes Langer gibt anschließend einen Überblick über die G r u n d r i ß s 0 r m e n der alten Städte. 2D. Frenzel beschreibt in diesem Zu sammenhänge das Stadtbild von Bautzen. Er zeigt, wie die Naturverhältnisse und die geschichtliche Entwickelung den Bantzner Sradtplan gestaltet habe». W. Nadi g beschreibt dann die Zeugen des vorgeschichtlichen 2D 0 Hu ba u e S. K. S 0 m m e r schildert den Hausbau der ge schichtlichen Zeit. Hosanlage, Grundriß des Hauses, Baumaterial und Bauweise werden bis in die Einzelheiten technisch erläutert. Das sür unser Gebiet typische Umgebinde- haus ist auch durch Abbildungen (Oybin, Seitendorf, 2Dehrs- dors) vertreten. Die Verknüpfung zwischen de» Siedelungen bringen die 2D ege und Straßen. Wie in den bisherigen Abschnitten wird auch hier von den ersten Spuren eines Verkehrs in vor geschichtlicher Zeit (W. Nadi g) bis zum ausgebildeten Land-, 2Dasser- und Luftverkehrsnetz der Gegenwart die Entwickelung verfolgt. 2D. ühlemann untersucht das Gebiet zwischen Elbe und Saale, W. Frenzel die Oberlausitz. Das Vorherrschen des Ost-Westverkehrs und das Zurücktreten der Nord-Südverbindungen werden aus landschaftlichen und ge schichtlichen Bedingungen begründet, die verkehrsgeographische Zentralstellung Bautzens wird betont. Im Gegensatz zu Fren- rel halte ich die Obcrlausitz sür eine Landschaft mit zwei Vcr- kchrsrichtungen. Die Nord-Südvcrbindnng ist schon aus vor geschichtlicher Zeit bekannt. Den ersten Hauptteil des neuen Buches beschließt ein Auf satz von Felip Burkhardt. Er zeigt die ständische Gliederung im Lichte der Statistik. Berufliche Zu sammensetzung der Bevölkerung, Auswirkung der starken In dustrialisierung, die wirtschaftliche Struktur der einzelnen Ge biete, die wichtigsten 2Dirtschaftszweige und die soziale Gliede rung der Bevölkerung sind erfaßt. Die Arbeit gibt einen aus gezeichneten Überblick über die Strukturzüge der sächsischen Bevölkerung. Die Aufsätze des zweiten Hauptteiles unseres Buches schil dern die Lebensform und die 2D erke der geistigen Schöpfung. Die ländliche Gemeinschaft ist nicht nur eine zufällige Zusammenballung verschiedener Menschen, sondern eine zwangsläufige Schicksalsverbnndenheit. Sie bildet die Ur sache für jede Brauchtumsbildung in dieser Lebensform. Ge meinsam mit Angst- und SehnsnchtSkomponenten bedingt die Spannung zwischen den zwei Polen Trennung von der Ge meinschaft und Aufnahme in die Gemeinschaft die Sitten und Bräuche im Lebenslauf (Geburt, Taufe, Hoch zeit, Tod) und im Iahreskreis (Saat, Ernte, Feste). Elans Pietzsch behandelt recht übersichtlich das Brauchtum dieser zwei verzahnten Kreise. Zahlreiche Beispiele erläutern seine Schilderung. Das Anschauungsmaterial stammt zumeist aus dem Erzgebirge, Vogtland, aus Obersachsen und der Wen dei. Die deutsche Oberlausih wird nur selten herangezogen. Der Hinweis auf Seite 80, daß uns der 2Deihnachtsbaum erst im 18. Jahrhundert geschenkt ivorden sei, ist zu berichtigen. Sy bille von Brieg ließ schon 1611 Kindern unter einer mit Lich tern geschmückten Tanne bescheren (vgl. hierzu auch Joseph Klapper, Schlesische Volkskunde auf kulturgeschichtl. Grund- laae, Breslau 1025. Seite 283). Oberlausitzcr Lichtenabende, Federschleißen und die Beinamen hätten auf keinen Fall über sehen werden dürfen. Auch sei erwähnt, daß nicht nur das Erz gebirge, sondern auch die deutsche Oberlausitz zahlreiche Bräuche zur Erkundung der Zukunft kennt. Trotzdem bedeutet diese interessante Zusammenstellung für unsere sächsische Volkskunde einen tüchtigen Fortschritt. Da Volkskunde nicht nur Altertumswissenschaft sein will, sondern sich besonders um die Gegenwart bemüht, fußt die Untersuchung der dritten Gruppe des Brauchtums, des Aber glaubens oder bester Volksglaubens, auf dem noch lebendigen Bestand. Aus dem Sonderfall eines engen Land- schaftsbezirkes kommt Karl Ewald Fritzsch zu den allgemei nen Gesetzen, die sich leicht auf die Oberlausitz übertragen lasten. Besonders eingehend wird der Kobold und Drachenglaube be handelt. Eng verbunden mit dem Volksglauben ist das vom gleichen Verfasser bearbeitete volkstümliche Heil wesen Dem Recht widmet Bruno Nk arkgras eine Sonder studie. Er legt den Hauptwerk auf die Abgrenzung flämischer und fränkischer Rechtssormen. Eine Charakterisierung des volkstümlichen Rechtsempfindens (Rechtsrelikte) wird nicht er reicht. An der Tracht der katholischen 2D enden zeigt Marianne Pannach, daß die alten volksgebundenen Trachten zeichenhaften, symbolischen Charakter besitzen und kul tisch beeinflußt sind. Reiches Bildmaterial unterstützt die Be schreibung und Deutung. (Mit großer Sachkenntnis entrollt Siegfried Sieber das Brauchtum der städtischen Gemeinschaft. In sieben Teilen gibt der Verfasser einen Überblick über die vielgestal tigen städtischen Lebensformen in alter und neuer Zeit. Bautzen, Kamenz, Zittau werden oft, Löbau, Bischofswerda, Bernstadt und 2Deißenberg seltener als Beispiel herangezogen. Eine Fülle von bisher unbeachteten Tatsachen ist zusammengetragen, alle wichtigen Anödrucksformen der städtischen Gemeinschaft sind gewürdigt. Abseits von jeglicher Gemeinschaft stehen die Einzelgänger, die Unehrlichen (Henker, Abdecker, fah rendes Volk, Schäfer, Köhler, Leineweber, Bader, Müller u. a.). Ihre Stellung innerhalb des Volksganzen, ihr Brauch tum und ihren Glauben erforscht Georg Fischer. Die Ab grenzung der Einzelgänger (asoziale Vagabunden neben ge- meinschaftsvcrbundenen Leinewebern oder Hirten) und die Schlüsse auf den Volksglauben der Einzelgänger sind zu be anstanden. Eine der wichtigsten geistigen Schöpfungen ist die Sprache. Meisterhaft arbeitet Fritz Karg die Eigenheiten der säch sischen Mundarten heraus. Nach der Abgrenzung der einzel nen Mundartgebiete berichtet er über seine neusten Unter suchungen der Klangverhältnisse. Hier scheint endlich ein Weg gefunden zu sein, über grammatische und syntaktische Beschrei tung hinaus zum eigentümlichen 2Desen der einzelnen Mund arten vorzudringen. Seine, Charakterisierung unserer Oberlan- sitzer Mundart steht bisher einzigartig da. Für jeden Heimatforscher ist die Kenntnis des von Karg herausgestellten Staffelbaus der Sprachlandschaften notwendig. Erst sie ermöglicht ein Verstehen der gegenwärtigen (Mundart formen. Im Gegensatz zum rheinischen Altland zeigt sich bei uns im Osten nur selten eine Abhängigkeit von alten terri torialen Verhältnissen. Die (Mundartkarten des Ostens lassen nicht die politische Zugehörigkeit in alter Zeit erkennen, sondern die Richtung, aus der die Kolonistenzüge aus dem Altlande nach dem Osten gelangten. Die Mundartforschung klärt die Herkunft der Siedler und wird damit zur Stütze der Landes geschichte. Da die bisherigen Arbeiten aus der Oberlausitz dies nicht berücksichtigen, ist es notwendig, ihre Schlüsse zu überprü fen. Paul 2D irth betrachtet das W e n d i s ch e. Wie di?