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Brautrucken mitsachten fartig woar. A jedes hoalf do gern derbeind und bucht eim Stillen: „Vvenns ock scheint und wiär suweit, doaß se ser mich a Rucken fartig machten." Na, kimmt Zeit, kimmt Roat! Sn soat ma wull. Und eemoal hoan se 'n o ser mich zuraicht gemacht. Doas woar, wie ich a Mächler Paul, denn Grußvoater, genummen hoa. Zch hoa's nie zu bereun gehoat. A iö mer ei dan dreißig Zoahren, die mer zusoamm'n gelabt, geoarbet't hoan, a guder Moan und seinen Kindern a goar treuer Voater gewast. 's is mer o sunst nie groade schlaicht gegangn eim Laben, aber doas stieht fest, su lustig und vergniegt wie mer oals junge Nkadel ei der Epinnstub woarn, bie'ch hingerhar nimmeh gewast. 's hoat doch a jedes dann sei Päckstel Surge und o Leed zu troin. Und wenn ich drim, wie Hinte oabend, ehb de zu mir koamst, su ganz ser mich alleene ei men'n Stiebe! sitz, do denk ich gerne o amoal oa die Zeit, wn'ch mit ei de Spinnstub' ging und no su glicklich woar und ohne Surgen. Und nu lab mer gesund, mei Kind, und lach die ahle Froo nie aus, die de su garn amoal ei's Plaudern kimmt und vu dan Zeiten redt, die de vergangen sein und nimmeh wieder kumm'n. Schlof mer ge sund, mei Kind, ich war mich o zer Ruhe lau." Quellenangabe: Ans dem Hennalbuche des Keeises ^anban l-usstis-I-Ieimstc!ien5t Aus dem papierenen sind wir ins rednerische Zeitalter ge raten, aus dem Regen in die Traufe. Wir begnügen uns zu sehr am schönen, tönenden Wbrte. „Der deutsche Mvnsch", „Vaterland", „Heimat", „Heimatliebe" — ach, wie ost sind es nur Klänge, die berauschen! Sentimentale Refrains! Oder schlimmer noch: mißbräuchliche pathetische Redensarten! Aber auch, wenn die TLorte „Heimat" und „Heimatliebe" echt und stark aus dem Herzen kommen, verleihen sie meist nur einer Gefühlöstimmung Ausdruck, nicht einem durch die innige Verbundenheit bestimmten Wollen. So singen die Dichter das Lob auf die Schönheit der Erde, die sie gebar; sie schenken von dem Glück ihres Heimaterlebens; sie schassen in reiner Andacht Abbilder von der VTelt, der sie seit Kindestagen verhastet sind und die Treue halten. Aber während sie so ihre Liebe zur Hei mat bekennen, tun sie doch nichts, jene ^Wirklichkeit, die ihnen heiliges Land ist, zu schützen und zu erhalten oder auch nur ven anderen zu erschließen. Das Bild, das sie in sich tragen, ersetzt ihnen die ^Wirklichkeit. So gelangen auch viele andere aus schöner, treuer Anhänglichkeit gegen das Zugendland, aus dankbar freudigem oder resigniertem Versenken dxr Natur und Nstenschenumwelt nicht zum Wirken für die Heimat. Das edle Gefühl bedarf daher der Ergänzung, damit aus Heimatliebe Heimatpflege werde. Und hier liegt die bedeutsame Aufgabe des Verbandes Lusatia. „Liebe und Pflege unserer schönen Lausitzer Heimat." Zn dieser kurzen Formel sind eine Nstenge Einzelausgaben beschloßen, deren Erfüllung zu dem iöealeu Ziele führen soll. Uno der Verband hatte »ach fünfzig jährigem Bestehen nicht nur Pläne, sondern auch Taten auf zuweisen. Mut Recht spricht der 2. Vorsitzende Ebert von den „Segensströmen, die von dem Verband und seinen Vereinen ausgeflossen sind". Er konnte reiche praktische Arbeit anführen: „Tausende von Vorträgen find aus allen Gebieten des Wissens gehalten worden und waren echte absichtslose Volks bildung. Abermals Tausende von Diskussionen in den Vereins abenden verinnerlichten Gesehenes und Gehörtes in objektiv schlichter Weise, bevor man höheren Ortes Volksbildungs- Arbeitsgemeinschaften erfand. Sammlnngen und Museen, von Verbandsvereinen an geregt, gegründet, unterhalten, erweitert, bewahren altes Volks gut, heimatliche Schätze, naturwissenschaftliche Vierte. Noch mancher Luginsland, manche Baude wurde von Einzelvereinen errichtet oder mit dessen Unterstützung erst möglich. Ungezählte Ruhebänke stehen im Lausitzer Land und laden ein zu besinnlicher Naturbetrachtung und werden trotz flegcl- laften Benehmens Einzelner immer wieder hergerichtet und vermehrt durch die Heimatvereine. Tausende Kilometer Wegemarkierungen leiten die roten, schwarzen, gelben Partei-Zsten durch wundervollen 2Dald, durch Gesteinsschluchten, am rauschenden Wasser entlang und über die Berge — und über die Landeögrenzen." Das Zahrbuch selbst, dem diese Berichtsstelle entnomnun wurde, gibt auf jeder Seite Zeugnis davon, daß die Lusatii- arbeit mit Hingabe und zielbewußt geleistet wird. Der Verband will die Heimat erschließen, damit jeder ihre Eigenart und Schönheit erkenne und sie darum lieben lerne. Er veranstaltet Vorträge, nm die Heimatkenntnis und mit ihr die Heimatliebe zu vertiefen. Er fördert das Wandern und den Wintersport nicht um ihrer selbst willen, sondern um die Freude an der Heimat zu wecken. Und dieser Heimatdienst ist zugleich Grenzlanddienst. Die Markierungsarbeit läßt es am besten erkennen. Sie wurde in Gemeinschaft mit den Gebirgsvereinen Nordböhmcns durch geführt. Man zeigte und verbesserte die Wege nach dem Rosen berge, nach Liboch an der Elbe, nach dem Kleis, dem Bösig, dem Roll, dem Zeschken und Zsergebirge. Wandert diese Wege! Sie führen in deutsches Land in Böhmen und zu deutschen Nkenschen! Und sie führen von ihnen zu uns: sie laden die Volksgenossen jenseits der Grenze zu uns ein. Dieser Wander verkehr überbrückt die politische Grenze. So verhindert der Lusatiaverband durch seine Bestrebungen und Arbeiten eine Einengung des Heiuiatgefühls. Zn der lo kalen Begrenzung läge eine große Gefahr: es gediehe jene Aus strahlung, die das große Gefühl zu einem niedrigen herab- siimmt. Die Ausstrahlung aus dem kleinen Heimatgau nach allen Richtungen ins ganze deutsche Land, die bewußte Wei tung der Liebe zu Vaterhaus und Heimatort zur Vaterlands liebe bedeutet eine Erhöhung des Gefühls. Und es wird, wieder um ohne Einschränkung durch parteipolitische Einstellung, der Heiruatdienst zum nationalen Dienst. Der Mann, der da mit dem Farbenkübel durch die Täler und über die Berge geht und an Steinen und Bäumen die Wegzeichen anbringt; der andere, der Gesteinsbrocken oder aus gegrabene Scherben oder Pflanzen und Znsekten heimbringt und dem Heimatmuseum ausstellt; der dritte, der mit Wort und Bild die Leute in Natur und Geschichte der Heimat ein führt; der vierte, der da am Berghange eine Bank zimmert, als Einladung „Trinkt, o Augen, was die Wimper hält, von vem goldnen Überfluß der Welt!"; endlich auch der, der nur sein Scherflein spendet, um diese Arbeiten zu ermöglichen — sie alle betätigen sich aus Heimatliebe, um wiederum Heimat liebe zu wecken, sie erschließen und erhalten die Heimat. Sie alle erfüllen, auch mit der nüchternsten Verrichtung, wenn sie nur dein idealen Ziele dient, eine Ausgabe von ethischer Bedeutung Oskar Schwär.