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17 m und einer Länge von 230 in. 1844 wurde mit dem Grundgraben zu diesem Bau begonnen, allein durch das nasse Frühjahr wurden alle Grundgruben ersäuft und fortwährend waren Pumpen nötig, um bas Wasser zu heben und den Grund zn trocknen. Damit der sumpfige Untergrund den Bau tragen konnte, mußte Pfahlrost ge schlagen werden. Baumstämme von 18—20 orn im Durch messer wurden 4—8 in tief in den Boden gerammt. 6000 solcher Stämme versanken durch die Schlüge der Ramboere in die schlammige Tiefe. Auf diese hölzerne Grundlage wurden die Bohlen gezapft und darauf das steinerne Bau werk errichtet. Diese Gründung kostete allein 60 000 M. Die Steine lieferte der Klvsterbcrg und der tiefe Ein schnitt oberhalb des jetzigen Bahnhofs. Unser Ort würde mit seiner Industrie sich nicht in der Weise entwickelt haben, wenn nicht die Bahn unmittelbar am Orte vorüber führte. Täglich fahren 33 Personen- und 40 Güterzüge über den stolzen Bau. Demitz-Thumitz gehört zur Oberlausitz. Unterhalb des zweiten Bahnwärterhauses, von Demitz aus, steht eine alte Säule mit eiugemeißelten Kurschwertern und einer nicht mehr lesbaren Jahreszahl, sie ist der Grenzstein der Lausitz und des Markgraftums Meißen. Möge die Nachwelt erhalten, was die Natur und die Väter schufen. „Was du ererbt vün deinen Vätern hast, erwirb es, um es zu besitzen." Ile Gramt-Mustr Unter den Rohstoff gewinnenden nnd verarbeitenden Industrien des Freistaates Sachsen spielt heute die Ober lausitzer Granit-Industrie die bedeutendste Rolle. So steht Demitz-Thumitz als Hauptsitz der Granit-Industrie unter allen Orten der Oberlausitz im Versand von Gütern seit Jahren an erster Stelle. Im Jahre 1927 wurden von De mitz ans 81870 Wagenladungen, zu je 10 Tonnen gerech net, zum Abgang gebracht. Die Anfänge zn dieser Indu strie finden wir vor etwas mehr als 100 Jahren. Chr. G. Pötzsch erwähnt, daß schon am Ende des 18. Jahrhunderts in der Gegend von Häslich, Steinigtwolmsdorf, Schmölln nnd Putzkan Granit zu allerhand Werkstücken für den Häuser- und Kirchenbau der Gegend verarbeitet worden nnd die Bewohner der betreffenden Striche dadurch sich einen beträchtlichen Nahrungszweig geschaffen hätten. — Am Klostcrberg arbeiteten nm das Jahr 1830 ein gewisser Biermann aus Demitz und Winkler aus Thumitz Steine auf. Es waren dieses die vbenansliegenden Waldsteine (Findlinge), die zu jener Zeit in noch größeren Mengen als heute offen zu Tage lagen. Hauptsächlich waren es Treppenstufen, Tür- und Fenstereinfassungen, Futterkrip pen, Brunnentröge und Zaunsüulen, die man aus dem un verwüstlichen Granit fertigte. Einen größeren Aufschwung nahm die Granitgewin nung in Demitz erst anläßlich der Erbauung der aus elf Pfeilern bestehenden Eisenbahnbrücke in den Jahren 1844/45. Mit Eröffnung der Bahnkjnie Dresden—Görlitz war es vom Jahre 1846 ab möglich, das Verladen der Steine in Bischofswerda oder Seitschen vvrzunchmen. Demitz selbst hatte zunächst keine Güterabfertigung. Erst mit der Er richtung der Glasfabrik im Jahre 1865 war die Verlade möglichkeit in Demitz gegeben. Mit der Erbauung der Eisenbahnlinie und ihrer Führung am Fuße des Kloster berges vorbei wurde nun die Granitindustrie mehr und mehr erschlossen. Bereits 1840 waren die Steinbrttche Gro ßer Jungfernstein und Tröbigauer Berg eröffnet worden. 1846 eröffnete der Granitsteinarbeiter Joh. Traugott Rütze aus Demitz den Bruch Ratschten. — Vom Jahre 1848 brachte Carl Sparmanu aus Dresden, der zuvor Beamter einer Schiffahrtsgesellschaft war, regelmäßige Bestellungen nach Demitz. Sparmann hatte den Wert des damals noch wenig bekannten Granits erkannt und begann um diese Zeit, sich eigene Brüche in der Bischheim—Kamenzer Gegend einzurichten. Im Jahre 1849 übernahm er den Bruch Ratschken in eigene Pachtung und taufte 1865 den Tröbi gauer Berg. Im gleichen Jahre eröffnete er den Bruch Bolbritz. Sparmann führte regelmäßige 14 tägige Lohn zahlungen ein, denn es war bis dahin üblich gewesen, wöchentlich einen Taler Abschlag zu zahlen und die Abrech nung am Schluffe des Jahres vorzunehmen. Hierbei sei bemerkt, daß Sparmann somit Gründer der heutigen Granitsteinfirma Carl Sparmann 'L Co. ist. Er starb Ende der 70 er Jahre. Das Geschäft ging auf seinen Schwieger- e in Jemitz-Aumltz sohn Fritz Huth über und nahm dieser später seinen Sohn Bruno Huth und Schwiegersohn Arthur Diruf als Teil haber tu die Firma auf. Während des Krieges wurde das Unternehmen in eine Gesellschaft mit beschränkter Haft pflicht umgewandelt. Die derzeitigen Direktoren sind die Herren Max Pfau und Max Teich in Dresden und Jo hannes Mann in Demitz-Thumitz. Um das Jahr 1870 erfolgten weitere Neuaufschlüsse von Steinbrüchen, und zwar mehrerer Brüche am Roth- ' nauslitzer Bevcg, Bäuch Kleiner Jungfernstein und die Thumitzer Brüche. Die Eröffnung des Bruches Grund bei Schmölln fällt in das Jahr 1872. Durch den glücklichen Ausgang des Krieges 1870/71 er reichte die heimatliche Granitindustrie einen immer größe ren Aufschwung. Deutschland ging daran, sein Eisenbahn netz und seine Straßen auszubauen. Die Städte folgten dem Beispiel des Reiches. Mit der Nachfrage nach Werk steinen ging eine solche nach Pflastersteinen für die An legung neuer Straßen Hand in Hand. Man bevorzugte den harten Granit. Dio neben der Glashütte in Demitz gelegene Lade rampe erwies sich, seit man hier den Steinversand aus genommen hatte, immer mehr und mehr als zu klein. Da entschloß sich im Jahre 1886 die Staatsbahnverwaltnng zum Bau der zwischen den Haltestellen Demitz und Seit schen, am Fuße des Klosterberges gelegenen Steinlade stelle. Damit war es möglich, infolge verminderter An fuhrkosten die Ausbeutung der Brüche gewinnbringender zu gestalten und letztere entsprechend zu erweitern. Hatte man sich bisher ausschließlich mit der Herstellung von Steinmetzarbeiten begnügen müssen, so ging man von nun ab auch zur Herstellung von Pflastersteinen jGroßpflaster) über. Ein großer Umschwung in der Steinindustrie trat ein, als im Jahre 1888 die Inhaber der früheren Firma C. G. Kunath in Dresden, die Herren Bruno Hietzig und Paul Jahn, die der Rittergutsherrschaft Thumitz gehörigen Stein brttche crpachteten. Hatte bis dahin die Beförderung der Abraummaffen und Werkstücke meist mittels Handkarren, seltener mit Pferden stattgefunden, so brachte die Firma Kunath die ersten Schienengleise in die Demitzer Stein brüche und ermöglichte damit einen weit wirtschaftlicheren Abbau der Steinlager als bisher. 1894 wurde von der Fa. Kunath die erste Bremsberganlage in der Lausitz errichtet, der in kurzen Zeitabschnitten weitere derartige Anlagen olgten. Nach Übernahme der Brttche Großer Jungfern lein (1895), Bolbritz I und II und Lehttberg, sowie durch Eröffnung des Bruches Rothnauslitz (1896) konnte sie ihr Unternehmen wesentlich vergrößern. Von den Brüchen Jungfernstein nnd Rothnauslitz wurden Kleinbahnverbin dungen mit der Ladestelle geschaffen (1897). Bon weittragender Bedeutung war der Ankauf des Meißnerschen Bauerngutes im Jahre 1898, dessen Fluren