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84 Gbsvlausitzev Hsimatzsitung Är.3 Aemitz-MmT der Klosterberg, Natur- und Kunstbenkmäler Vvn Oberlehrer i. R. Häntzschel Smltz-Zhumttz Der Ort Demitz-Thumitz besteht aus den beiden Dör fern Demitz und Thumitz, die sich im Jahre 1886 zu einer Gemeinde Zusammenschlüssen. Der Ort liegt am Fuße des Kloster- und des Kirschberges und an der in den Jahren 1844—46 erbauten Eisenbahn Dresden—Görlitz. In vielen Windungen durchfließt das vvm Hohen Hahn bei Tröbi- gau kommende Schwarzwasser das Dorf. Die Entstehung des Ortes ist in Dunkel gehüllt', jedenfalls ist er eine wen dische Ansiedelung. In den Akten des Klosters Marien- stern wird das Dorf 1413 erwähnt. Die alte Handelsstraße von Nürnberg nach Breslau führte vorüber. Mancherlei Überfälle vvn Raubrittern auf Kaufmannswagen u. a. werden berichtet. Im Hussiten- und 30 jährigen Kriege und in der Frauzvsenzeit hatten die Einwohner mancherlei Drangsale zu erleiden. Die beiden Dörfer waren nach Göda eingepfarrt, da aber die Kirche weit war, hielten sich die Leute seit der Einführung der Reformation nach Schmölln. Die Brautpaare wurden nach wie vor in Göda getraut und die Beerdigungen sanden auch daselbst statt. Erst von 1814 an erfolgten alle Amtshandlungen in Schmölln. Bis zum Jahre 1883 war Demitz der Gerichtsbarkeit des Klo sters Marienstern unterstellt, 1853 wurde Demitz und 1856 Thumitz dem Gerichtsamt Bischofswerda überwiesen. Im Laufe der Jahre ist bezüglich der Beschäftigung der Be wohner ein Wandel geschehen. Aus einem Ackerbau und Viehzucht treibenden Orte ist durch das Aufblühen der Granit- und Glasindustrie in den letzten Jahrzehnten ein bedeutender, weit über Sachsens Grenzen bekannter Jn- üustrieort geworden, wo über 3000 Arbeiter ans Demitz- Thumitz und der näheren und weiteren Umgebung gut lohnende Arbeit fanden. Die Bauten des Gemeinnützigen Bauvereins und andere Neubauten gewährten den von auswärts, namentlich von Schlesien und Bayern, zuziehen den Familien Unterkunft. Die Häuser der Granit-A.-G. vvrm. E. G.Kiiunth in Demitz, der Deutschen Reichsbahn gesellschaft n. a. wirken vornehm. Die ca. 40 Siedlungs bauten mit anliegenden Gärtchen bilden einen schmucken Ortsteil. Wohlgepflegte, meist gepflasterte Straßen und stattliche Gebäude zieren den 2700 Einwohner zahlenden Ort. Ein mehrfach erweiterter Personen- und Güterbahn hof mit Steiuladerampe und ein schmuckes Postgebäude dienen dem Verkehr. Inmitten des Dorfes liegt das Ge meindeamt mit Giro- und Sparkasse. Ein Bürgermeister, sechs Beamte bez. Hilfsbeamte stehen im Dienste der Ge meinde. Der Gemeinderat besteht aus dem Bürgermeister, zwei Gemeindeältesten und 13 Gemcindeveroröneten. An das Elektrizitätswerk Bantzen ryurde die Gemeinde 1909 angeschlvssen, eine ergiebige, mit einem Kostenaufwande vvn 200 000 Mark hergestellte Wasserleitung spendet seit 1926 das nötige Wasser, und die Ferngasleitung vvn Heide nau bietet bequeme Koch-'und Heizgelegenhcit. Die Volks schule wurde 1845 mit einem Lehrer errichtet, jetzt wirken an ihr 10 Lehrer und eine Lehrerin- eine Steinmetzfach- und Gewerbeschule vermittelt berufliche Kenntnisse. Lehr reichen und unterhaltenden Lesestoff hietet eine umfang reiche Vvlksbiblivthek. Das seit kurzem eröffnete Heimat museum hat sich zu eiuer Sehenswürdigkeit entwickelt. Die Schulkvchküche dient den jungen Mädchen zur Ausbildung im Kochen und Haushalt. Arzt, Dentist, Krankenschwester und Apotheke suchen der leidenden Menschheit zu helfen. Im Dianabad werden alle Arten Bäder verabreicht. Ein Bolksbad ladet im Sommer zu einem erfrischenden Bade, und auf zwei Sportplätzen treiben junge Leute Spiel und Sport. Männer und Frauen suchen Erholung in den Schrebergärten. Im Schaufenster der Drogerie liegen schöne Ortsaufnahmen, Photoapparate u. a. Schöne Kauf läden preisen allerhand Waren an, Handwerker aller Arten üben zunftgemäß den Beruf aus, drei Gasthäuser und vier Schankstätten laden ein zu heiterem Tanz und zu wohl schmeckenden und bekömmlichen Speisen und Getränken. Ein Rittergut, ein Erbrichtergut, vier Banergüter, Grvß- nnd Kleingärtner sorgen für Ernährung. In zwei Säge werken dringen die Sägen schreiend in die Baumstämme ein. Granit, Grünstein, Marmor werden in zwei Stein sägewerken zu Platten gefügt, geschliffen, poliert und zu Grabsteinen, Schalt- und Möbelplatten u. a. verwendet. Einer liebevollen Pflege erfreut sich die Stätte der Toten, der 1896 erbaute Friedhof. Saubere Wege, von grünenden Lebensbäumen eingefaßt, schmucke, sinnvolle Grabsteine nnd Kreuze zeichnen ihn aus. Zu einem späteren Kirchenbau wurden 1897 drei Glocken angeschafft und fanden diese im Glockenhaus auf dem Gottesacker Unterkunft. Leider wurden die zwei größten ein Opfer des Weltkrieges (57 und 28 Zentner schwer) und nur die kleine Glocke s18 Zentner schwer) verrichtet noch ihren weihevollen Dienst. Wir scheiden von dem Orte der Vergänglichkeit: „Vergiß, mein Volk, die treuen Toten nicht." „Ja, der Ort, der uns gewiesen. Schließt so manches Kleinod ein. Unsre Heimat sei gepriesen. Müh dich, ihrer wert zu sein!" Die wirtschaftliche Not, die über unser gesamtes Volk gekommen, wirkt sich in industriellen Orten besonders hart aus. Das Ruhen der Bautätigkeit bedingte die Entlassung vieler Arbeiter. Arbeitslos — brotlos! Ein bitterernstes Wort! Möchte recht bald der heimischen Industrie ein Aufschwung be- schieden sein zum Wohle der Arbeitgeber, Arbeitnehmer und der gesamten Gemeinde! Ser Klosterberg Zu den Bergen des westlichen Mittellausitzer Berg landes, die sich durch eine schöne, weitreichende Fernsicht auszeichnen, gehört auch der 394 m hohe Klosterberg. Nach alten Urkunden des Klosters Marienstern gehörte der Klosterberg dem Ritter Fritzko von Schönburg auf Hassen stein vor 500 Jahren, der am 14. April 1413 zu Gunsten des Klosters auf alle Anrechte an das Dorf Demitz und den Berg verzichtete. Um das Jahr 1433 wurde der Demitzer Wald und Berg an Nikolaus von Nauslitz verkauft, aber am 12. Mai 1462 durch die Abtissin Barbara vvn Nostitz für 170 Schock Groschen zurückgekauft und gehören bis heutigen Tages 39,31 Hektar des Berges dem Kloster Marienstern, weiter teilen sich in den Besitz die Ritter güter Thumitz, Rothnauslitz, Weidlitz, Schmölln, Döbschke