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der Haushaltplan für 1933 4044 RM. Einnahine und 2370 RM. Ausgabe auf. Kür die Jahrtausendfeier der Stadt Bautzen wurden 100 RM. GewäyrSsnmme bewilligt. Be achtlich ist ein Vorschlag, ähnlich der Fahrten ins Blaue auch Wanderungen ins Grüne mit unbekanntem Ziel zu unternehmen. Der Ehrenvorsitzer, Oberlehrer I. Frenzel, legte ans Altersrücksichten nach 12 jähriger Tätigkeit sein Amt nieder. Sein Nachfolger wurde Oberlehrer Paul Jänicheu. Der Berein nahm diese Gelegenheit wahr zu einer Ehrung siir Oberlehrer Julins Frenzel. Der nun im 72. Lebensjahre Stehende wünschte schon seit langem, von der Bürde seines Amtes befreit zn werden. Hatte ihn der Verein zn seiner 50-Jahrfeicr im Mai 1032 zum Ehren vorsitzer ernannt, so würdigte nun der 1. Schriftführer, Kaufmann Otto Sachse, in einer längeren Ansprache die großen und vielseitigen Verdienste des auö dem Amte Scheidenden. Mit Tatkraft und großer Sachkenntnis, als Heimatforscher und Heimatkundler, als ein Vorkämpfer unserer Heimat hat sich Oberlehrer Frenzel mit glühender Liebe zv seiner Oberlausitz im GebirgSverein Bautzen wie im Verband Lusatia allezeit im Geiste Alexander v. Hum boldts für Heimatliche und Heimatkcnntnis wie auch für Heimrtschutz eingesetzt. In seiner Gattin, der Tochter des Bereinsgründers Oberlehrer Dinter, sand er eine tüch tige Helferin, mit der er vor allem einen familiären Geist in das Vereinslcbcn trug. Zn Ansehen, Wohlstand und Stärke hat Oberlehrer Frenzel den Gebirgsverein Bautzen als Sachwalter eines schönen Familiengntes geführt. Der Verein, dem er anch weiterhin mit Rat und Tat erhalten bleibt, gab seinen: Danke Ausdruck durch Verleihung der höchsten Anszeichnung, der goldenen Vereinsuadel, die dem Gefeierten durch den Schriftführer überreicht wurde. Der 2. Vorsitzer, Amtsgerichtsrat Dr. Rabitz, bat aus Ge sundheitsrücksichten nm Befreiung vom Amte, das er seit 1914 inne hat. An seine Stelle wnröe Amtsgerichtsrat Lorenz gewählt. Der 1. Schriftführer, Kaufmann Otto Sachse und der Wirtschaftsvorsteher, Oberinspektor B o den, nahmen ihre Ämter wieder an, ebenso die Mitglieder der Ausschüsse. Wanderung in -er Lausitz Im Hcimatvereii: Reichenbach i. V., dein es gelungen ist, in seinem ersten Bereinsjahr 1932 mehr als 100 Mit glieder zu gewinnen und der dem Verbände vvgtlündischer Gebirgsvereine angeschlossen ist, fand anch ein Lausitzer Abend statt. Den Bericht darüber bittet uns der Berein, den Lausitzer Heimatfreunden in der Lusatia zum Gruß bekannt zu geben. Der Heimatverein Reichenbach i. B. hat auch sonst wiederholt in der dortigen Ortspresse für einen Besuch 6cr Lausitz gewvrbeu. Das Lausitzlied von Curt Arnold Findeisen wurde dem Abend vorausgeschickt. Herr Albert Riedel, der 1. Vorsitzende des Vereins, lud danu die Mitglieder zu einer Wanderung durch die schöne Lausitz ein. In Königsbrück, der alten Soldatenstaöt, begann die i Wanderung, die über den sagenumwobenen und früher so festercichcn Keulcnberg mit seiner wundervollen Fernsicht hinüberführte in die alte Pfefferkuchen- und Töpferstaöt Pulsnitz, der Vaterstadt Rieüch-els, in deren Ratskeller die sagenhafte Hvlzskulptur des „Heidnk" an eisernen Ket ten an der rauchgeschwärzten Holzbalkendecke hängt. An der lindenümsäumten Stadtkirche war Ernst Nietschels Vater Küster. Sie birgt enxen von der Pulsnitzer Töpfer innung vollständig ans Ton hergestellten Altar. Nun gings weiter nach der Lessingstadt Kamenz, deren Wahrzeichen die hochgelegene Haupt- oder Marienkirche ist. Vom Hut berg mit seinen berühmten Parkanlagen scharrt man weit hin ins Wendenland. Dann führte die Wanderung zum Deutsch-Baselitzer Teich.. In gewaltiger Waldnmrahmnng liegt eine einen Quadratkilometer große Wasserfläche vor dem Beschauer, Bor 400 Jahren ließ ihn der Rat der Stadt 0 Kamenz anlegen, heute ist er Privatbesitz. In moderner t Teichwirtschaft birgt er eine jährliche Ausbeute von etwa - 700 Zentnern Fischen aller Art. Danach gings nach dem e „finsteren Berg", den Czorneboh. Am Hromadnik, dem r sagenhaften Versammlungsort der alten Wenden, gings , vorüber. Aufgetttrmte Granitblöcke sind stumme Zeugen r großer Geschehen ans vergangenen Jahrhunderten. Die l Sage weiß, daß sie die Trümmer des Schlosses sind, die : einst der schwarze Gott bewohnte. Hochkirch grüßt herüber, i Dort überfielen am 14. Oktober 1758 die Österreicher unter , Dani: und Laudon, von den Bergen kommend, Roß und : Reiter und Fußvolk des Großen Friedrich. Seinem gefalle ¬ nen Freunde, Generalfelümarschall Kaith, ließ der König in , der Kirche ein schlichtes Denkmal setzen. Um das vieltürrnige, - malerische Bantzen sind viele Schlachten geschlagen worden. ; Von den Krackwitzer Höhen mußte Blücher vor Napoleon . weichen und stellte sich ihm erst wieder an der Katzbach. Vom Gipfel des Czorneboh schaut man weithin über die Lausitzer Heide und das Lausitzer Bergland. Drunten im Tal, in Cunewalde, wurde der große Lausitzer Erzähler Wilhelm von Polenz 1881 geboren. Über Bicleboh und Kälbersteine kommt man ins Tal der Spree nach Schir giswalde. Nach der Schlacht bei Wagram, 5. und 8. Juli 1809, mußte Österreich an Sachsen, das dem großen Korsen mit 19 000 Mann hatte beistehcn müssen, verschiedene von Sachsen umschlossene, aber zn Böhmen gehörende Gebiete, wozu auch Schirgiswalde mit Neuschirgiswalde und Peters- bach gehörte, abtreten. Die Abtretungsurkunde von letz terem Ort ging aber verloren und hat sich nie gefunden. Deshalb getrauten sich die Sachsen nicht, dieses von Öster reich abgetretene Gebiet dem Sachsenlande einzuvcrleiben, und so blieb Schirgiswalde von 1809 bis 1845 eine Art Republik, war der Zufluchtsort aller Verfolgten, leider mit der Zeit auch schwerer Verbrecher, bis sich Sachsen genötigt sah, dem unhaltbaren Zustand ein Ende zu machen. Nun durchwanderte man im Tal der Spree malerische Weberdörfer, bis an: Kottmar, einem sagenumwobenen Gipfel, dessen Aussicht vom Milleschauer in: Böhmischen Mittelgebirge bis zum Riesengebirge reicht, auf den Spree born gestoßen wurde, die eine Quelle der Spree, deren Fassung der Verband südlausitzer Natur- und Gebirgs- nnö Wandervereine zu einer wirkungsvollen Gedenkstätte für Sie Gefallenen des Weltkrieges gestaltete. Ringsum ein einzig schöner Buchenhain. Die andere Quelle der Spree befindet sich in Neugersdorf, hart an der Grenze. Nun schnell noch ein Sprung nach Oybin, dem Kleinod des Zittauer Gebirges. In wunderschöner Landschaft ein wunderbarer Berg. Vergessenheit weht über dieser Stätte. Vergessen ist der Menge Karl IV., der die Cölestiner Mönche von Avignon und Paris hierher rief, für die die Zittauer Bürger ein Kloster in der Burg errichten muß ten. Nun besuchte man eine andere Perle der Lausitz, ganz eigener Art, klein und doch weltbekannt >— Herrnhut. Keinen stimmungsvolleren Friedhof kann es geben, als ! den Gottesacker Herrnhuts. Eine schmale Lindenallee führt hinauf. Dann steht man verwundert wie in einer großen Buchenlaube und sieht, daß das hier keine Gräber sind, wie wir sie kennen auf unseren Friedhöfen. Nein, hier ruhen sie alle gleich, die stillen Schläfer, unter den schmucklosen Steinplatten. Nur eine schmale Platte mit Namen, Gebnrts- und Todestag und einen Spruch dar unter, kaum handhoch über dem Erdboden. Aber einem jeden Sarg gab die ganze Gemeinde das Geleit, wie sie auch der Taufe und der Trauung jedes einzelnen Mit gliedes beiwohnt. Bon der Stadt der Stillen im Lande ließen sich die Teilnehmer vom Dichter Max Zeibig in die Stille der Lausitzer Heide führen in der herrlichen Skizze „In den Hütten meiner Heimat". Einige Lieder zur Laute, die auf das Wandern gestimmt waren und ans den Geist, der durch Herrnhuts Gassen weht, verschönten den Abend, den zwei Lausitzer Mundart-Humoresken völlig ansfüllten.