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Z10 O^erlausitzer sZejmstreitring I^r.lS am 3. November: Herbst-Vertrclcrsitzung in Obercunnersdorf. Dr. Heinke referierte sodann über Volkstum s- forschung und -pflege. Die Landesstelle für Volks- sorfchung und -pflege im NSLB. hat im Zittauer Bezirt den Referenten mit der Leitung dieser 2lufaabe betraut. Dieser hat von sich aus in den einzelnen Ortschaften. Volkstumswarte ernannt, die sich dieser Frage zu widmen Hasen. Aufgabe der Volkstumswarte ist die dauernde BcobachLunz des Volks lebens und aller seiner Ausorucksfsrmcn. Seine Einzelaus gaben werden bestehen im Niederschrcibeu kurzer Berichte über besondere Ereignisse im Gemeinschaftsleben, im planmäßigen Gammeln aktueller Erscheinungen im Volksleben, im Auf bau eines Archivs usw. Die geleistete Arbeit darf nicht totes (Material bleiben, sondern muß für den Schulunterricht und oic örtliche Vvlkstnmsarbeit ansgewertet werden. Die Jahres aufgabe 4933/34 heißt „Sitte und Brauchtum im Lebens kreise des /Menschen". Diesen ausführlichen Darlegungen folgte ein Bericht über den 42. Deutschen (Wandertag in Frankfurt a. Mi. durch den Verbandsvorsitzenden. Unter Punkt Verschiedenes kam eine große Reihe von /Mitteilungen, Anfragen und Anträgen zur Besprechung. Angeführt sei hiervon folgendes: An vielen Orten muß festgestellt werden, daß häßliche Reklameschilder Vas Landschaftsbild in empfindlicher Weise stören. Der Ver band wird im Einvernehmen mir den Gemeinden, örtlichen Vereinen (Verkehrsvereinen usw.) und dem Heimatschutz die Frage der Beseitigung und einer Beschaffung besserer Tafeln bezw. das Suchen geeigneter Ansstellungöplätze usw. durch führen. Dasselbe betrifft auch die Wegesäulen, die beseitigt w'd durch künstlerisch geformte Wegweiser ersetzt werden sol len. (Man wird auf diese Art und /Weise nicht nur dafür Sorge tragen, das Landsshaftsbild zu verschönern, sondern auch v.e (Möglichkeit geben arbeit, lols Bildschnitzer zu beschäf tigen. Eine längere Aussprache schloß sich an die Frage „Ober lausitzer Heimatzeitung" an. Diese (Monatsschrift für Heimat forschung und Heimatpflege zeichnet sich durch einen so vorzüg- l'chcn Inhalt aus, daß sie tatsächlich in das Haus eines jeden Heimatfreundes unserer Lausitz gehört. Beschlossen wurde, vor läufig von einem Zwangsbczug abzusehen und dafür in den eimelnen Orten und Vereinen eine intensive Werbung für die Zeitschrift durchzuführen. Dann nahm der Vorsitzende Ge legenheit, auf die Ausstellung „Heimatliche Kunst" hinzuwei sen. Diese ausgezeichnete Ausstellung unserer heimatlichen Künstler verdient es, in allen Lausitzer Orten gezeigt zu wer den. Ec gab dem (Wunsche Ausdruck, daß recht viele Orte sich für die Ausstellung interessieren und damit beitragen, unsere schaffenden Künstler und ihre (Werke bekanntzumachen. Nach Dankesworten für die (Mitarbeit schloß Dr. Hemke die ar beitsreiche Herbsttagung mit einem Lusatia Heil! Bevor die Anwesenden auseinander gingen, nahm Schuldirektor Fritsch (Leutersdorf) Gelegenheit, dem Führer des Verbandes, Dr- Hemke, für sein unermüdliches Schaffen zum Wohle des Verbandes herzlichst zu danken. Ium äußeren Zeichen des Dankes erhoben sich die Versammelten von ihren Plätzen. Oie 6fo6mütiZ!<eit eines Osenijägess Aus dem Tagebuche eines alten Zollbeamten Von Karl Liebsch Die Ilhr zeigte die achte Abendstunde an, als ich die Büchse über die Schulter warf und hinaustrat ins Freie. Hoher Schnee bedeckte die Erde, am wolkenlosen Himmel flimmerte und flackerte das Heer der Sterne und durch die reine kalte Luft schwangen sich die Klänge der Kirchenglocken eines benachbarten Dorfes. Sinnend schritt ich Sahin, der Grenze zu. Wie war mir doch heute so wunderbar ums Herz. Schon unzählige (Male hatten mir die Töne der Glocken auf meinen Diensttouren ein willkommenes Geleite gegeben, aber noch nie dünkte mir, war ihr Ruf so hehr und freudig gewesen. Allmählich durchwan delte ich schneebedecktes Gefilde und blickte staunend empor zum gestirnten Himmel, aber so wie heute hatte noch nie die Erde in Frieden geschlummert, so wie jetzt hatten noch nie die Sterne majestätisch gestrahlt. Die Glocken jubelten es mir entgegen, die Sterne verkündeten es mir in Flammenschrift: „Christus wird geboren!" Ich war auf meinem Postierungspunkte an gekommen. Da stand ich denn im öden, dunklen Walde, im hohen Schnee, weit von den (Menschen entfernt und — schmauchte mein Pfeifchen. In meinen Gedanken aber weilte ich daheim im trauten Vaterhanse. Ich hatte mich zurückversetzt in die wonnige, selige Kinderzeit und träumte einen gar süßen Traum: Der heilige, so langersehnte Weihnachtsabend war heran gekommen. Lachend ließen wir Geschwister nns heute in die selbe dunkle Kammer sperren, in der wir früher oft weinend in Arrest gesessen und hockten nun, erwartungsvoll flüsternd und mit freudestrahlenden Augen nach der Tür lauschend, bei sammen. Da plötzlich ertönte der Ruf der (Mutter. Jauch zend stürze« wir ins Zimmer, um alsbald vom Lichterglanz und beim Anblicke der Gaben des Christkindleins geblendet, (Nachdruck verboten) zn verstummen. Erst nach nnd nach findet die Freude wieder Worte, und diese Worte werden zum Jubel und dieser Jubel zum Gesang. Doch still! Was war das? Der knisternde Schnee verrät den leisen Schritt eines sich Nähernden. Hin weg mit all den schönen Träumen, es rüst die Pflicht, der strenge Dienst. (Mein geübtes Ohr hat sich nicht getäuscht. Man kommt näher. Sollte es die Kontrolle oder ein Kamerad im Dienst sein? Doch nein! Das. ist kein fester, be stimmter Schritt. — Jetzt tritt eine Gestalt ans dem Ge büsch. Sie trägt Etwas unter dem Arme. Holla! Ein Mann zur Nachtzeit auf diesem Psade mit Gepäck ist wohl kein friedlicher Wanderer. Und wie er .furchtsam mnherblickt, wie er bei jedem leisen Geräusche zusammenzuckt. Der geht auf unrechten Wegen, das ist ein Pascher. Jetzt ist er nahe genug. „Halt! Grenzwacht!" , Gott erbarme dich meiner!" „Was tragt Ihr hier?" „Gnade einem armen (Manne!" „(Warum das?" „Es war das erste und einzige Mal." „Habt Ihr Zollbares?" „O liebster Herr, laßt Euch rühren, ich will Euch Alles treulich erzählen! O meine armen, armen Kinder!" „Nun, so redet! Doch vorher gebt mir das Bündel. Wer seid Ihr und wo wohnt Ihr?" „Ich bin der Weber Rößler aus Röhrsdorf (Böhmen)." Gut, ich werde mitgehen. Doch nun erzählt mir. Warum mußte ich Euch aus unrechten Wegen treffen und weshalb erwähntet Ihr Eure armen Kinder?" „Seht, bester Herr, ich bin ein armer Weber und ar beite für einen Fabrikanten in Sachsen drüben. Der Lohn ist