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O^eclausitzer keimst r e itung l^It. 12' 306 väterlichen Betrieb erbte der dritte Sohn Louis, weshalb im Vvlksmunde heute noch die Töpferei bei „Täpper Lui" heißt, um die vielen Lehmänner auseinander zu halten, trotzdem sie jetzt schon lange im Besitze der dritten Generation, Paul Leh mann, ist. 4. Der erste Sohn, der ebenfalls Karl Lehmann wie ter Vater hieß, erwarb 1858 von dem Bauer Karl Richter .n der Straße ein Gut mW übertrug das väterliche Handwerk in dieses Gebäude, das in unmittelbarer Nähe lag. 1800 übernahm der Schwiegersohn Ernst Hentschel diesen Betrieb, der lange Zeit der Obermeister der Ncukircher Töpferinnung war, und der auch in diesem Frühjahr als ältester Töpfer- ' meister Neukirchs starb, den Betrieb führt seit 1922 sein Schwiegersohn Role weiter. 5. Der vierte Sohn Ernst Lehmann gründete im Jahre 1865 im damaligen Oberncukirch eine Töpferei, die aber 1886 durch Konkurs wieder stillgelegt und in deren Gebäude ein Er ziehungsheim für sittlich gefährdete Kinder errichtet wurde, das der inneren ^Mission unterstand, im Jahre 1929 aufgelö'i und seitdem als Kofferfabrik vermietet wurde. 6. Der zweite Sohn August Lehmann verpflanzte das väterliche Gewerbe nach Putzkau und erbaute in Oberputzkau 1860 eine Töpferei, die 1907 das letzte Istcal brannte. Später wurden Wohnungen eingebaut. 7. Als jüngstes Unternehmen dieser Art ist die Töpferei des jetzigen JnnungSmeisterS Alwin Heinke im Oberdorfe zu nennen, die 1866 Karl Mathes aus einer Garnbleiche zu einer Töpferei umbaute. 1873 ging sie in den Besitz von Karl Gotthelf Heinke über, dessen Sohn Alwin Heinke sie seit 1908 sein Eigen nennt, der sie durch Anbau eines neuen Brena- hauseS mit neuzeitlichem Brennofen und hohem Schornstein modernisiert hat. 8. Auch auf andere Dörfer der Umgebung Neukirchs ver breitete sich dieses Handwerk, so baute Karl Freund in Rni- genhain um 1870 aus einer Wirtschaft und Schmiede eine Töpferei, die nach dessen Tode im Jahre 1882 sein Altgeselle Louis Aust kaufte. Jetzt ist sie im Besitze des Sohnes Gustav Aust. 9. In Steinigtwolmsdorf entstand um das Jahr 1890 eine Branntöpferei, die aber nur drei Meistern Brot und Arbeit gab, nämlich den Töpfern Böhme, Hentschel und da nach Schäfer. Auch diese ging im Anfang dieses Jahrhunderts wieder ein. 10. In Sohland war 1878 im OrtSteile Pilzdörfcl von Hübner eine Töpferei gegründet worden, die der Sohn >s Ernst Lehmann aus Oberncukirch bis zum Jahre 1916 führte, auch dann erkalteten die Brennöfen; der Besitzer aber wandte sich der Heilkunde zn, und viele Leute aus fern und nah, die Aufschluß über ihr Leiden haben wollen und Heilung suchen, fahren zum „Täpper aS Pilzdärfl". 11. Eines verwandten Zweiges der Brauntöpferei sei noch gedacht, der auch in Neukirch Eingang gefunden hatte, nä n- lich der Ofentöpferci. Karl Lehmann, der 1834 aus einer Garnbleiche eine Brauntöpferei baute, stammte aus der „Rot schenke", dem Gasthaus zur „Deutschen Eiche". Ein Bruder, Traugott Ehrgott Lehmann, erbaute, als er 1866 aus dein Kriege heim kam, dicht bei dem Gasthause die „Rotschenk.m- töpferei", in der er Kachelöfen brannte. Der Ton, mit Lehm und Sand vermischt, stammte aus der Bautzener und Ka menzer Gegend. Als Jahre schlechten Geschäftsganges ein setzten, wurden vorübergehend auch Töpfe gefertigt, doch der Sohn Albert Lehmann richtete 1899 wieder die Ofcntöpfeeei ein, die dann 1911 den Betrieb einstellte. Aus dein Brenne- reigebäude wurde die Stallung für den Gasthof gebaut. 12. Im benachbarten Tautewalde baute der Wirtschaftt- besitzer Pietsch für seinen Schwiegersohn Schierz um 1853 eine Ofentöpferei, die später an Nöarschner verpachtet wurde, dejsen V5)ohne heute in Schirgiswalde eine Ofentöpferei be treiben. Um 1864 kaufte den Tautewalder Betrieb der Töpfer -Uvilhelm Weiße, den nach dessen Tode 1884 seine Witwe weiterführte. 1894 trat der jetzige Besitzer Alwin Weiße das Erbe seines Vaters an, doch kurz' nach der Übernahme traf ihn ein harter Schlag, die Töpferei wurde ein Raub ver Flammen. Da der Schaden nicht durch Versicherung geSeckt war, so konnte der Besitzer nur nach unv nach in harter Arbeit den Betrieb wieder aufbauen. Gute Geschäftsjahre und rege Vautäligkeit in den umliegenden Orten kamen zu Hilfe, so daß ber neue Betrieb mit Nkaschinen mW einem neuzeitlichen ^ttuffelofen ausgestattet werden konnte. Gegenwärtig wirb der Ton aus Meißen bezogen. 13. Auch in Steinigtwolmsdorf bestaub kurze Zeit eine Ofentöpferei Lindner, mW die des Besitzer Ntiertjchink in 4avitthen hat um 1908 das Brennen eingestellt. 14. Die älteste Ofentöpferei der Gegend ist die des Be sitzers Döring in Schirgiswalde, deren Vergangenheit nachzu forschen sich für dortige Heimatforscher besonders lohnen würde. Die Töpferei Neukirchs hat gute Jahre gesehen. Zwar mußte der Ton mit Pferdegespann aus der Kamenzer Gegend herbeigeholt werden, aber groß war die Nachfrage nicht nur in Neukirch, sondern aus dem benachbarten Böhmen kamen die Einkäufer bis aus der Gegend von Prag, und Fuhrwerks besitzer aus dem Dorfe brachten die fertige Ware in Stroh verpackt sogar mit vierspännigen V2agen über die Grenze bis nach Prag und ins Jsergebirge. Daher baute auch fast jeder Töpfer einen Pferdestall in sein Grundstück ein. Als die Bahn auch in unsere Gegend kam, fuhren die hochgepackten Wagen nur noch bis zur nächsten Bahnstation Ebersbach und Sohland. 1858 gründeten die Gesellen eine Krankenunterstützungs- kasse, aus deren Kapital in Krankheitsfällen Beihilfen ge währt wurden. Im Gründungsjahre betrug die Mukglieder- zahl 20, stieg im Jahre 1903 auf 41 und beträgt gegen wärtig noch 30. Zur Feier des 25. Stiftungsfestes 1883 stellten die Neu- kircher Töpfer einen eigenen Festzug im Dorfe. Bis in bie Nacht hinein dauerte das fröhliche Leben in der „Rutschenke", und böse Zungen behaupten, daß in den folgenden Tagen die Töpfe alle schief ausgefallen seien. Zur Gründung einer selb ständigen Innung kam es aber erst am 13. März 1889. Der erste Obermeister war Louis Lehmann, ihm folgte Ernst Hent schel und Alwin Heinke, der jetzt noch JnnungSobermeister der Ncukircher Töpfer-Innung ist. Das Aufkommen der viel haltbareren, wenn auch nicht gesünderen Emaille- und der biuigen blanken Aluminiumtöpfe bedeutete für die Brauntöpferei den Beginn eines harten Exi stenzkampfes. Der schwerste Schlag kam durch den Frieden 1918 und die folgende Inflationszeit. Aus dem uns benach barten und verbrüderten Böhmen wurde der uns feindlich ge sinnte tschechoslowakische Staat, der durch Zölle die Einfuhr erschwerte. Die folgende Inflationszeit beraubte das Hand werk seiner Absatzgebiete im Auslande. Neue Handelsgebiete mußten gesucht werden, und die Ncukircher Waren gehen jetzt zum größten Teil in die Großstädte Sachsens, ins Erzgebirge und nach Bayern. Aber auch neue 2Dege mußten gefunden werden, damit die Tonwaren wieder beliebter wurden. D.'r