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sich ein Preis ergeben, der nicht mehr angemessen zu nennen war. Dazu kam die immer schwierigere Holzbeschaffung. Die billige Pappel stirbt aus; Birke, Linde und Erle sind rar und teuer. Der Preis des Holzpantoffels stand in keinem rechten Verhältnis mehr zum billigen Hausschuh oder zu anderer Fußbekleidung. Dazu kommt, daß es natürlich auch auf dem Lande kaum noch fein genug ist, in Holzpantoffeln zu laufen, sodaß auch aus diesem Grunde ein Rückgang im Verbrauch festzustellen ist. Um niedrigere Preise zu ermög lichen, mußte die Herstellungsdauer wesentlich verkürzt wer den. Das konnte nur durch maschinelle Bearbeitung des Holzes erreicht werden. Der Handwerker ist nicht mehr konkurrenzfähig, und so werden denn die Holzpantoffelmacher langsam verschwinden. Die alten verbrauchen ihren Vorrat vollends, den sie noch haben, die jüngeren wenden sich ande ren Berufen zu. Einige beziehen die fertigen Hölzer aus Fabriken und spannen nur das Leder darüber, so daß sie eigentlich nur noch Nagler sind. So versuchen sie im harten Kampfe mit den Fabriken leistungsfähig zu bleiben und ihr tägliches Brot zu sichern. Die Technik hat auch in diesem Handwerk viele Hände entbehrlich gemacht. Viele selbständige Existenzen sind ver nichtet worden. Die Heimarbeit und mit ihr ein gesundes und geordnetes Familienleben ist vorbei- Man mag das in Rücksicht auf den besprochenen Stand wie auf die Volks gemeinschaft bedauern, zu ändern ist nichts mehr an der Tatsache: die Holzpantosselmacherei ist ein sterbendes Hand werk. Die heimatliche Natur im „Saus der Lausitz" in Bautzen » Von Hans Naumann Wieder in den großen Raum mrückgekehrt, bekommen wir nun die Entstehung und Verwertung der heimische» Bodenschätze vorgeführt. Wir sehen hier zunächst die Entstehung der Kaoline (Porzellan erde) und Tone aus ihren Muttergesteinen, vorwiegend Graniten, aber auch Grauwacken und Klingsteinen. Der Vorgang der Kaolinisierung selbst ist noch nicht hinreichend geklärt. Wahrscheinlich haben wir hier chemische Verwitte rung anzunehmen, die, weil die heute in unseren Breiten tätige Verwitterung keine Kaolinisierung hervorruft, in längst vergangenen Zeiten vor sich gegangen sein muß lfossile Verwitterung) und entweder von außen durch Sättigung des Gesteins mit Humus- oder kohlensäure reichem Wasser die Zersetzung des Feldspates bewirkt hat (exogene Verwitterung) oder von innen durch platonische Kräfte, wie heiße Lösungen und Dämpfe getätigt wurde iendvgene Verwitterung). - Wahrend sich die Grauwackekaoline entsprechend der größten Ausdehnung der Grauwacken in der Nordwest lausitz nur bei Schwepnitz und Cunnersdorf finden, sind Granitkaoline weit häufiger und in größerer Mächtigkeit und Ausdehnung in der Mittellausitz anzutreffen. Wir finden solche mächtige und daher auch abbauwürdige Gra nitkaolinlager n. a. bei Großdubrau, bei Caminan und iseit l928) bei Neugersdorf (Kreis Görlitz) am Königs hainer Gebirge. Ausgedehnte und technisch verwertbare Tonlager kommen in der Kamenzer Gegend (Prietih u.a. O.), überhaupt vorwiegend in der Nordwestlausitz vor. Zur technischen Verwendung werden die Lausitzer Kao line durchweg geschlämmt und mit Zusätzen von Quarz und Feldspat in verschiedenen größeren Betrieben (Marga- rethenhütte bei Großdubrau u.a.) vornehmlich zur Her stellung von Porzellan für die Elektroindustrie verwendet, aber auch wegen ihrer hohen Feuerfestigkeit zu Chamotte- steinen nsw. verarbeitet, wie wir hier sehen können. Sv werden uns der Werdegang eines Weitschirinifolators, wie sie die Margarethenhütte in Großdubrau herstctlt, und Rohprodukte und Fertigfabrikate der Adolfshütte bei Crvsta vorgeführt, wie Chamottekapseln, Chamottesteine für feuerfestes Mauerwerk, für Glasöfen, Kalköfen, Glas retorten nsw. Schlicker zum Drucken von Feindruckpapieren u.a. in. Die umfangreichen Tonlagcr der Nvrdwestlansitz bilden die Grundlage der schon uralten Töpferei, wie sie in und nm die Städte Königsbrück, Kamenz, Elstra, Puls nitz und Bischofswerda blüht. Verschiedene Erzeugnisse der Braun- und Knnsttöpferei Göda zeugen davon. Dann wird uns der Werdegang »nd die Be schaffenheit der Braunkohle gezeigt, deren Ab- *) Vergl. OHZ. >982, S. 99—191, 118—l 19. bau seit dem Kriege bei uns eine große wirtschaftliche Be deutung erlangt hat. Die Brannkohlenlager, die wir ver schied m mächtig überall in der Oberlausitz antrefseu, am häufigsten im Norden (mu Senftenberg) und in der Süd lausitz (Zittauer Becken), sind mit geringen Ausnahmen (nm Warnsdorf—Seifhennersdorf) in der Mitte der Tcr- tiärzeit (Miozän) entstanden, in der bei uns ein mildes, warmes Klima herrschte, etwa wie heute noch in den Mittelmeerlündern. In der Südlausitz hatte der lebhafte Vulkanismus dieser Zeit durch die Verwitterung der vul kanischen Gesteine einen fruchtbaren Boden geschaffen, und so grünte eine üppige Vegetation von Sumpfzypressen, Lorbeer, Feigenbäumen, aber auch Birken, Erlen, Ahorn, Ulmen u.a. an den Ufern meist abflußloser flacher Becken und Wannen, die vielfach zu Sumpfbildung neigten. Die mächtigen Stämme stürzten, wenn sie altersschwach wur den, zusammen, neues Holz grünte, bis auch dieses wieder stürzte. Riesige Überschwemmungen mögen die Wälder zu weilen unter Ton- und Schlammassen begraben haben, bis sich wieder neues Leben regte. Diese Vorgänge müssen sich mehrfach wiederholt haben, wie die übereinanderliegenden durch Tvnschichten getrennten Kohlenflöze beweisen. Hin und wieder brachten aber auch riesige Wasserfluten Blassen von Treibholz von den nahen Bergen, schwemmten sie in den Senken zusammen und begruben die Hvlzmasscn unter Schlamm und Geröll, und unter dem Druck und dem luft dichten Abschluß verwandelten auch sie sich in Braunkohlen. Durch diese Treibholzeinschivcmmungen scheinen die meisten Brannkohlenlager des Zittauer Beckens entstanden zn sein (allochthone Entstehung), denn die hier meist waagerecht liegenden Stämme sind entrindet, ohne Wurzeln und Aste, also als Treibholz anzusprechen. ' An anderen Stellen wieder, wie in der Nord- und Niederlausitz, nahm die Sumpfbildung mehr überhand. Tie Bäume starben, weil der Grundwasserspiegel gehoben wurde, im steigenden Wasser allmählich ab. Nadeln und Früchte fielen zu Boden und bilden heute mit dem moo rigen Schlamin der Sumpfpflanzen den unteren Teil der Flöze. Die mächtigen Stämme aber mit ihren weitaus greifenden Wurzeln blieben vorerst stehen und wurden ebenfalls zu Braunkohle, als der Sumpf später durch Über schwemmungen von Tvnschlamm bedeckt wurde. Diese Braunkohlen (autochthone Entstehung) sind in der Süd lausitz selten, dafür aber überaus häufig in der Nord lausitz nm Senftenberg, wo sich in der Braunkvhlenzeit ungeheure Mvorlandschaftcn ansgebreitet haben müssen. Dort findet inan auch überall in den Brannkvhlcnflözen solche noch anfrechtstehende Baumstümpfe, die an Ort und Stelle verkohlt sind und oft in solcher Menge, „daß solche „Stubbenhorizonte" ausschen wie ein kahlgeschlagenes Forstrevier". (Wagner.)