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lens" bei Steinach auf der Höhe des Thüringer ^Waldes an der Grenzscheide gegen Franken, aus drei übereinander getrie benen Stollen bestehend. Alle drei waren untereinander durch einen Wetterhaltnngsschacht verbunden, der für Zuführung frischer Luft sorgte. Den gleichen Typus nun zeigen die Berg bauversuche in der Lausitz. An den Hängen des oberen Wese- nitztales sind heute noch die verfallenen Mundlöcher ehemaliger Stollen zu finden, zwischen denen sich Reste alter Pingen hin ziehen. Duckelbergbau ist dagegen nicht fesizustellen. Der Bergbau der Lausitz fällt also in die gleiche Zeit, in welcher er auch in Thüringen nnd dem übrigen Deutschland seine Blüte erlebte, nämlich vom Ausgang des kg. Jahrhun derts bis zum dreißigjährigen Kriege. Scheinbar angeregt durch die Goldfunde in Franken, Thüringen und Schlesien mutete man damals auch in der Lausitz auf Gold; vielleicht waren es >. ogtländische oder fränkische Bergleute, die hierher geschickt worven sind, nm ihre Erfahrungen in den Dienst des jungen Lausitzer Bergbaues zu stellen. Wenigstens weisen die berg männischen Aufschlüsse in der Lausitz wie in Thüringen oie gleiche Eigentümlichkeit auf: sie find sämtlich in den Tal gehängen angesetzt, dort, wo Quarzgänge im Gestein an öen Böschungen zutage streichen. Wenn in der Lausitz von den verschiedenen Mmtungen auf Gold keine einzige fürwig geworden ist, so drängen sich zwei Fragen auf: Steht Gold im Lausitzer Gebirge überhaupt nicht zu erwarten, oder, wenn ja, woran liegt es, daß nie eine Gvcd- lagerstätte angefahren worden ist? tlin diese Fragen beant worten zu können, müssen ivir einen kurzen Blick auf die Ent stehung vow Erzlagerstätten überhaupt werfen. Die ursprünglich als glutflüsfiger Gesteinsbrei aus dem Inneren der Erde emporgedrungenen Eruptivgesteine — wie der Granit des Lausitzer Massivs — führen außer ihren Hauptgemengtcilen, welche den Gesteinscharakter und damit cie Zugehörigkeit zu bestimmten Gruppen bedingen, noch eile Reihe von Mebengemengteilen. So zeigen Dünnschliffe mas siger Gesteine unter dem Mikroskop häufig regellos im Ge- >.c,n verteilte Erze. Wenn sich dieselben zufällig schlierenartig an gewissen Stellen anreichern, so daß ihr Abbau wirtschaft lich lohnt, entstehen „Erzlagerstätten". Obwohl nun auch die Gesteine der deutschen Mittelgebirge durchweg erzführend sind, kommt es jedoch nur in den seltensten Fällen zu einer bauwür digen Anreicherung von Erzen. Goldlagerstätken der geschil dcrten Art — sogen, magmatische Lagerstätten — sind ans Deutschland nicht bekannt. Das Vorkommen von Gold ist bei uns an einen anderen Lagerstättentypns, an die Erzgänge gebunden, welche das '.Muttergestein schwarmartig nach der Tiefe durchsetzen. In längst vergangenen geologischen Perioden rissen durch Be wegungen der Erdrinde bei der Gebirgsbildung Spalten in dem starren Gestein auf, die nachträglich wieder zugefüllt, „auögeheilt" wurden. Reichten diese Spalten bis in größere Tiefen hinab, so drangen auf den Kluftflächen heiße Lösungen ans dem Erdinnern empor nnd schlugen in den oberen Lagen, wo Druck und Temperatur nachlasten, ihre schwer löslich» Bestandteile als Mineralnenbildungen zwischen der Füllmasse nieder. Aus der Entstehung der Erzgänge folgt, daß dieselben nicht von reinem, gediegenem Erz gebildet werden, sondern mit erzfreiem Gestein, dem „tauben ^Mittel" der Bergleute, ge mengt sind. Da es sich vorher schwer oder gar nicht bestimmen läßt, ob die Erzführung eines Ganges anshält, so tritt oft der Fall ein, daß als edel angefahrene Strecken bald vertauben, was natürlich zur Auslastung des Stollens führt. Wenden wir nun diese Erkenntnis auf unser Gebiet an, so stellen wir fest, daß der Granit der Lausitz als kristallines Massiv theoretisch Gold führen müsse, und wir werden später sehen, auch tatsächlich führt, wenngleich nur in äußerst be scheidenen Ilkengen. Bei der Mkutung ans Gold setzten die Bergleute des Mittelalters ihre Stollen auf ansstreichenden Quarzgängen an, eine Methode, die in der Lausitz zu keinem Erfolge führte. Der Grund liegt wohl darin, daß sich hier die Quarzgänge in anderer geologischer Stellung befinden als im Thüringer Goldgebiet. Die goldführenden Quarzgänge Thü ringens treten in uralten kambrischen Schiefern auf, die durch erdbewegende Vorgänge bis in große Tiefen durchgearbeitet worden sind; die Quarzgänge der Lausitz dagegen sind relativ jung, z. T. erst im Tertiär entstanden, und das ganze Granit areal liegt wesentlich ungestörter als die ostthüringischen Sch: fer. Gleichwohl deuten verschiedene Anzeichen daraus hin, daß wenigstens im zentralen Teile des Lausitzer ^Massivs einzelne Quarzgänge goldhaltig sind, ohne damit natürlich bauwürdig zu werden. So führen die Gänge des Valtenberggebietes z. B. Eisenkies, ein Mineral, das für Goldgänge charakteristisch ist und in der Thüringer Goldquarzformation ganz allgemein auftritt. Außer der bergmännischen Förderung und der hütten männischen Verarbeitung goldhaltiger Erze kennt man noch eine andere Art der Goldgewinnung. Durch die atmosphäri schen Einflüsse werden die obersten Schichten der Gesteine all mählich zerstört. Den Verwitterungsschutt tragen die Gewässer zu Tale und setzen ihn dort als Flußschotter ab. Haben die zerstörten Gesteine Gold enthalten, so müssen nun natürlich die Flußschotter goldführend sein. Das hatte man schon im ^Mittelalter erkannt und darum die Ablagerungen vieler Flüsse systematisch durchgearbeitet. Da erfahrungsgemäß das Gold nur in den kleinsten Körnern vorkommt, wurden zunächst die groben Kiese bis zu einer Tiefe von 8—10 m abgesondert und auf Halden gekippt, welche man als langgestreckte, schmale Rücken längs der Ufer anlegte. In die dazwischen eingeschlos senen buhnenartigen Vertiefungen leitete man sodann das Flußwasser, um das spezifisch schwere Gold aus den leichteren Feinsanden auszuwascheu. Diese Art der Goldgewinnurg nennt man „Seifnen", nnd die durch Flußanfschotternng aus dem zerstörten Muttergestein gebildeten Lagerstätten werden als „Goldseifen", das aus ihnen gewonnene Gold als „Seifen gold" bezeichnet. Jahrhunderte alte Goldseifen liegen im Schwarzatale, wo man bis in das erste Drittel des 20. Jahr hunderts durch Seifnen ansehnliche iMengen von Gold ge wann; auch im Vorlande der schlesischen Berge, im Fichtel gebirge und am Miederrhein wurde fleißig geseifnet, nnd drs Gold der Nibelungen ist ebenfalls Seifengold. Bezeichnenderweise weist auch die Lausitz alte Seifen anlagen auf, die sich am Südabhauge des Valtenberg—Hoch wald-Zuges längs des Lohbaches und des Goldflüßchens bei deren Eintritt in das Miederland hinziehen. Damit ist der schlüssige Beweis erbracht, daß der Lausitzer Granit entspre chend den theoretischen Erwägungen tatsächlich goldhaltig ist Und wenn heute die genannten Gewässer kein Seifengold mehr führen, so liegt das lediglich daran, daß ihre Schotter durch die intensive Ausschlämmung im IUittelalter ihres Golo- gehaltes vollständig beraubt worden sind. Denn die Ansamm lung von Gold ist natürlich nur erfolgt in Jahrtausende lan gem, von Menschenband ungestörtem Absatz und unter klima tischen Bedingungen, die der oberflächlichen Zerstörung der Gesteine günstiger waren als die heutige», wie wir sie etwa in der Eiszeit und Macheiszeit vorfinden.