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kste.il o k e f! a u s i tz e 1- und die Burg der Stadt zerstörten, und an der einst die Plan- » agen der Kaufherren van Osten auf der berühmten „Hohen Straße" nach Leipzig und weiter nach dem Westen Deutsch lands vorbeizogen. In nebelgraues Land schweift heute unser Blick von dem Altan, der Wind peitscht die Zweige der Akazien wild durch einander und melancholisch rinnt und tropft der Regen von dem hohen Kirchendach. Der Efeu der Gräber zittert, und welke Kränze rascheln geheimnisvoll. Detlev von Liliencrons Verse kommen mir in den Sinn: „Der Tag ging regenschwer und sturmbewegt, Ich bin an manch vergessenem Grab gewesen. Verwittert Stein und Kreuz, die Kränze alt, Die Namen überwachsen, kaum zu lesen." Menschenleer und öde sind die bergigen Gassen und Stra ßen, die zum Markte führen. Sie haben wenig Schönheit aufzuwcisen. Die vornehmen Bürger- und Amtöhäuser mit reichen Zieraten an Fassaden, Türen und Portalen, Tore und Türme, die andere Städte des Sechsstädtebundes der Ober lausitz, wie Bautzen, Görlitz und Lanban heute noch mit Stolz Nachweisen, hat in Kamenz des Feuers wilde Gier gefressen. iWenig nur ist geblieben. An einer lMarktecke schmückt ein Ziehbrunnen den weiten Platz. Der Bürgermeister Dr. Andreas Günther ließ ihn 1548 errichten. Später, 4570, erhielt der Brunnen den auf drei Säulen ruhenden Überbau, der einem Galgen gleicht und den eine Statue, die Gerechtigkeit darstellend, abschließt. Von dem Grund der Errichtung dieses Brunnens wird eine merk würdige Geschichte erzählt, von der man nicht recht weiß, ob sie Sage oder Wirklichkeit. Das hohe, »ach dem Stadtbrande von 1842 in italienischer Renaissance erbaute, stolze Rathaus nimmt sich fremd ui d eigenartig zwischen den in heimischer Bauweise ausgeführreu Nkarkthäusern ans und gehört eigentlich nicht in diese Lau sitzer Stadt. Im „Goldenen Hirsch" an der Südostseite des Murk'es hängen wir unsere Mantel und Hüte zum Trocknen auf. Der „Goldene Hirsch" ist so etwas wie ein Wunderkind in Kamenz. Schon beim Eintreten erfährt man es, daß das Haus „unter I-Ieimatreituog 277 besonderem Schutze" steht. Setost bei dem großen Stadt brande 1842 wurde es verschont. And der Zauber der Ver gangenheit flüstert in den Räumen. Kurfürst Johann l. hat hier 1621 gewohnt, während in Kamenz der Landtag abge halten wurde, an dessen Eröffnung, einem heißen Iulitage, ein weißes lWolkenkreuz am Himmel stand und ein Regen bogen sich über dem Rathause wölbte. Der eigenartige Himmelszauber an diesem Tage muß auf eie Kamenzer Bürger einen tiefen Eindruck gemacht haben; denn eine Reihe Volksdichter haben dieses Ereignis sogar in poetischer MAse festgehalten. Eines dieser Gedichte erzählt: „In Camenz ging der Landtag an, Ein weißes Kreuz sah man am Himmel stahn. Kreuz haben die Frommen überall, Doch weil ö weiß rst, ists gut getan. Als der Landtag aufhöret gemach, Man einen schönen Regenbogen sah Über dem kurfürstlichen Haupt, Der uns Gottes Gnade bedeut, Denn da die Sündflut war verschossen, Der Regenbogen auch Gottes Bund geschlossen. Hilf Gott, daß auch zu allem End Sich all Unfall und Jammer wend." In diesen Tagen des „Camenzer Landtages" glich der „Goldene Hirsch" einem fürstlichen Schlosse. 14 Jahre später wurde der „Goldene Hirsch" der Schauplatz eines Mordes. In einem Duell erstach der Sohn des damaligen Bürgermei sters einen Prediger aus Großgrabe, namens Prätorius. Und §729 veranstaltete der Diakonus Lessing aus Anlaß der Taute seines Sohnes Gotthold Ephraim den Taufschmauö im „Gol denen Hirsch". Klatschend schlägt der Wind den Regen an die Scheiben. Seltsame INelodien umsingen die Marktecken. Trüb und niß geht der Tag zur Rüste. Die Nacht hängt ihre Schatten noer oie Vaterstadt Lessings, der nicht allzuviel von ihr gehatre:, und nach seinem Auszüge als Zwölfjähriger nur höchst selten und auf nur kurze Zeit das Katzenbnckelpflaster der Stadt betrat, die mit ihren „boshaften Bürgern" und verschraubten Ansichten dem Freigeist keine Heimat wcw 6olc! in c!ek!-sulih Von Dr. Hermann Foerster Bereits im Mittelalter begegnen wir in den schlesisch:» Bergen, im Thüringer Walde und im Fichtelgebirge einem lebhaften Bergbau auf Gold. Auch im Lausitzer Berglande deuten verschiedene Umstände darauf hin, daß dort zu jener Zeit nach Gold geschürft worden ist. Zu Erfolgen haben aller dings diese Versuche nicht geführt. ^Während die Archive in WAmar, Rudolstadt, Sondershausen stattliche Aktenbände aus dem Utittelalter mit Berichten über den Goldbergbau be sitzen, finden wir über die Gewinnung von Gold in der Lausitz keine aktenmäßigen Aufzeichnungen; und während an der Grenzscheide von Thüringen und Franken durch Ansiedlung von Bergleuten blühende Orte entstanden, zeugen in der Lausitz nur wenige Spuren von einstiger bergmännischer Tätigkeit, so ehemalige Stollenmundlöcher und kleinere Haldenzüge im Valtenberg—Ezorneboh-Gebietc. Durch Vergleich mit dem Thüringer Goldbergbau können wir die Mutungen auf Gold in der Lausitz zeitlich ungefähr bestimmen. Etwa bis Ende des 14. Jahrhunderts wurde in Thüringen sogen. Duckelbergbau betrieben. Die Gewinn» ig des Erzes erfolgte von Tage ans, indem man Schächte bis zu geringer Tiefe niederbrachte und das goldhaltige Gestein för derte, soweit es eben nach dem primitiven Stande der Technik damaliger Zeit möglich war. Dann ließ man den Schacht zn Bruch gehen und teufte in dessen nächster Nähe einen zweiten ab. So reihte sich allmählich Schacht an Schacht und verliey der Gegend im Verein mit den dazwischenliegenden Schutt kegeln tauben Gesteins das Aussehen eines riesigen Maul- wurfsfeldes. Zu Beginn des 16. Jahrhunderts hatte man bereits ge lernt, bergmännisch einwandfreie Aufschlüsse herzurichten. An den Flanken der Höhenzüge wurden Stollen in das Gebirge vorgetrieben, während das taube Mattel auf langgestreckte Halden gekippt wurde. Den Glanzpunkt der bergmännischen Kunst jener Zeit bildete die Zechenanlage des „Fürstenstol-