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Elt. 11 O^erlausitzek^Ieimstreitutig 271 iverden Teller, Blumentöpfe und ähnliche Dinge hergestcllt. Daneben besorgt eine weibliche Kraft in halbierten Gipsfor men, die innen aus der hineingeschülteten Masse Wasser m:0 damit eine Tonschicht ansaugen, das Gießen von Tassen Kannen usw. Bei Licht besehen, ists eine Art Konkurrenz fürs Porzellan, und der Erfolg ist nicht übel. Ringsum aber steht der Boden voll „Ware". Da ist zunächst das braune Tonzeug, das die Grundlage für den ganzen Topfhandel abgibt. Bon den acht Töpfereien, die zur seit Geschirr Herstellen, arbeiten die meisten vorwiegend auf Braunzeug, wenig bunt. Das bnnte Geschirr wird in größe rem (Maßstabs von den beiven größten Betrieben (Kletzsch und Schreier) hergcstellr. Da gibt cs nun unter dem Braun geschirr schon die verschiedensten Formen und Bestimmungen. Hamburg will anderes als die Schweiz, Holland anderes als Schlesien, Thüringen anderes als Süddeursehland, und auch bei uns liebt der Wende andere Formen als der Deutsche. Oie großen Geschäfte wurden mit dem Braunzeug gemacht, und vor der Aufrichtung der Zollgrenze kamen die böhmischen Händler mit dem Hundcwagen herüber nnd kauften gleich den gesamten Brand eines Ofens ans. D i e Zeiten sind vorbei und der Krieg hat schöne Überseevcrbindungen (Java, Südwest afrika usw.) zerstört. Aber schon zeigt sich Bischofswerda re gelmäßig wieder auf der Leipziger Messe nnd fühlt hinaus ins Weite, ein wichtiges Band zwischen Heimat nnd Fremde. Am Ende des Ganges öffnet sich der Boden in einer Luke nach unten. Dort kann gleich von den Packern in einen daruntergefahrenen Wagen geladen werden, während ans dec anderen Seite im Verkaufsraum der Einzelhandel blüht. Wir steigen höher und suchen uns zwischen den Stapeln von Wa ren, die auf unfern Geldbeutel warten, einen (Weg. Der ist nicht leicht, denn die verlockendsten Dinge drängen sich da in verwirrender Fülle. Es ist der reine Weibnachtsmarkt. Schöne Wandteller, die in der Küche die Bilder ersehen, neben Scha len nnd Schälchen, neben Leuchtern und Basen aller For men. Kaffee- und Teegeschirr, allerlei verschwiegenes Topf zeug, Bowlen und Hängevasen, Urnen und Blumentöpfe, Eierbecher, Krüge, Dosen, Sparbüchsen, Spielzeug und viele l-nd-'c Dinge eröffnen einen Sturmangriff nach dem anderen auf unser kauflustiges Gemüt. Auch hier bewährt sich der fortschrittliche Geist unserer Töpferei. Es ist selbstverständlich, daß man nicht nur durch neue nnd billigere Herstcllungsweise, sondern auch durch eine zeit gemäße Form und Orientierung, durch eine reichere und neu artige Aarbenwahl konkurrenzfähig bleiben möchte. So taucht neben dem Handwerker der Kunstgewerbler auf mit neuen Ideen für Formenaufbau und Schmuck. Abgesehen von ein zelnen glücklichen Lösungen, die vorübergehend Erfolg hatten oder auch einen Dauerabsah versprechen, haben solche Zwi schenerscheinungen zwischen Kunst nnd Handwerk nicht viel Erfreuliches gezeitigt. Handwerk bleibt Handwerk, und Hand werk hat seinen eigenen Stil. Das ist der einfache Stil ?cr Volkskunst. Den kann weder die moderne Wupptichblume noch der aufgcinalte Rosenstrauß ü la Klein-Postkarre ver treiben oder gar ersehen. Denn er ist als Kunst größer. Be trachtet man solche Dinge in ihren Altersheimen, den Mu seen in Dresden, Bauhen, Görlih usw., so läßt sich leicht er kennen, daß wir doch bester täten, die alte Tradition sinn g cinäß nach ihrer Gesinnung der Wahrhaftigkeit und Ehrlichkeit aufzugreifcn und ans der handwerklichen Technik heraus für die neuen Formen einen entsprechenden Schmuck zn finden. Wahrscheinlich ist vor allem eine gute Töpfer i ch rift nötig. Die heute allgemeine Wendung zur deut scheu Schrift (Gotisch, Fraktur) bringt vielleicht eine Lö sung, zumal sie dem Werkzeug cntgcgenkommt und in oer Töpferei alte Tradition ist. Das alles müssen aber geschickte Töpfer selber machen; denn cs muß aus der handwerklichen Gesinnung und Geschicklichkeit heraus geschehen, die aber der Künstler eben nur in seltenen Fällen hat und haben kann. Unter solchen Überlegungen und indem wir uns ei i paarmal vor den Kops gestoßen haben, wie das in der Töpfe rei gleichfalls zur Tradition zu gehören scheint, haben wir unsere Einkäufe besorgt. Schließlich hängt an jedem Finger ciue Base oder ein Krug und die Taschen stecken voll Puv venzeng, und wenn der (Meister sein Geld einstreicht und wir glücklich topfbeladen abzichen, so sagen wir beide aus voll-m Herzen: „Gott erhalte uns doch die liebe Bischofswerdaer Töpferei." keimst unc! ^em«^e Schlichte Geschichten aus Ehile von R e i n h a r d (M ehlhosc Überreicht vom Humboldtvercin Obercunnersdorf Den wahren Wert und die volle Bedeutung des Wertes „Heimat" erkennen wir erst, wenn wir uns einige Zeit außer halb derselben befinden. Kein (Mensch mit normalen Empfiu vungen kann sich je diesen Gefühlen ganz verschließen. Ob es ihm auch in der Fremde schlecht geht, oder ob er dort sein Glück gefunden, es wird ihn doch immer von Zeit zu Zeit zu rück ziehen nach der alten Heimat, die er einst aus irgend einem Grunde verließ. (Wenn das Heimweh zur lodernden Flamme geworden, so wird er kein Opfer scheuen, um seine Sehnsucht zu stillen. Zum (Martyrium aber wird ihm das Leben, wenn ein unerbittliches Schicksal alle Brücken zur Hei mat abgebrochen; immer nnd immer wieder wird er versuchen dagegen anzurennen, dabei alle seine Kräfte vergeudend, bis er ohnmächtig nnd besiegt zusammenbricht und sich schließlich mürrisch und weltverschlosten in sein Schicksal ergibt. (Wäh rend meines langen Aufenthaltes in den fernen Ländern Süd amerikas hatte ich oftmals Gelegenheit, tragische Schicksale sich im Heimweh verzehrender Brüder mit zu erleben. Hiervon will ich im Folgenden einiges erzählen. üm 2 4 Stunden zu spät Es war gegen Ende des Jahres 1918, als mich mei ic wechselreiche Tätigkeit nach einer verwahrlosten Kuranlagc (Mittclchiles führte. Diese bestand aus einem baufälligen Hotel gebäude mit Wohnhaus und einer barackcnartigen Mineral wafserfabrik und lag 1200 m hoch inmitten der Kordillere in einer äußerst fruchtbaren Gegend. Ich sollte die (Mineral wasterfabrik wieder betriebsfähig machen, während ein Deutsch- Österreicher das Hotel bewirtschaftete. Durch persönliche Bekanntschaften nnd Inserate in der deutschen Zeitung erhielten wir auch bald regen Zuspruch, be sonders von Deutschen und deutschfreundlichen Chilenen. So