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10 Okeklausitzek IZeimatreitung 261 Da lernen wir zunächst die in der Oberlansttz vorkommen den Insekten kennen, so u. a. die prächtigen Tagschmetter linge, deren bunte Arten leider immer seltener werden. ^Weiter finden wir verschiedene Gruppen von Käfern, Hautflüglern, Geradflüglern u. a., alles Tiere, die wenig beachtet werden, es sei denn, sie werden lästig, wie z. B. die VNspen, Nkücken und !Wanzcn. Ein prächtiger Kupfcrfasan mit Henne und Jungen bildet eine reizende, lebenswahre biologische Gruppe, und dann führt nns ein großer Schrank das Leben im und am Süßwasser vor. Wir sehen hier in Fen präparaten die wichtigsten Fische, die in der ausgedehnten Teichwirtschaft der Nordlaufitz schon seit langer Zeit eine große Nolle spielen, wie Karpfen, Schleien, Aale, Hechte und Karauschen, finden wir doch im Regie rungsbezirk .Bautzen 1827 Teiche, von denen 1718 ablaßbar sind, mit einem Gesamtflächeninhalt von 3675 Hektar. Dar unter zeigen uns Schaukästen die Süßwasserschnecken und -Insekten, und am Boden des Schrankes sind die viel verfolgten heimatlichen Kriechtiere und Lurche in tadellosen Trockenpräparatcn in natürlichen Stel lungen zur Schau gestellt. Da sitzen in trockenem Moos und an nachgeahmten ^Wasserlachen, also in natürlicher Umgebung, W asserfrösche, Grassrösche, eine Rotbauch- unke, ferner die verschiedenen Krötenartcn und der in der Südlausitz häufiger verkommende farbenprächtige Feuer salamander. An einem Stein ruht eine Ringel natter und nicht weit von ihr die gefährliche Kreuz otter, die nur in der nordlausttzer Heide und im Zittauer Gebirge vorkommt, während das Hügel- und Bergland etwa von Bischofswerda bis zu den Zittauer Bergen kreuzotterfrei ist. Auch die zierlichen Berg- und Zauneidechsen und die harmlose Blindschleiche fehlen nicht in diesem reizenden naturgetreuen heimatlichen Kriechtier- und Lurch lebensbild. Dann fesselt ein großer Schrank mit einer biologischen Gruppe unsere Aufmerksamkeit. Ein balzendes Groß- t r a p p e n m ä n n ch e n, ein Weibchen und Junge bieten ei» in der Oberlansttz selten gewordenes Stück Steppenlebens. Die Großtrappe, ein überaus interessanter Vertreter der Vogelwelt vergangener Zeiten, ist ein Steppenvogel und kommt bei nns nur ganz vereinzelt vor, am häufigsten noch in der Großenhainer Gegend. Das Männchen wurde im Jahre 1924 auf Prcititzer Flur nordöstlich von Bautzen aus einer Kette von sechs Vögeln erlegt und bildet seitdem eine Zierde der zoologischen Hcimatsammlung. Über der schönen Gruppe fin den wir dann noch einige Sumpf- und W asservögel, so den arg verfolgten Fischreiher, ferner den weißen Storch, der auch immer seltener bei nns wird, den bereits ansgerotteten Schwarzen Storch, ferner Rohr dommeln, Bekassinen, W asserhühner und Taucher, als Charaktertiere der Heide- und Teichland schaft der Nordlansttz. Ein weiterer Schrank führt uns dann die anderen Ver treter der heimischen Vogelwelt vor, so unsere Tag- und NR ch t r a u b v ö g e l in prächtigen tadellos präparierten Stücken, wie Bussarde, W cihcn, Falken und die verschiedenen Eulen, weiter Spechte, M eisen, das Birk- und Haselhuhn und dann das bunte Heer unsrer Singvögel, teilweise mit ihren Nestern und Gelegen. Die hauptsächlichsten Vertreter der heimischen Kleinsäuger beschließen dann die Sammlung. Wir sehen hier den Edelmarder, den Iltis, das Her melin, unsere M äusearten und die für die Teich- nnd Wasserwirtschaft so gefährliche Bisamratte, deren Weiterverbreitung in der Oberlansttz trotz schärfster Bekämp fung nicht aufzuhalten ist. Auch die bei uns seltenen Schlaf mäuse, wie der Siebenschläfer und die zierliche Haselmaus find mit vertreten. Wir sind am Ende unseres Ganges durch das Bautzner naturwissenschaftliche Heimatmuseum der Oberlansttz. Boden, Pflanzen- und Tierwelt dieses Landcstcilcs haben sich uns hier zusammenhängend, nach wissenschaftlichen Grundsätzen geord net und dabei durchaus volkstümlich offenbart, wie es in diesem Ilmfang bisher noch in keinem Oberlaufitzer Mmseum möglich war. Zwar sind noch Manche Lücken vorhanden, die zu schließen Aufgabe der kommenden Zeiten sein wird. Aber der Anfang ist gemacht, „die Keimzelle, von der Anregung in mannigfal tigster Art ausgehen soll. Anregung soll der Einzelne haben für sein eigenes Suchen, Anregung soll aber auch der Forscher finden, der hier in der Lausitz arbeitet oder von auswärts kommt. Denn trotz aller Einstellung unserer Heünatsammlnng auf das Volk, der wissenschaftliche Charakter unserer Samm lungen soll nicht zu kurz kommen. Der Ruf der Oberlansttz auf naturwissenschaftlichem Gebiete ist nicht schlecht, eine große Reihe von Nlännern haben da Vorbildliches geleistet. Das Ziel ist aber noch nicht erreicht. Unser Mmseum soll auch nichts Fertiges sein: denn alles Fertige ist tot. Unsere Samm lung soll noch Entwicklung zeigen; denn nur das, was sich noch entfalten kann, ist voll Saft und sprühenden Lebens?)." Die Heimatsammlnng hat in den letzten Wachen eine bc trächtliche Erweiterung erfahren. In der geologischen Abtei lang hat ein geographisches und geologisches Relief der Säch sischen Schweiz und der Lausitzer Verwerfung Aufstellung ge funden. Hersteller und Spender ist Oberlehrer W i l h e l in , der damit seinen bisherigen Relicfarbeiten eine weitere wissen schaftliche Glanzleistung anreihte. Die botanische Abteilung hat einen Teil der bekannten, aber leider ausgelassenen Heimatsammlnng des Löbauer Stadi- rateS Berndt ausgenommen und damit ihren Verbleib im Lande gesichert. In fünf großen Schaukästen, deren Anschaf fung durch Unterstützung von feiten der Stadt und durch Nkir glieder der Gesellschaft ermöglicht wurde, ist zunächst eine An zahl der häufigsten Pilzgruppen in lebenstreuen Nkodellen ausgestellt. Eine bisher nicht zugänglich gewesene Schädel sammlung der wichtigsten Haustiere, Kleinsäuger und Vögel der Oberlansttz schließt sich in der zoologischen Abteilung an. Ein weiterer Kasten ist den Groß- und Kleinschmettcrlingen gewidmet; letztere wurden von unserem heimischen Entomo logen, Änstaltshanptwachtmeister Starke, gesammelt. Die letzten Kästen enthalten in vorläufiger Aufstellung eine Schncckensammlung sowie die Lausitzer iWanzen (als vorüber gehende Leihgabe). Diese eine kleine Probe aus dem For schungsgebiete von Dr. Jordan sollen aus ein sür gewöhn lieh kaum bekanntes Gebiet der Jnscktenwclt Hinweisen. Kom men doch nicht weniger als gegen 400 einheimische ^Wanzen arten in der Oberlansttz vor. Zu der bisherigen Sammlung aus der Lausitzer Vogelwclt haben sich einige weitere Selten hciten gesellt, so ein Rackelhnhn, eine Kreuzung zwischen Auer henne und Birkhahn, ein Rauhfußkauz, eine Sperbereulc und ein Gänscsegler, ein nordischer Durchzügler u. a. m. Ans den neuen Schaukästen befindet sich eine Auswahl von alt- und neumodischen Topfpflanzen ans Lausitzer Stuben. Mitt. a. d. Rat.-Ges. ,Isis, Bantzen, 1932 33. 20. .Nest. Bautzen 1933. Hans Nau m a n n. Aus der Ansprache des 1. Vorstehers der „Isis", Or. Jordan, bei der C'imveisungsseicr des Museums am 4. Oktober 1931.