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260 O^erlausitzer sZeimatreiturig k^Ic. 10 und hat 2500 Einwohner, darunter viele Rade- lind Stell macher, Nohrflechter, Pfeifenkopffabrikanten und Handels leute. Zittau, Stadt am Altwasser oder der Mandan, welche nicht weit davon in die Neiße fällt, in einer angenehmen Gegend, einer der wichtigsten Handelsplätze des Königreichs, ist wohlgebaut und mit Alleen umgeben, von welchen man die schönsten Aussichten, besonders nach dem böhmischen Gebirge genießt. Sie hat drei Kirchen, darunter die neu und geschmack voll erbaute Hanptkirche zu St. Johannes, ein Gymnasium, Tuch-, Lein-, Kattun und Lederfabriken, Färbereien, beträcht liche Leinwandbleichcn, 814 Häuser und 8000 Einwohner, welche besonders mit Leinwand und Tuch einen wichtigen Handel treiben. Die Ausfuhr der Leinwand und des Damasts beträgt jährlich gegen 800 000 Taler. Auch ist hier ein Ge sundbrunnen und Bad, das Augustusbad genannt. 1 Mleile von der Stadt ist der Oybin oder Oywin, ein pyra midenförmiger, isoliert stehender Felsen, worauf die Ruinen eines Schlosses und eines Klosters sich befinden, nnd welcher eine ver schönsten Aussichten darbietet. Er ist 1507 Fuß über der Mderesfläche erhoben. Zum Behuf der Reisenden steht auf dein Oybin eine Küche und weiter oben ein gut eingerichte tes Sommerhaus. Sa Hiendorf, Dorf von 360 Häusern nnd 2400 Einwohnern, welche ansehnliche Baumwollen-, Zwillich-, Drillich- und Kanevassabriken betreiben. Hirsch- fclde, Stadt an der Neiße, hat Lein- nnd Bamnwollwebe- reien, 250 Häuser und 4300 Einwohner. Groß - Gchö - n a u, Dorf an der Nkandau und dicht an der böhmischen Grenze, hat 4000 Einwohner und eine bedeutende Lcin-Da- mastfabrik; auch verfertigt man Kanevas, Zwillich und Lein wand. IN a r i e n t h a l, Eistercienser-Nonnenabtei, in einem angenehmen Tale, au der Neiße, welche viele Dörfer und das Städtchen O st r i tz, an der Neiße, mit 240 Häusern und 1000 Einwohnern besitzt. Reichenau, Dorf an der böh mischen Grenze, hat 3200 Einwohner, die sich mit dem Lein- wandgewcrbe beschäftigen. Herrnhut, Dorf und Stamm ort der erneuerten evangelischen Bruder-Ilnität, liegt auf einer Anhöhe an dem Hutberge, ist niedlich gebaut und besteht aus vier Haupt- und zwei Nebengassen und zwei freien Plätzen mit 100 Häusern und 1200 Einwohnern, darunter ansehn liche Handelsleute, geschickte Handwerker, Künstler und Fabri kanten. Bon hier aus haben sich die Brüdergemeinden in alle Weltgegenden ausgcbreitet, so daß man die Zahl aller wirk lichen Glieder auf 40 000 schätzt. Markt-Henners- dorf, Marktflecken, welcher der Brüdergemeinde zu Herrn hut gehört, und wo sich, nachdem die Mudchen-Erziehungs- anstalt nach Herrnhnt verlegt worden ist, die sonst zu llhyst gewesene Bildnngs-Anstalt für Knaben nnd Jünglinge, be sonders vornehmen Standes, befindet." D r. Arra s. Die ^eimät!ic^e im »^ause ^e^ Dsusitz« m öautzeii Lergl. OHZ- W32: Seite 69—101, Seite 1 18—t 19;1933 - Seite 22—23 Ein Krähennest leitet dann zur p f l a n z c n k u n d l i ch e n Abteilung der Schausammlung über, die im Verhältnis zur erdgeschichtlichen Abteilung einen recht kleinen Raum cin- nimmt. Das liegt aber daran, daß es außerordentlich schwierig, wenn nicht unmöglich ist, die Flora der gesamten Oberlansitz in getrockneten Schaustücken auszustellen. Es konnten -neben einer Sammlung von Hölzern und einigen charakteristischen blütenlosen Pflanzen vielmehr nur Bilder, Skizzen und eine floristische Verbreitungskarte, die sich alle auch nur auf vic Darstellung von Charakterpflanzen der Heimat beschränken, zur Ausstellung gelangen. Die Holzsammlung enthält Aststücke, bearbeitete Holzteile, getrocknete Blätter und Früchte der Eibe, unserer Linden-, Pappel- und Ahornarten, von Rotbuche, Esche und Ulme. Daneben sind in einigen schönen Stücken die holz artigen Baumpilze ausgestellt, wie wir sie häufig in unsren 2Läldern oder an einzelnen Bäumen antreffen, so der Schwefel-Porling, der mächtige Holz-Löcherschwamm n. a. Auch einige Laub- und Lebermoose sind ausgestellt, ebenso die wichtigsten bei uns vorkommenden Flechten, wie das Isländische Moos, die abenteuerliche Bartflechte, die Rentierflechte u. a. Den Hauptteil dieser Abteilung aber bilden die prächtigen H e i m a t s ch u tz a u f n a h m e n, die uns meist geschützte Pflanzen der Heimat, alle an ihrem ursprünglichen Stand orte ausgenommen, vorführen. Da sehen wir die seltsam ge formten Eiben des Rothsteines, der bekanntlich Naturschutzgebiet ist und noch eine ganze Anzahl dieser eigen artigen seltenen Nadelhölzer wildwachsend aufweist. ^Weiter finden wir die prächtigen Stranßenfarngr uppen des Schwarzwassertales, malerische Heidekiefern, einen Lausitzer Teich mit seiner vielgestaltigen und üppigen Flora, wie Seerosen, TLasserhahnenfuß u. a., die herrlichen geschützten Nk ärzenbech erwiesen des Polenztales, eine S u m p f w a l d g e s e l l s ch a f t, die die fortschrei tende Verlandung der Lausitzer Teiche zeigt, ferner struppige W acholderbüsche, eine M oosbeerenkolonie. und nicht zuletzt unsere blühenden Frühlingsboten, darunter das liebliche Himmelschlüssel. Eine große Karte der Oöerlausitz zeigt uns die Standorte und die Grenzen des Verbreitungsgebietes einiger Lausitzer Leitpflanzen. Zunächst wird hier die Verbrei tung einiger Charakterarten atlantischer Pflanzen (Arten, deren Hauptverbreitung im westlichen Europa zu suchen ist) vorgeführt. Da diese Pflanzen besonders in der wasserreichen Niederung der Nordlausitz auftreten, sind die Südgrenzen des Vorkommens einiger dieser Pflanzen durch Farbmarken hier dargcstellr, wie der Glo ck enhcide (Erica t e t r a l i x), des mittleren Sonnentaues (D rosera inter media) nnd der b r a u n e n Sch na b' e l s i m s e (R h y n ch o s p o r a f u s c a). Weiter wird die Verbreitung einiger Steppenpflanzen, Arten, deren gegenwärtiges Hauptvorkommen in Südosteuropa liegt, zur Anschauung gebracht. Zu den Lcitpflanzen dieser Flora, die als Relikte auf den sonnigen Hügeln der Mittel- und Süv- lausitz Vorkommen, bezw. schon verschwunden sind, gehören z. B. der schwarz werdende Goldregen (Cyti- sus nigricans) nnd der B e r g h a a r st r a n g. Fast verschwunden ist die schöne Ziegel-Siegwurz (Gla- d i o l u S i m b r i c a t u s), die früher im Mittellausitzer Berglandc, um Löbau und Reichenbach, vorkam. Auch bei Nieder-Renncrsdorf und Grafenstein i. B. trat sie auf. Die reizvolle W i e s e n s ch w e r t l i l i e (Iris s i b i r i c a) ist ebenfalls selten geworden. Sie tritt z. B. in der Südlausitz nur noch bei Herrnhut, Großhennersdorf, Seifhennersdorf und Poritsch auf. Ein mächtiger M i st e l st r a u ch aus dem Bautzner städtischen Forstrevier Wuischke nnd der Ouerschnitt eines von Efeu umrankten und daher eingcgangcnen Baumstammes leitet dann zur zoologischen Sa in in lung über, die uns ein Bild des Tierlebens der Heimat vermitteln läßt.