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die Grenadiere trotz schwerer Verwundung zweimal zum An griff vor und fand den Heldentod. Prinz Franz von Braun schweig fiel. Fürst Moritz von Anhalt-Dessau kam schwer verwundet in Gefangenschaft, wurde aber von den ,Öster reichern wieder freigelasscn. Auch andere Generale beider Heere fielen. Es Ivar eine der blutigsten Schlachten. Der ganze rechte Flügel der Preußen wurde vernichtet. General Retzow war abgeschnitten von der Armee und konnte erst beim Rückzüge zu ihr stoßen. Der König geriet wiederholt in Lebensgefahr. Rechts und links fielen seine Pagen, zwei Pferde wurden ihm unter dem Leibe weggeschossen. Er verlor ein Drittel seiner Armee, 10 000 Mann und über 400 Geschütze, sowie das ganze Lager in Hochkirch mit allen Vorräten. Die Österreicher verloren »000 Mann. Friedrich der Große zog sich nach Bautzen zurück, das durch ihn und auch die nachkommenden Österreicher schwere Lasten zu tragen hatte. In der Kirche zu Hochkirch erinnert ein prächtiges Ge mälde, das Kaiser Wilhelm II. der Gemeinde 4905 stiftete, an jenen verhängnisvollen Tag. lind auf dem Friedhof künden die Denksteine von dem Heldenmut und Opfertod der Treuen des tapferen Breußenkönigs. Z^Ofjtz I_uc!xviZ (Geboren am 5. Oktober 4802 zu Neugersdorf in Sachsen, gestorben am 45. April 4877 in Zürich) Von Dr. Paul Arras Unter den Gelehrten und Universitätslehrern, die segens reich und mit Erfolg auf dem Gebiete germanistischer Wissen schaft wirkten, nimmt einen ehrenvollen Platz ein der am 5. Oktober 4802 zu Neugersdorf bei Löbau in der Oberlausitz geborene Pfarrerssohn Ernst Moritz Ludwig Ettmüller. Der Knabe erhielt seinen ersten Unterricht im elterlichen Hause und war dann, seit 4846, Schüler des Zittauer Gym nasiums. Von 4823—4826 war er Student in Leipzig. Hier widmete er sich zunächst dem Studium der Medizin, bald aber wandte er sich dem unter dem Drucke der Fremdherrschaft neu entstandenen Studium der deutschen Literatur und deutschen Geschichte zu. Er unternahm dann Reisen, verweilte auch wieder im Elternhause und studierte von 4828 an in Jena. Hier gab er mehrere kleine mittelhochdeutsche Schriften her aus. Hier habilitierte er sich auch 4830 und hielt Vorlesungen über mittelhochdeutsche Dichtungen. Bereits nach drei Jahren, 1833, erhielt er einen Ruf als Professor der deutschen Sprache und Literatur an das Gymnasium in Zürich. Er nahm ihn an und lehrte zugleich an der dortigen Hochschule. Im Jahre 4 863 trat er ganz an sie über. Ihr blieb er treu bis zu seinem Tode, am 4 5. April 4877. Der Züricher Aufenthalt war ihm erwünscht. Hier konnte er, der sich in Leipzig und Jena den bnrschenschastlichen Bewegungen angeschlossen hatte, die ja bekanntlich in Deutsch land verfolgt wurden, von niemand gehindert oder gar ver folgt, sich öffentlich als Altdeutscher zeigen, wenn man sein Auftreten auch seltsam fand. Hier verlobte er sich mit einer Züricherin und erregte dann begründetes Aufsehen, wenn er im altdeutschen Rocke mit einem Spitzenkragen und einer Gui tarre am blauen Bande durch die Straßen schritt, um seiner herzallerliebsten ein Ständchen zu bringen. Ettmüller verfügte über ein reiches Wissen auf dem Ge biete der Literatur und Geschichte. Dies im engeren Kreise be lehrend, belebend und unterhaltend zu verwerten, verstand er meisterhaft. Ihn erfüllte echte und wahre Begeisterung für das germanische Altertum und das deutsche Nhittelalter und beeinflußte auch seinen Charakter. Es bereitete ihm Freude, mit einer Auswahl von Primanern mittelhochdeutsche Dichtungen zu lesen. Bei der Kleinheit der.Züricher Hochschule wird er kaum viele Hörer gehabt haben, aber unter ihnen befanden sich solche, die er für deutsches und skandinavisches Altertum be geisterte. Er hielt auch manch schönen Vortrag im Kreise hochgebildeter Mnnner, der den Namen „antiquarische Ge sellschaft" führte. Am erfolgreichsten hat er als Schriftsteller gewirkt; da war seine Tätigkeit vielseitig und fruchtbar. Er behandelte mit Vorliebe das Gebiet des Altmodischen und des Angelsächsischen. Seine Ausgabe» mittelhochdeutscher Dich tungen verdienen jedoch kein uneingeschränktes Lob. Er ver faßte auch selbst Dichtungen und Übersetzungen. Seine sämt lichen Arbeiten aufzuführen, würde nur ermüden, einige seien angeführt: Vaulu—Spa, das älteste Denkmal germanisch nordischer Sprache, 4830. Die Lieder der Edda von den Nibelungen in stabreimender Verdeutschung nebst Erläuterung, 4837. Er verwandte in seiner Übersetzung deshalb den Stabreim, in dem er Meister ward, weil ja die Eddalieder in ihm gedichtet sind. iWie er den Stabreim beherrschte, dafür sei ein Beispiel an geführt. In seiner freien Dichtung: „Karl der Große und der heilige Goar oder das verhängnisvolle Zahnweh" schildert er, wie Fastrada, Kaiser Karls Gemahlin, in der Nacht plötzlich vom Zahnweh heimgesucht wird. Zahnweh packt da, Ziehn und Zucken Fastrat plötzlich, Als ob fünfzig Messer ihr im Munde wüblten, Daß mit schrillem Schrn vom Lager- Auf sie fährt und ächzt und stöhnet. Hell auf schrcin im Hof die Hühner, Laut die guten Gäns' ergallen, ünd was Fastrat sonst an Vögeln Hegt in ihres Hofes Hallen. Ddciter seien noch genannt: Altnordisches Lesebuch nebst kurz gefaßter Formenlehre und ^Wörterbuch zum Gebrauch bei Vorlesungen, 4864; Altnordischer Gagenschatz, in neuen Büchern übersetzt und erläutert, 4870; Beowulf, Helden gedicht des achten Jahrhunderts, zum ersten Mal aus dem Angelsächsischen in das Neuhochdeutsche stabreimend übersetzt, 1840: Lexicon Anglosatonicum, 4854; der Sängerkrieg auf der Wartburg, 4830; Gudrunlicder, 4844; Heinrichs von Meißen, des Frauenlobes, Leiche, Sprüche, Streitgedichtc und Lieder, 4843; Heinrich von Veldecke (Eneit und Lieder), 1852: Handbuch der deutschen Literaturgeschichte, mit Einschluß der angelsächsischen, altskandinavischen Schriftwerke, 4847; Herbst abende und Winternächtc, Gespräche über deutsche Dichtungen und Dichter, 3 Bände, 4865—67. Über den wendischen Ab gott Flyns veröffentlichte er im Jahre 4844 einen kleinen Aufsatz. Auf Richard W>aaners Schaffen gewann Ettmüller Einfluß, besonders als jener wegen seiner Beteiligung an Sein Dresdner Maianfstand 4849 fliehend Deutschland verlassen und sich vom Juli 1850 an in Zürich niedergelassen hatte. Im gastfreien Willeschen Landhansc in Marienfeld namentlich, das auch Richard Wagner und seine erste Frau vom Mai