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die Erde hinein mit hölzernen Bollen viereckigt ausgesetzt, 2 Ellen lang und 7/4 Ellen breit, auch bis 2 Ellen tief ganz voll TLassers, bis oben an den Rand, flehet hell und klar aus und hat unten einen kießelichten Boden. Als bald nebenan zur Seiden nach Mlternacht, ist ein anderer verdeckter Brunnen . . . ^Wiederum 6 Schritt davon westlich ist der dritte Brunnen . . . und ein wenig fort ein klein Teichlein, aus welchem sodann das TLafser, da es " die Fahrstraße überstiegen, als ein Flüßlein fortläuft, und sogleich von einem andern Flüßlein, das aus Neugersdorf aus seinen Quellen (aus dem Büttnerborn!) und aus einem großen Teiche (heute Kirch- und C. G. Hoffmann-Teich!) zufließt, . . . vermehrt wird . . . Das Spreeflüßlein. . kommt bei der Mittelmühle in Ebersbach hinein, allwo selbst stch die Oberbach zu ihr gesellet." Die hier beschriebene Spreequelle liegt auf Ebersbacher Flur unmittelbar hinter den Altgersdorfer Achthäusern. Sie führt den Namen „Spreeborn". Und so blieb es unbestritten 150 Jahre: „Spreeborn" war die Spreequelle, der Ab ¬ fluß die Spree! Der seit 4708 an seinen Abhängen erbaute Ebersbacher Ortsteil erhielt deshalb den Namen Spreedorf (Paul, Ebersbach, 4826, S. 38). Der am Kottmar ent springende Wasserlauf aber hieß der Oberbach. Er soll dem an ihm liegenden Ebersbach den Namen gegeben haben. (Paul a. a. O. S. 32: Oberbach — mundartlich Äbcrbach.) Ein besonderes Interesse hatten schon damals die Berliner an der Quelle ihres Flusses. So gewährte Friedrich der Große, damals noch Kronprinz von Preußen, einen Beitrag von SO Reichstalern zu der Erbauung des Häuschens, das von 4736 ab den Brunnen zierte. Es wurde um 4850 abgebrochen und durch einen schlichten, überdachten Bretterverschlag ersetzt. Um diese Zeit tauchen auch die ersten Zweifler an der rechten Spreequelle auf. So bezeichnet 4857 Fritsche in seiner Gers- dorfer Ortsgeschichte den „Spreeborn" als den „eigentlichen Sprcebrnnnen". Er erwähnt aber weiterhin, daß die Spree ihre „ersten Quellen auf der zu unserm Pfarrlehn gehörenden großen Wiese am Kuhzahl, südöstlich vom Spreebrunnen" habe, daß aber bereits ein Herr 2Jinter den Gersdorfern diese Ehre streitig machen wolle (S. 42—43). Der Kampf um die Sprcequellen hatte begonnen! MAzer nennt in seiner Neu gersdorfer Chronik (S. 76) als dessen eigentlichen Urheber einen gewissen Schreier, der in seiner Heimatkunde die Spree- qnclle nach dem Kottmar verlegt habe. Auch in den Karten dieser Zeit spiegelt die um sich greifende Meinungsverwirrnng wider. Während das älteste wissenschaftliche Kartenwerk Sachsens, der Oberreit'sche At las, nur den Spreeborn kennt, an dem ein schmaler, namen loser, aus den Gersdorfer Pfarrwiesen kommender Wasserlauf vorbeiführt und den Westabhang des Kottmars völlig frei von jeglichen Angaben irgendwelcher Quellen und Wasserläufe läßt, gibt bereits Reymann auf Blatt 366 seiner um die Mitte des vorigen Jahrhunderts erschienenen „Topographischen Spezialkarte von Mitteleuropa (4 :2000 000) neben dem Sprceborn auf dem Gelände zwischen Chaussee, Lebelt- und Popelweg, also an den westlichen Hängen des Kottmar, die Bezeichnung: „östliche Spreequellen" an. Die Ausgabe des ^Meßtischblattes Nr. 87 von 4 882 markiert und nennt den Spreeborn, gibt von der Gersdorfer Pfarrwiesenquelle aber nur den Wasserlauf ohne Namens nennung an. Wodurch war nun dieser Meinungsumschwung Hervor gernfen worden? Doch wohl kaum durch die Meinung eines einzelnen Mannes. Die Gründe müssen gewichtiger sein: Daß die Gersdorfer die Spreequelle auf ihre Pfarr wiesen hinaufverlegten, war insofern berechtigt, indem sicy hier ein 2 Meter tiefer Brunnen mit ziemlich reichem Ab fluß befand, der stch nach 2 Kilometern mit den V^assern des Spreeborns vereinigte (Ntelzer S. 76). Doch wurden die Verhältnisse hier bald ungünstiger. Der reiche Waldbestand, der auf Altgersdorfer Flur das sog. Kuhzahl- und Bcerberg- gebiet bis hinauf zum Neugersdorfer TLalde bedeckte, wurde in den Jahren 1836 und 4837 gefällt (Fritsche, G. 42). Dadurch wurden dem Quellboden die günstigen Schutzwir kungen des Waldes (höhere Niederschlagsmengen, geringere Verdunstung und daher größere Feuchtigkeit der obersten Bodenschichten, Vergrößerung des WasseraufspeicherungS-Vcr- mögen des Bodens und dadurch Regulierung des TLasser- abflusses) entzogen (Neudammer Försterbuch 4922 S. 272). Durch die Abholzung der obengenannten !Wälder wurde der DCasserstand der Spreequelle natürlich ungünstig beeinflußt, er wurde immer geringer. Nun konnten die Anhänger der Kottmarquelle stegesbewußter auftreten. Besonders 2Dald- dorfer waren es, die ihre 2Laldquelle schön vorrichteten uno als Spreequelle einweihten. „Dagegen erhoben die Ebersbacher und Neugersdorfer Protest. Und mit Recht, denn jene Kott marquelle ist, ganz abgesehen davon, daß sse in trockener Zeit fast versiegt, die Quelle des oberen Baches." (Melzer S. 37.) Vor allem die Ebersbacher waren sehr rührig. In der Vertei digung ihres historischen Rechtes wandten sie stch auch an den Chef des Generalstabes der deutschen Armee, an Generalfeld marschall von Moltke, der ihnen am 7. M!ai 4887 antwor tete: „Ew. Hochgeboren erwidere ich, daß von den Quellen der Spree diejenige, welche auf den zwischen Spreedorf und Alt- gersdorf gelegenen Wiesen entspringt ... als Spreeborn be zeichnet wird, während die östlich von Ebersbach am Kottmar und die in den Gersdorfer Pfarrwiesen entstehenden Quellen keine derartige Bezeichnung tragen." Doch die Gersdorfer ließen sich dadurch nicht schrecken! Sie behaupteten ihr „na türliches Recht". Bereits 4888 ließ der Neugersdorfer Naturwissenschaft liche Verein die Quelle fassen und mit einem gußeisernen Ge länder umgeben, das die Inschrift: „Spreequelle" und die Jahreszahl 4888 trägt. Leider mußte diese Quelle nach eini gen Jahrzehnten aufgegeben werden, denn die nm 4900 ober halb der Spreequellstraße einsetzende, umfangreiche Bebauung entzog dem Brunnen das Grundwasser. Deshalb verlegte man 4926 bei dem Neubau des Neugersdorfer Volksbades die Spreequelle mit der alten Einfassung vor dessen Eingangstor. Dort fließt die Quelle, zirka 450 Meter nördlich ihres eigent lichen Ursprunges gelegen, wie einst in früheren Jahren. Diese alte Stelle wird heute gekennzeichnet durch die 4888 ge pflanzten mächtigen Linden. Leider sieht der Platz ziemlich verwildert aus, sodaß sich Heimatfreunde hier wirklich ein Verdienst nm diese alte Spreequelle erwerben könnten, wenn sie den Platz in einen würdigen Zustand versetzten! Mit ihrer Spreequellfassung hatten die Gersdorfer einen gewissen Erfolg errungen, der die Ebersbacher zu glei chem Tun anspornte. 4895/96 wurde vom Ebersbacher Sprce- born-Verein ein eindrucksvoller, gußeiserner Pavillon errichtet, der in seinem granitenen Unterbau die stolze Inschrift trägt: „Historischer Spreeborn nach Graf von Moltke. Berlin, den 7. Mai 4887." Unten am Geländer sind das sächsische, preußische, deutsche und österreichische ^Wappen angebracht, während an jeder der acht Dachseiten kleine Schilder angebracht sind, die Symbole des Markgrafentums Oberlausitz und der Provinz Branden-