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sch. 10 Okei-Isusitzei-l-leimatreitung 251 Sie bestand wenigstens bis 1815, als durch die Teilung der Oberlausitz die nördliche Hälfte zu Preußen geschlagen und dadurch die Unterscheidung in einen Budissiner und Görlitzer Kreis hinfällig wurde. Sie entstand erst wieder 1874 bei Er richtung der Amtshauptmannschaftcn. Von diesem Zeitpunkte ab gehören Neugersdorf, Neueibau, Eibau, Oberoderwitz usw. zum Löbauer, Seifhennersdorf, Leutersdorf und Niederodcrwitz dagegen zum Zittauer Bezirk. Seit 60 Zähren also hält Neugersdorf seine Stellung als doppelter Grenzort iviedcr inne. Benutzte Arbeitern bic. Dr. Bö» hoff: „Die kirchlichen und politischen Verhältnisse des böhmischen Niederlande» im Laufe der Zeit." („Mitteilungen des Vereins für Heimatkunde des Ieschken—Zsergaucs", Band XiV (1920), Seite 33 ff.) Selliger: „Das Land Zittau bis zum Zahre 1319/' (a. a. O-, Band XV (1921), Seite 121 ff.) 5preeque»e)mit Pavillon ^iegt c!ie §p^eequelle in I^euge^clO^ ocle^ sm Kottmsf Von Hans Za u nick, Neugersdorf (Sa.) Uber die Lage der Sprecquclle entstand während des letzten Jahrhunderts ein Streit, der von den Beteiligten im Laufe der Zeit immer hartnäckiger und erbitterter geführt wurde, der die üppigsten Blüten des Lokalpatriotismus treiben ließ und so eine sachliche Behandlung der Frage von vorn herein auöschloß. Der Gersdorfcr, der Ebersbacher, der Kott- mar-Anwohner schwört heute noch stolz auf seine Quelle und verachtet die ortsfremde als untergeordnete, die sich zu Un recht die Ehre anmaßt, der Ursprung des Hauptslusses unserer Heimat zu sein. Wie liegen die Verhältnisse tatsächlich? Die heimatwissenschastliche Literatur bezeichnet heute zwei Stellen als Spreequcllen, einmal die ehemaligen Pfarr- wiescn auf Altgcrsdorfer Flur und zum andern den Wiest- abhang des Kottmarö. (Dr. K. Muller: Oborlansitzer T8an- derbuch, Teil I, 1922 S. 142; Dr. Wünsche: Schulgco- graphie des Kgr. Sachsen, 1912 S. 140.) Ein maßgebendes T8erk der heimatlichen Erdbeschreibung stellt sich auf den Standpunkt, daß zwar vom Volke als eigentliche Quelle die in Gersdorf bezeichnet wird (360 Nketcr Seehöhe), daß aber „vom geographischen Standpunkte aus die beträchtlich höhere (480 Meter) Quelle des RabenbrnnnenS in einem Buchen haine an der Westflanke des Kottmarö als eigentliche Spree quelle betrachtet werden muß. Da diese in den Oberbach ein mündet, der durch Ebersbach fließt, so ist der Oberbach der Quellbach der Spree, nicht der Neugersdorfer Bach." (Beyer—Förster—Marz: Die Oberlausitz, 1906 S. 23.) Auch die staatliche Landesvermessung neigt der Ansicht zweier Spreequellen zu, indem auf dem Meßtischblatt 1:25 000 Nr. 87 — Seifhennersdorf (1918) eine Spree quelle in Neugersdorf (Altgersdorfer Pfarrwicsen) unter der 400-Meter-Linic angegeben ist, desgleichen eine weitere bei 480 Meter auf Blatt 71 — Ncnsalza-Sprcmbcrg (1922) am Miestabhange des Kottmarö. Beide Quellbächc tragen die Bezeichnung „Spree", gelten also als gleichberechtigt. Zn früheren Zeiten gab es eine solche Doppellösung nicht. Vielmehr galt von altcrshcr der von Gersdorf hcrkommende Wnsserlauf als die Spree. Es ist deshalb die Frage nach den geschichtlichen und geographischen Gründen dieses Meinnngswandels zu unter suchen. Die erste urkundliche Erwähnung der Spreequelle ge schieht am 4. Dezember 1657. Caspar von Rechenberg hatte den Auftrag bekommen, Grund und Boden des 1429 von den Hussiten zerstörten Dorfes Gersdorf zu untersuchen, ob er zur Aufnahme böhmischer Exulanten geeignet sei. Zn dem Be sichtigungs-Berichte an den damaligen Amtshauptmann zu Budissin, Gottlob Ehrenreich von Gersdorf, heißt es u. a.: „llDahs dahs Wüster und Landt anlanget, ist an dem orthe, do ietzo die Häusel schon aufgebawet, ... ein Brunnen, dorauhö die Sprew entspringet, und nndterschie- dene nebcnquelle; dehögleichen ans der anderen feite . . . gleichfalls zwey kleine Bächel, so aus dem Holtze kommen, und gleichfalls etliche nebenquelle ..." (Mitgeteilt bei: Fritsche, Parochie Gersdorf, 1857 S. 107 und Nlelzer, Neugersdorf, 1903, S. 28.) Die hier genannte Spreequelle ist der sog. Büttnerborn in Neugersdorf. Allerdings ist er schon längst nicht mehr alö Brunnen vorhanden. Denn die nach 1657 in seiner Um gebung in reichem Mmße einsetzende Bautätigkeit, vor allem die oberhalb von ihm gegrabenen Brunnen, ließen ihn immer wasserärmer werden. Heute erinnern an ihn nur noch die Stra- ßen-Bezeichnung „Am Büttnerborn" und das in seiner un mittelbaren Nähe 1907 (anläßlich der 250-Zahrfeier) er baute Neugersdorfer Gründungs-Denkmal. Bereits 50 Zahre nach der Gründung Neugersdorfs be zeichnen die beiden großen Geschichtsschreiber der Oberlausitz, der Pfarrer zu Schönau a. d. Eig-, Abraham Frenzel (1656 bis 1740), und der Zittauer Bürgermeister Zohann Benedikt Carpzow (1675—1739) den nördlichen der in der obigen Ur kunde genannten „zwey kleinen Bächel" alö Spree. Dieser schreibt 1719 in seinem „Neueröffneten Ehren-Tempel der Oberlausitz" (S. 214 und 215): „Die Hauptquelle des Spreeflusses liegt ans Ober- lausitzischcm Grund und Boden, auf E. E. Raths zu Zittau des sehr Volk- und häuserreichen Dorfes Ebersbach bald im Eingänge in das angrentzende Dorfs Neugersdorfs (muß Altgersdors heißen!) bei Friedrich Beers (heute Neugers dorf, Nordstraßc, Maschinenfabrik von Ulbrich — gegen über dem Bahnhof) eines Häuslers unnmzäunken Gärt- lein, allernächst der Straße gelegen. Der Brunn ist in