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O^erlausitzec Pleimstreituiig SZ1 Im Feldzuge gegen die Türken war der Budissiner Fleischhauer Christian Herrmann zu einem Feldmetzger bestellt und ihm beim Rückmärsche unterschiedenes Vieh, das er zum Hose bringen sollte, anvertraut worden. Da er diesen Austrag bisher nicht ausgesührt hatte, so erhielt er am 25. November durch den Rat im Austrage der kurfürstlichen Kammerräte den Befehl, zum längsten binnen zehn Tagen sich nach Dresden zu begeben, sich bei der Kammer anzumelden und gründlich über die Beschaffenheit und den Verbleib der Lieferung zu berichten. Es war, wie früher berichtet wurde, im Türkenfeldzuge eine Postverbindung nach Breslau und Prag eingerichtet wor den. Zum Betriebe waren bereits von Land und Städten 50 Taler bezahlt worden. Als auf dem Elisabeth-Landtage am 26. November 1683 vielen Landständen die von dem Post verwalter eingereichte Liquidation zu hoch erschien, da hielten sie es für ratsam, daß einige Abgeordnete von Land und Städten mir ihm wegen geringerer Unkosten reden sollten, und daß man sich dann erst entscheiden wolle. Die Abgeordneten der Städte stimmten diesem bei; erklärten aber, „man habe sich mit dem Postmeister nicht weiter einzulasten, weil man bessere Nachricht von Dresden und anderen Orten haben kann." Trotz der kurfürstlichen Verbote vom 20. Juli und 27. August H gegen die Beerbungen von Soldaten wie in MAßen, so auch in der Oberlausitz, fanden solche noch ferner hin ! statt. Das bewog Johann Georg III. unter dem Datum Dresden, den 28. Dezember 1683/7. Januar 1684, erneut die Werbungen zu verbieten unter Hinweis auf die beiden er ivähnten Verordnungen und die in ihnen angedrohten Strafen für die schon damals untersagten fremden Vverbungen und die Durchführung von Kriegsvölkern durch das Land ohne aus drückliche kurfürstliche Bewilligung. Diese neue Verordnung veranlaßte den Rat am 7. Febr. 1684, zu bestimmen, „damit sich niemand mit Unwissenheit oder Vergeßlichkeit entschuldige, ist dem Herrn Protonotar aus getragen, noch einmal deswegen ein Patent anzufertigen und san der Waages affizieren (anheften) zu lasten". Uber schlechte Manneszucht der durchziehenden und ein quartierten Kriegsvölker wurde häufig von den Bewohnern geklagt. Ihre Beschwerden veranlaßten den Kurfürsten, scharfe Verordnungen zu veröffentlichen, um dem Unwesen zu steuern; freilich ohne großen Erfolg. Am 4. November beschwerten sich die Dorsbewohner von TLaditz beim Rate, daß heute in der Nacht ein Soldat zu Pferde zu ihnen gekommen, 4H-; Taler von ihnen erpreßt und heute früh auf einem weißen Pferde in die Stadt geritten sei; ein anderer sei bei ihnen gewesen, der habe sich in Brannt wein vollgesofsen. Diesen hätten sie draußen behalten. Die Vorgänge wurden durch das RatSmitglied Hennicke dem Leut nant berichtet und um Abhilfe gebeten. Auch über Ausschreitungen des Golzischen Regiments beim Durchmärsche wurde geklagt, doch wurde zunächst von einer Beschwerde an den Kurfürsten abgesehen, bis man ge nauere Unterlagen erhalten habe. (Ratssitzung vom 26. No vember.) Am 6. Dezember kam in der Ratssitzung zur Sprache, daß sich die Soldaten unterständen, sich in den Bierhäusern in die Bürgerhändel einzumischen und Bürger zu arretieren; so hätten sie einen Korduanmacherjungen und einen Schuster jungen weggenommen, die sie noch auf ihrer Hanptwache haben sollten. Ein gleiches hätten sie auch gestern bei Christian Vdest- phal versucht. Der Rat beschloß, deshalb mit dem Leutnant zu reden. *) S. diese oben. Es gewinnt den Anschein, als ob bisweilen der eine oder andere der Exceste mit durch den von den Ossizieren nicht richtig bezahlten monatlichen Sold herbeigeführt wurdet; denn in der Ratssitzung am 21. Dezember 1683, wie wir schon berichteten, wird ja gewünscht, „daß bei jetziger Ein quartierung den Soldaten ihr monatlicher Sold richtig be zahlet und dadurch den bisherigen Epcesten gesteuert werden möge", und es heißt dann weiter: „Hier würde eine jede Stadl eine gerichtliche Registratur der verübten Exceste den Depu tierten, um darüber in Dresden sich zu beschweren, item wie viel bei einer jeden Stadt der gemeine Soldat von seinem Dffizier bekomme, zu extradiren (—auszuhändigen) sein". Beschwerde und Bitte um strenges Verbot der Ausschrei tungen des Kriegsvolks erfolgte höchstwahrscheinlich direkt von Dresden; denn unter dem Datum Dresden, am 8. Dezember 1683 "), ließ der Kurfürst eine scharfe Verordnung veröffent lichen „wider die von der (Miliz, sonderlich der Reiterei und dem Regiments Dragoner oorgehende Discorde (Zwietracht), Jnsolentien (Ungebührlichkeiten) und Exceste durch Hin- unv Widerreiten, Straßen zu bereiten, Reisende anzufallen, zu be rauben, zu plündern und übel zu traktieren". Er befahl, „daß alle Hauswirte und Bauern, bei denen ein Reiter oder Sol- Var logiert, dahin anznhalten und „ihnen fest einzubinden" sei, sooft der Soldat sich ans seinem Ouartier wegbegibt, solches der Obrigkeit anzuzeigen, die dann an den Kurfürsten oder dessen Generalfeldmarschallentnant wegen der Bestrafung be richten solle. Der Amtsschöster zu Stolpen überschickte diese Verordnung dem Budissiner Nate, der sie in dem Gute Dober schau — dies Dorf gehörte ja nicht zur Oberlausitz, sondern zu Meißen — bekannt machen sollte. Das geschah nicht, weil zu Doberschau keine Soldaten einquartiert waren, doch wurde das Patent in Bautzen an der (Waage angeheftet. Infolgedessen ließ der Oberstleutnant von Schönfeld, der wohl wegen der Zuchtlosigkeit seiner Soldaten in Dresden ge maßregelt worden war, durch seinen Auditeur am 4. Januar 1684 mit einem Gruße bitten, es möchten doch die Beschwer den über die Soldaten nicht alsobald an den Kurfürsten oder die Generalität gegeben werden, sondern nur an ihn, den Oberstleutnant; er wolle solche Abhilfe schaffen, daß der Rät zufrieden sein werde. Trotz des kurfürstlichen Patents begingen die Soldaten neue Ausschreitungen. Am Sonnabend, dem 8. Januar 1684, und auch später nahmen sie Holz unter den Toren und auf der Hauptwache, wenn etwas vorbei geführt wurde, weg und verkauften solches an die Bürger, und das geschah, obwohl allein unter dem Lauentore soviel einkarn, daß sie guten Vor rat hatten, den sie verkaufen könnten. Dann benahmen sie sich am Bierschanke bei Gottfried Schramm ungebührlich, ja sie gerieten sogar mit den Bürgern erneut in Händel?). Der Protonotar Kreckler beklagte sich am 17. Januar in der Rats sitzung über den Gergeanterr Vogel, der sich im Hause vo» Joh. Christian Cramer zuchtlos benommen habe, weil er ge meint habe, daß Cramer einen Soldaten Tobias Frizsche Ohr feigen gegeben habe. Das sei nicht richtig; er, Kreckler, habe dies getan; nun besorge er, Vogel werde, wie er gedroht, cucy in sein, Krecklers, Haus einbrechen und dergleichen Frevel auch hier ansüben; er bäte um Schutz; sonst müsse er sich mit seinem Gewehr verteidigen. 6) (ä. dazu auch Anmerkung 1) bei der Bitte des Rats vom 27. Januar 168t an den Generalfeldmarschnlleulnant von Flemming. ") Ratsprotokoll vom 10. Januar 1684. Oa wurde die Verord nung im Rate bekannt gegeben.