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22. Erne kleine (Mickemaus ging ins Kaufhaus (lief um das Rathaus), wollte sich was kaufen, hatte sich verlaufen, kam der Polizist, schrieb sie auf die List', legte sich ins Gras. Es ist ohne Schwierigkeit zu erkennen, daß wir es hier durchweg mit Begebenheiten zu tun haben, die irgendwann und irgendwie einmal passiert sein können oder sind und die vurch den Umlauf innerhalb der Gemeinschaft in diese Form gebracht worden sind. (Wie bei allem Volksgut, gibt es auch hier mancherlei Umformungen und Ableitungen. Die (Motive zu den Bildungen sind der Sage, der Geschichte (Nr. 20), der alten Heilsgeschichte des (Mittelalters (Nr. 16) wie der modernen Zeit entnommen (Nr. 22). 4. Gruppet Verse aus dem Dorf- und Fami lienleben : 23. Ich und du, Bäckers Kuh, Müllers Esel der bist du! 24. 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7. (Meine (Mutter, die kocht Rüben, deine (Mutter, die kocht Speck, und du bist weg! 25. 1, 2, 3, 4, 5 ... . 13. Wie hoch steht der Weizen? So hoch wie ein Haus Zuckermennel, Zuckermennel, du bist raus! 26. Ringel, Ringel, Rose, Butter in der Dose, Speck in dem Kasten, morgen woll'n ivir fasten, übermorgen Lämmchen schlachten, das soll sagen mäh! 27. Aus einer Leine, da hängen drei Schweine. Wie sehen sie aus? Blau. Hast du blau an dir, so zeig es mir. ((Wer dir betr. Farbe hat, muß raus, sonst drinnen bleiben.) 28. 1, 2, 3, ein Huhn legt ein Ei, die (Mutter braucht zwei, und du bist frei! 29>. 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7. Eine Bauersfrau kocht Rüben, eine Bauersfrau kocht Speck und du bist weg. (Siche Nr. 7.) 30. Schlaf, Kindchen, schlaf, im Garten gehn zwei Schaf, das eine ist der Grete ähnlich, das andre ist genau so dämlich! 31. 1, 2, 3, 4. Hans ging nach Bier, Hans flog in Dreck, und du bist weg. 32. Aus einem Klavier, da steht ein Glas Bier. Und wer da draus trinkt, der stinkt! 33. 1, 2, 3, 4, 5. Strick mir ein Paar Strümps! Nicht zu groß und nicht zu klein, sonst mußt du der Haschmann sein! 34. l, 2, 3, 4, 5 ... . 13. Aus der Straße liegt ein Zentner Weizen, (Weizen ich dem Bäcker gab, Bäcker mir ein Brotel gab, Brotcl ich dem Vater gab, Vater mir ein Schrättel gab, Schnitte! ich dem Hühnel gab, Hühnel mir ein Gockel gab, Gockel ich dem Lehrer gab, Lehrer mir das Zeugnis gab, Zeugnis ich dem Vater gab, Vater mir 'ne Backpfeife gab. Bei dieser Gruppe fällt die Anschaulichkeit und Leben«' nähe ans. Ereignisse des Alltags sind in den Reimen verwen det. Ihre Formung und Verwendung ist wiederum Gemein schaftsgut. Wenn Kinder spielen, so gebrauchen sie diese Formen in fester Weise. Es tritt weder eine Besinnung aus den Sinn noch auf das Herkommen dieser Reime ein. Zn den meisten Fällen ist sogar eine Rückerinnerung an das erste Erlernen der Reime unmöglich. Wenn sie aber gebraucht werden — und nur so lange sie gebraucht werden, leben sie — so gibt es keine Ent scheidung mehr gegen sie. Sie haben Gesetzeskraft. Ein Streit um sie ist unmöglich. Das eben ist der Wert des alten Volks gutes, daß er die (Menschen, die darin leben —- hier sind es die Kinder — in eine feste und ruhige Ordnung hineinstellt, die die beste Reife für eine gesunde Gemeinschaft ist. Laschte. Aas „Hciaialstimm.'n" von Hermann Gocht Verlag von Förster L Borries, Zwickau, Sa Dorsheimat! Welch ein Klang in deinem Ohr! Das schwingt und singt wie Läuten lieber Kirchenglocken. Die (Mutter wandelt wieder hin durch ihren Blumen stör. Beim weinumrankten Hänschen leuchten Vaters weiße Locken. Der Kindheit Glanz und Duft webt still nm Busch und Baum. Durchs Fenster nickt dir traulich zu die alte Linde. Hold schwebt durch Haus und Garten deiner Jugend Traum. Dorfheimat! Komm und sprich wie eiust zum Kinde! Hermann Gocht, Psarrcr i. R. Zwickau (aus Ebersbach).