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216 O^erlausitzer fsteimötreituiag (str. 9 Groß ist daher die Freude, wenn alles unter Dach und Fach gebracht ist rind ivohl verständlich die oft ausgelassene Fröh lichkeit am Erntefest. Auch die Herrschaft nimmt zuweilen daran teil, und dreht sich am Abend „die Gnädige" mit dem „Herrn" einige Male um die Säule, so wird dies von den Gutsarbeitern als größte Herablassung noch wochenlang be lobigt. Ist auf dem Dominium und bei Bauern und Dre schern alles ausgedroschen, so wird nicht selten eine „Drescher- Mahlzeit" gegeben. Ein alter schöner Volksbrauch sind die sogen. Ernte- züge oder S ch n i t k e r z ü g e. Ein Augenzeuge schildert: Seit mehreren Jahren wird von der landwirtschaftlichen Ju gend unseres Ortes am Nachmittage des Erntefest-Sonntages ein festlicher Erntezug durch das Dors veranstaltet. Auch am heutigen Sonntage sand er statt und hatte zahlreiche Besucher aus der Umgegend angelockt. Unter Vorantritt eines Musik korps bewegte sich der von zwei Vorreitern in bunter Tracht eröffnete Zug von 2 Uhr ab von der Brauerei aus durch das ganze Dorf, überall die Gutsbesitzer durch „Tusch" begrüßend. Den Vorrcitern zunächst schritten im bunten ländlichen Fs:w- kleide eine Anzahl junger Mädchen und Burschen, welche die umkränzten Sinnbilder der Landwirtschaft trugen; dann folg ten mit Blumen und Laubgewinden geschmückte zweispännige Wagen, die teils mit allen möglichen landwirtschaftlichen Geräten und Hilfsmaschinen beladen waren, teils sinnreich in ¬ geordnete Gruppen junger Leute trugen, welche die einzelnen bäuerlichen Arbeiten zur Anschauung brachten. Da folgte ei nem reichbeladenen Erntewagen ein Vvagen mit fleißigen Spinnerinnen und ein anderer, auf dem die unentbehrlichen Gehilfen des Landmannes, die rußigen Schmiede, mit laut hallenden Schlägen auf den Amboß unermüdlich ihr nützliches Gewerbe zu treiben schienen. Auch der dürftige Bettler, der sein Teil vom Erntewagen heischt, fehlte nicht im Zuge. Aus dem schönen, von lWeiumtskiesern umschatteten Rundteil in der Nähe der Kirche machte der Zug Halt. Die an der Spitze desselben schreitende bunte Schar der Säeleute, Schnitter, Drescher, Stallmädchen nnd Knechte begab sich in die nahe gelegene Pfarre, um den Ortsgeistlichen abzuholen, der dann in der Mutte der im Rundteile ausgestellten Gruppen eine Ansprache hielt. An den Zug schloß sich der Erntetanz an. Seit Pfingsten werden die Schützenfeste abgehalteu, die Laßt euch von einer alten Oberlausitzerin, Clara Prietzel, unser lustiges Volksfest schildern! „. . . Su a acht Tage vern Schissen do sangn se sachtge oa und schmeißen de Braater aus'n Schißhanse raus. Und nu aber senn de Kinder wie de Omsn üm Schißplotz rüm. Und wenn irscht 's irschte Fuder Teppe oder goar ane Reitmoaschine oagesoahrn kimmt, drno wird's goar oarg, und dr Schul- meester hoak seine liebe Nut, doaß dr Spektakl ui goar zi grüß wird, 's is goar ni a dr Urnung, doaß de Kinder in druf rümlofm dirsn, wenn gebaut wird, wie lechte kann ni woaö virkumm, aber 's is ni zu dermachn; wenn se ou der Taagewaichter manchmoul os dar enn Seite runderpleßt vom Platze, derweile senn se jn of der andern schun wieder uns, nnd die Leute, die de Buudn bann, na, die wissen 's aaba, daß se 's a ihrer Jugend ou ni bester gemacht Han. Und wenn ou amonl eener spricht: „Ihr verflixte» Haaigelskräätn (Ha gelskröten), wollt 'r glei runder von Braatern? 'n Hals kinnt 'r brechen!" — die kleene Bande weeß schune, daß 's ni suu biise gemeent is. Ou de aalu Leute giin sn üm Oubd rüm amoul guckn, eb Heuer ou su vil is wie ver Juure. Und wenn irscht dr Simd kimmt und de Schitzn 's irschte Moul feier lich eiziin, drnou is schunt a bist! Rumml oubnds, 's is gruuß- aart'g. A alln Zeltn is Bierproube, nnd de Reitmaschine sängt ou 's irschtemoul oa zu giin. Nuu iS endlich dr Schißsunntch don. Schun frii knmm de irscht» mitn Zunge, aus Draasn (Dresden) sugaar und na wettr haar, und de Leute steckn eegal de Keppe zun Fauster raus. „Nee sii ack (ock — nur), dort kimmt Mmahosns Emma, die a Draasn dient. Se hont 'ch richtg 'n Schatz glei mitgebrocht! Und waaS die sir aune gruuße weiße Faadcr ofn Hütte hout! Na 's is aaber ou graadc sn: A dr Staadt verdinn de Nkaaidl vil, aaber 's git ou glei wieder waig, und drnou Han se ou ni an Draaik miir as nnserees!" Suu mistn 'ch 's (müssen sichg) de Leute gefall» lossn, wenn se wieder a 's Dorf kumm. Und nu is endlich üm zwee, und de Reitmaschinc fängt aa mit „Fischerin, du kleine" und warnt a herzzerreißenden Tönen, ni alleene of de See hinauszufahren, was de Lausitzer gaar ni verstiin, denn dorte gibt's ju gaar keene Seen. Drnou fällt de Loftschunkelmusik ei: „Im Grünewald, im Grüne wald ist Holzauktion", nnd dr Leierkastenmaan leiert abwech selnd 'n ,.Himmelblauen See" und 's ..Gebet der Jungfrau", dazu brillt a Schaubudenbesitzcr, a hätte an Nkuurn, dar