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196 Ofrerlciu^itzer Pleimatreituticz g K^ostisclie unc! scliv/eclisclie O!)e^äIIe auf ökcliOkswei^s Als in der Schlacht bei Breitenfeld die Ligistischen Trnv- pen geschlagen waren, zogen sie sich nach der Lausitz zurück, nm sich von neuem zu rekrutieren. Von hier aus haben sie sich dann über ganz Sachsen verteilt und in der tollsten Art und Weise gemordet und geplündert. Mele Städte und Dörfer diesseits der Elbe wurden damals ein Raub der Flammen. Nachdem nun die räuberischen Truppen bis in die Nähe von Alt-Dresden vorgedrungen und dort einige Scheunen abge brannt hatten, mußten sie plötzlich zurückweichen und rückten mit ungefähr 600 Mann auch vor Bischofswerda. Ihre xx^e Tat war, die vor dem Goldbacher Tore befindliche Scheune der Frau Dapfänger und 23 Scheunen vor dem Bautzener Tore nebst dem Begräbniskirchlein in Brand zu stecken, In der Stadt war ob dieser Tatsache große Besorgnis, zumal man auch bereits das Vorwerk Pickau brennen sah. Ilm Vie Feinde abzuhalten, gab man den vor dem Tore wartenden Plünderern 800 fl. und glaubte nun vor einem Überfall sicher zu sein, zumal ja auch die Churf. Armee im Anzuge Ivar. Dies geschah am 1. Oktober 4631. Am 7. Oktober aber hörte man morgens einen Schuß und kurze Zeit darauf wurde» auch Reiter gesehen. Daraufhin begab sich der Kommandant über die in der Stadt weilenden Truppen, hauptsächlich Reiter, mit seinen Leuten und etwa 20 Bürgern vor das Bautzener Tor, um das Gelände zu rekognoszieren. Als er aber die große Gesahr bemerkte, etwa 1000 feindliche Reiter hielten vor der Stadt, schickte er die Bürger wieder zurück. Die Feinde über wältigten natürlich ihre Gegner und was nicht niedergemacht wurde, geriet in Gefangenschaft. Graf Schaffgotsch, der Führer der Ligisten, hatte nämlich die Parole ausgegeben, jedermann, der mit Wmffen angetroffcn werde, ohne Erbarmen nieder zuhauen. Gegen Mittag erfolgte dann der Einfall und inner halb weniger Stunden waren an die 56 Personen erschlagen. Einheimische und Fremde, Edle und Geistliche. Die Plünde rung der Bürgerhäuser, die Schändung der Jungfrauen und die Tyrannei können weder durch Wmrte erklärt noch be schrieben werden. Das Elend in der Stadt war groß, ja so groß, daß viele Leute über die Mauer ins D^asser sprangen, draußen aber wieder dem Feinde in die Hände gerieten. V5er sich retten konnte, floh nach Stolpen und Pirna. Es ist als eine göttliche Fügung anznsehen, daß bald die sächsischen Trup pen kamen und die Feinde die Stadt verließen, ohne sie in Brand gesteckt zu haben, wie anfangs beabsichtigt war. Im Jahre darauf kamen die Kroaten wieder. In der neunten TLoche nach Trim, Sonnabend morgens gegen 4 ühr, erschienen vor dem Badertor etliche Reiter und begehrten Ein laß in die Stadt Da man sich ihnen aber entgegenstellte, er stiegen sie die Mmuer und weckten mit ihrem Schießen die noch der Ruhe pflegenden Bürger. Eine neue Plünderung setzte ein, die aber nicht nur einen Tag, sondern eine ganze TLoche anhielt. Ein Trupp nach dem anderen raubte und plünderte die armen Bürger ans. Am schlimmsten aber war es, als der Feind die „Röhr- und Wafserkasten zerhauen". Viele der Bürger flüchteten deshalb nachts in die umliegenden Dörfer, um bei einer Brandlegung nicht in den Flammen umkonnnen zu müssen. „Es ist aber, Gott Lob so gnädig abgegangen, daß kein Mensch umgckommen, oder diese Stadt mit Feuer verderbet worden, ohne was durch Plünderung weggeraubet worden." Am 2. Oktober 1633 erfolgte der dritte Überfall auf die Stadt, wobei man den armen Bürgern noch den Rest ihres Geldes und die wenigen übriggebliebenen Vorräte weg nahm, 1637 erschienen Reiter des Generals Hatzfeld vor den Toren der Stadt und verlangten freien Durchzug. Sollte man ihnen den nicht gewähren, so würden ste selbst die Tore zu öffnen wissen. Die Bürger wehrten sich aber mit Erfolg und die Feinde mußten noch bitten, seitwärts abziehcn zu dür fen, was ihnen denn auch erlaubt wurde. Alles, was der Stadt gehörte, schonten die Reiter, aber in der Umgegend haben sie dermaßen gewütet, daß sich die Manschen in die V2älder verkrochen und ihr Dasein mit Wurzeln fristen mußte». Zeit weise waren in der Stadt so viele Flüchtlinge und Fremde, so daß in manchem Hause stch an die 40 und mehr Personen befanden. Ja, da die Jahreszeit warm war, hat ein großer Teil auf dem Marktplätze die Nacht verbracht. !Wäre in der Stadtmühle damals nicht Tag und Nacht mit vier Gängen gemahlen worden, so würden wohl viele, besonders die Kinder, des Hungers gestorben sein. Gegen Ende des Jahres hatten gegen 4000 Kroaten Lust, die Stadt noch einmal zu plün dern, da aber in der Stadt 60 Churf. Gardisten und ebenso- viele Reiter des kaiserlichen Generals Götz lagen, so konnten ste unter großen Kosten für die Stadt von diesem Plane ab gebracht werden. Damit enden die kroatischen Überfälle und werden fortgesetzt durch die der Schweden. 1639 kommen zum ersten Male die Schweden. Am Frei tag nach Ouasimodogeniti erbaten schwedische Reiter Einlaß und baten um etwas Geld, Brot und Bier. Da sich der An führer als ein gebürtiger von Eilenburg ausgab, ließ man ihn auch ein und zahlte ihm auch, was er begehrte. Als er aber noch Ringe und anderes Wertvolle von den Bürgern ver langte und ihm die Herausgabe verweigert wurde> erklärte er: Man wird es uns wohl geben müssen. Eine Viertelstunve darauf erfolgte der Überfall. Die Schweden zeigten sich grau sam und haben Bedeutendes geleistet im Morden, Plündern und Schänden von „Weibsbildern". Am Abend sind sie erst abgezogen. Ein Schmöllner Bauer, der die Schweden begrüßte und von ihnen Saatgut habe» wollte, hat so viel Prügel be kommen, daß er sein Leben lang darüber geklagt hat. Zu Jubilate 1639 erschienen sie zum zweiten Male. Die Be wohner hatten sich zur Frühpredigt begeben. Gegen 10 Uhr erschienen die Feinde, öffneten das Tor und drgngen in die Kirche ein. Was sich die Schweden hier geleistet haben, so erklärt der Chronist, läßt sich mit Werten gar nicht beschrei ben. Da gerade das Abendmahl gespendet wurde, so nahmen sie die Hostien weg und soffen ans dem Kelche den 2Dein. Ein Bauer aus Goldbach sprang in seiner Angst von der Orgel empore in die Kirche. Er wurde aber von den Schweden ans- gegriffen und übel zngerichtet. Nur einige der unverantwort lichen Taten dieser Raubvögel seien hier angeführt. Geld er preßte man, indem man die Finger der Opfer henkermäßig cinschraubte, durch Einfüllen des schwedischen Trunkes, Auf hängen an den Füßen und erschreckliche Prügelung. Verschie dene Personen sind davon taub geworden, etliche aber auch daran gestorben. Gegen die Frauen und Nkädchen haben sie sich schändlicher als die Gibeoniter erwiesen, indem sie sie auf dem Abendmahlsgang schändeten und auch alte Frauen von 60 und 70 Jahren nicht verschonten. Vieh, Wagen, Getreide, Fleisch, Salz, Schmalz haben sie auf echte Hussiteuart weg geführt, so daß nach ihrem Abzüge gegen 5 Uhr abends nicht ein Bissen Brot zu haben gewesen ist. Mit dem edlen Wein ist sehr liederlich umgegangen worden, so sagt der Chronist, und haben sich viel feine Bürger unter Drohung des Todes und Ansetzung derer Degen wider ihren Willen mit Wein