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194 O^erlausitzer ^eimat-eituog hlc. 8 'Wallfahrer, die dem Handwerk klingenden Nutzen gebracht, ward immer geringer, und auch der politische Einfluß der Bischöfe war mit dem Zerfall der Kirchengewalt geschwunden. Der Glanz des (Meißner Stuhls begann zu verblassen, ein zäher Diplomatenkampf zwischen (Mitra und Kurhut ent stand, der in der Carlowitzer Fehde seinen Ausgang fand. Johann von Haugwitz aus dem Hause Putzkau war der letzte ^or«l«e;teclre cier Markte; mit riem Lierbrunnen (Meißner Bischof. Kurfürst August benützte den Erbstreit der Familie von Carlowitz gegen den Bischof Johann, um das Stiftsgebict mit der strategisch wichtigen Feste Stolpen und der Stadt Bischosswerda in seinen Besitz zu bringen. Am 26. Dezember 4558 wurde die Reformation in Bischofswerda eingeführt und am 4. Januar 4556 in der Hanptkirche die erste evangelische Predigt und Abendmahlsfeier gehalten. Am 48. Januar 4556 erfolgte die Übergabe des Amtes Stolpen mit Bischofswerda an den Kurfürsten von Sachsen. Damit trat die Stadt in einen größeren Staatsverband ein. Das freie Regiment, das die Stadtverwaltung unter dem milden Zepter der Bischöfe bisher führen konnte, hörte nun freilich auf, die landesherrlichen Befehle mußten unbedingt respektiert werden. Aber dafür hatte die gewerbesleißige Bürgerschaft der Stadt Anteil an dem wirtschaftlichen Aufschwung, den Kur sachsen unter Vater Augusts geordneter Verwaltung und für- sorgender Gesetzgebung nahm. Sachsen galt damals als (Musterstaat Deutschlands. Im Jahre 4566 war die Stadt Bischofswerda so wohlhabend, daß ste Dorf und Rittergut Großharthau samt dem Waldbesitz kaufen wollte. Die Stadt kasse wurde in früherer Zeit im Gewölbe des Kirchturms aus bewahrt. Das Geld für den großen Grundstückskauf lag, wie der Chronist Heckel berichtet, bereit, aber in der Nacht vor dem Kaufabschluß sei es bis aus den leeren Kasten entwendet worden. Nur kurze Zeit konnte Bischofswerda sich dieses neuen Aufschwungs freuen. Die Zeit des Dreißigjährigen Krieges, der das ganze deutsche Vaterland verwüstete, suchte Sachsen, das Land der Reformation, besonders heim und brachte unserer Stadt schwere Leiden. Entsetzliches hatten nach den Berichten der Zeitgenossen in diesen Jahrzehnten die Bewohner Bischofswerdas zu leiden. Auch im Kriege Karls XII. von Schweden gegen August den Starken (4700— 4706) sowie im Siebenjährigen Kriege war die Stadt durch ihre Lage an einer Heerstraße fortwährend den Truppendurch zügen und Brandschätzungen ausgesetzt. Der siegreiche Schwe denkönig hatte zweimal in Bischofswerda Quartier genommen. Die Zeit der Franzosen Herrschaft 4806—4843 war nicht minder verhängnisvoll. (Mehrere (Male kam Napo leon Bonaparte, dem Europa zu Füßen lag, hier durch und 4842 führte er seine große Armee nach Rußland, um auch dieses zu bezwingen. Vier (Monate, von (März bis Ende Juni, dauerte der Durchmarsch der Heere durch unsere Stadt. Aber nach wenigen (Monden, in der Nacht vom 43. auf den 44. De zember, führte ein einsamer Schlitten in schneller Fahrt den geschlagenen Cäsaren aus seiner Flucht hier durch, und nach (Wochen und (Monaten folgten die traurigen Reste des einst so stolzen Heeres. Das Jahr 4843 brachte dann das furcht barste, was die Stadt bisher erlebt hatte, die völlige Vernichtung durch den von französischen Truppen mnt- willigerweise angelegten Brand. Nur der alte Stadtturm und drei Häuschen der Alten Gaste sind die einzigen über lebenden Zeugen jener Schreckensnacht vom 42. (Mai 48 !3. Die große Katastrophe prägt heute noch der Stadt ihren Stempel aus. In Staub gesunken sind die prächtigen alten Gebäude, die Stadttore und die Ringmauern; nüchtern und einfach ist das neue Stadtbild geworden. Überall im Vater lande herrschte Notstand, und der um ihr Hab und Gut be raubten Bürgerschaft konnte nur geringe Hilfe gewährt wer- var rtäcitircks frei5«k«immbaci den. Um die Herbeischaffung der (Mittel für den (Wiederauf bau der Stadt hat sich der damalige Bürgermeister Süß - m i l ch die größten Verdienste erworben. Aus Schutt und Asche entstand in kurzer Zeit die neue Stadt. Die große Schuldenlast, die sie auf sich hat nehmen müssen, wurde mit Hilfe des zu Zeiten des Wohlstandes in früheren Jahrhun derten von weitsichtigen (Männern erworbenen großen städ tischen Grundbesitzes rasch vermindert. Neuer Gewerbefleiß rührte sich, das alte Tuchmacherhandwerk wurde zur Industrie. Von ausschlaggebender Bedeutung für den Aufschwung Bischofswerdas im 46. Jahrhundert war die Einführung des Eisenbahnverkehrs. Seine Lage an der Hauptlinie