Volltext Seite (XML)
6 Okerlausitzet ssseimatreiturig 1ZZ schlichen sich gar bedenkliche Nachrichten ans dem Böhmer lande nach der Lausitz herüber. Nur wenige Budissiner kamen noch dann nnd wann zum reichen Zuufkherrn Preuselwitz zur Besprechung, gingen aber meist wenig befriedigt nach Hause, weil es nicht viel Trost zur Verscheuchung der Besorgnisse gab. Heute herrschte in ganz Budisstn tiefe Stille, alles war voll banger Erwartung, denn man munkelte von einer An kunft König Wenzels, welche für den folgenden Tag erwartet wurde. Preuselwitz und die übrigen Spitzen der unruhigen VolkS- partei waren zum nächsten Morgen aufs Rathaus gelaüen. Ebenso war dem Bürgermeister und den Stadträten aufs strengste das Erscheinen zu derselben Zeit anbefohlen worden. Als Grund wurde der ausdrückliche Befehl des Kaisers an gegeben. Trüben Sinnes saß Preuselwitz in seiner Mahnung. Er hatte mehrere beschriebene Pergamentblätter vor sich liegen und schien eifrig zu lesen. Zuweilen sah er auf, ging aber bald seufzend wieder daran, die lateinischen Handschriften zu ent ziffern. Die vergilbten Pergamente enthielten Auszüge ans dem corpus juris des Tribonian, und der brütende Preuselwitz hoffte in einem der Paragraphen vielleicht einen Ankerplitz für eine wahrscheinlich sehr notwendige Verteidigung sei:er Empörung zu finden. Die alte Magdalene war auf ihrem Polsterstuhl eingeschlafen. Sie war seit jenem Abende, der den Sohn des Land vogtes auf immer vom Hanse des Tuchmachers verbannt hatte, gar grämlich geworden und bewachte mit Argusaugen die arme Anna. Dieser aber konnte es keinen Trost gewährm, daß noch immer so manches ZünglingSaugc verlangend nrch ihr blickte. Die Blässe auf dem lieblichen Gesichte Annas zeigte deut lich von dem Harme, der ihr junges Herz quälte. Und wie gern hatte sie noch schweigend ihren Kummer tragen wollen, wenn der Verlust, welcher ihre Seele zerriß, den unerbittlichen Vater glücklicher gemacht hätte. Aber dieser zeigte schon seit langer Zeit völlige Unzufrie denheit mit sich und seinen Verhältnissen. Er teilte weniger die Furcht seiner Freunde vor der Rache ^Wenzels, sondern wurde vielmehr von Gewissensbissen darüber hart bedrängt, daß er dem vermeintlichen Rechte Gut und Blut zum Opfer gebracht habe, welches von der Errungenschaft, vernünftig be trachtet, nicht ausgewogen wurde. Preuselwitz legte endlich die Pergamente zusammen und sagte nach einer langen Pause zu Anna: „Kind, ich werde hinüber zum Briebusch gehen." „Ach lieber Vater, du bist so traurig. Laß mich nicht länger in Ungewißheit! Was steht uns bevor?" „Nichts!" antwortete Preuselwitz mit einer Stimme, sie freilich nur zu deutlich verriet, daß etwas, und zwar sehr Be denkliches sich ereignen können „Vater!" bat Anna wieder, „lieber Vater! Ach, du yast mir ja schon manchesmal deinen Kummer mitgeteilt, wa>um ist denn gerade dein Herz der Tochter verschlossen? Sieh, du gehst zum Briebusch, und vor dem wirst du gewiß dein .^erz ausschütten, aber, lieber Vater, wird er wohl so mit dir fühlen und so ganz mit dir teilen, wie es deine Tochter tnn wirv?" Lange ruhte der Blick des Vaters ans dem bitterwcn Kinde, in seinem Äußeren prägte sich der Kampf mit sich selbst aus, ob er reden solle oder nicht. Da klopfte es stark an die Türe. „Nun so kommt endlich doch noch eine Freundesseel:!" sagte Preuselwitz. Er erschrak aber nicht wenig, als ein Be waffneter von der Schloßwache mit klirrendem Schritte ein trat, in barschem Tone „Gelobt sei Zesus Christus" sprach nnd dann dem Tuchmacher einen Brief überreichte. „Von wem?" srug Preuselwitz. (Schluß folgt.) Osf verkannte ösrZZeist A unfern Grenzdurfe bestand schun seit langen Zuhrn a Kohlenbargwark. Do woarn aus unfern Dürfe vill ahle und junge Manner und o etliche Weiber uff dan Bargwarke uff Oarbeit. Die ^Manner woarn mcestnteels untn a dan Schachte a dr Oarbeit, die ahln oals Häuer, die jungn oals Karrn- leefer ') und Oaschläger?) beschäftigt. Ubn, über Tage, woar- ner oals Zieher, doas woarn die, die a dan Hoaspelstook oder Rollboom die Kohle rusfleierten. Wrnn dar Kübel ubn ivoar, do schütte enner vu da» Männern die Kohle aus dan Kübel a enn Schubkoarrn und fuhr die Kohln naus uff die Halde. Die Halde is a grußer Kohlnhaufn, wu grüße und kleene Stück» nnternander liegn. Bei dar Halde standn die Kohlsieb weiber und ssebtn mit Rollsiebn P dan kloarn Dreck aus dan Kohln raus. Die !Weiber woarn o ne nsss Maul gesoalln, die hoattns Rädewark uffn richtgn Fleckcl. TLennch enner vu dan Kohlnsuhrleutn mit dan lWeibern eiließ, doas die Kohln ne reene gesiebt woarn, dar kunnte ja woaö dcrlabn. DoaS Luhn sor die Bargleute und for die andern Oarbeiter wnr oallemoal a jedn 7. an Monate nochmittg im viere ann Knu- ture ausgezoahlt. Doas Kuntur oder Expedition woar a enu Moaschinengebäude mit oagebaut, wu annc Doampfmoaschine doas Woasser aus dan Bargwarke rausplumpte. Wenn nu die Bargleute ihrn Luhn hoattn, darno gings a die Barg- schänke zur Brückner-Resn. Do wnr nu amol tüchtg gevaspcrt, su bis im hoalb acht rim. Dcrno gingn die Nachtschichtleute a die Oarbeit, doas ging domoals su ver suszg Zuhrn no ge- mietlich zu, do woar noch kee sich Oagetreibe wie heute. A enn sich» Luhntage, 's woar a ann Herbsttage, do ging a junger Bergmoan zu irst aus dr Schänke surt und Zum Schachte, ar ivoar Oaschläger und mußte dr irste unten an Schachte sein. Wu dar a Oarbeit woar, doas hieß dr Schlepp schacht, dar ging schräge nunder a die Tiefe, uhf dar enn Seite gingn Stnfsn nunder, do kannten die Bargleute wie uhf enner Treppe bis nunder giehn, uhf dar andern Seite woar Schicnenglees, do ivurdn die Kshlnwanel a enn Seele übern Rollboom rufsgeleiert. Wie nu dar Bargmoan, Rich ters Gustav hieß ar, sich sei Grubenlampe!, 's goab doamols noch die Boomecllampel, oagezund hoatte, stieg ar a dan Schacht nunder. Wie ar unden oagckumm war, do soah ar uhf emol anne Gestaalt a enner Strecke H, ar buchte dar Steiger wärsch und soate: „Glück aus, Herr Steiger." Die Gestaalt goab aber keene Antwurt, die meckerte ock. Do krickts aber mei Gustav mit dar Angst zu tun und soate: „Herr Zesses, der Teisel is do", machte kehrt und stürmte die Treppen nuff zum Schachte naus, hinter ihm har koam doas tvespenste und meckerte. Oalt ar wieder ubn raus koam, do woarn die andern Bargleute o do, die wundertn stech, doas Gustav wieder rauskoam, ar woar ganz käseweiß ann Ge-