Volltext Seite (XML)
GberlaufltzerHsimatzeitung 5 Nr.1 ernst, mit ihrem kraftvollen sturmumtosten Sandsteinturme, anmutig ist sie eigentlich äutzerlich nicht, aber wer in sie hineingeht, wird einen freundlich lichtdurchfluteten Saal mit einer köstlichen Rokoko-Orgel und einem ansprechenden Altar darin vvrfiiiden. Dann hinter der Kirche die vom Bundesamt für Denkmalspflege im Vorjahre wieder in bessere Verfassung gebrachte biedere Kämmelsche Gruft. Ent geht den Schulen und dem Pfarrhause die ihnen eigentlich zukommende aufwändigere Note, imponieren die vier Wassermühlen eigentlich nur durch ihr Alter und durch ihre ehrwürdigen Inschriften, so sind sich besonders die Gasthäuser ihrer entsprechenden Würde bewußt. Wo in weiter Umgegend hat man einen so stattlichen sNiederskret- scham mit seinem weiten Hofe,' der Oberkretfcham — jetzt „Sonncbergbaude" benamst — ist ihm nicht minder eben bürtig wie die beiden „Schenken" fNiederschenke und „Stadt Wien") und das erst später gewordene Gasthaus „Weißer Hirsch", wie die jetzige „Grenzbaude", ehem. Posselts Gast wirtschaft, beschließen den Reigen dieser so typisch lausitzi- schen Gasthäuser. Die wenigen Hofereiten der Bauern und Gärtner verraten ebenfalls noch zum Teil den noblen Ge schmack des ausgehenden 18. Jahrhunderts. Ja, auf dieser Spur etwas aufmerksamer nachzugeheu, wird in Walters dorf keinem Heimatfreunde gereuen,' denn wenn die auch den deutschen Osten gerecht beurteilende Kunstgeschichte vom Oberlausitzer Hausbau als einer wahrhaft künstlerischen Tat berichtet, so hat auch dieses Gebirgsdorf sein besonder Teil dabei. Die prächtigen Umgebinde der Häuser, das kraftvolle fränkische, aber lausitzisch veränderte Bunt- oder Fachwerk — nur drei Häuser weisen böhmisches Bohlenwerk als Oberstock aus! — mit einem mächtigen, hinten zur Abseite weit heruuterreichenden Satteldache, und als Prunkstück der „Fassade" — als besonders schönes Sinnbild des gast freundlichen Waltersdorfer — ein mehr oder weniger reich geziertes „Portal". Zweierlei Arten Türstöcke kommen vor, der Korbbogen, der, mit der kleinen Kirchentür beginnend und von ihr beeinflußt, bis 1847 sbei Nr. 50) verwendet wird, nnd der gerade Sturz der klassizistischen Zeit, der wohl erstmalig am Niederkretscham seit 1826 auftritt, auch etliche ansehnliche Eingänge, wie bei Nr. 25 und Nr. 84, hervorbringt und bis Ende des 18. Jahrhunderts herein — solange eben die Steinbrüche in Betrieb waren —> ivenn auch immer simpler werdend, verwendet wird. Die rühm lichst bekannte, aber leider eben durch falsch verstandenen Schönheitssinn oft schrecklich vermalte Kvrbbvgentür findet man 6 0 mal vor, und es bedürfte schon einer besonderen Arbeit, diese eingehend zu behandeln. Nebst den Kirchturm türen von 1726 dürften die hervorragendsten Portäle der Waltersdorf: Hauo Nr. 1 (A. Weickert) Häuser Nr. 188 von 1725, Nr. 280 von 1738, Nr. 291 von 1770, Nr. 34 von 1808, Nr. 36 von 1773, Nr. 40 von 1767, Nr. 47 von 1819 mit Inschrift: „Allen Menschen recht ge tan, ist eine Kunst, die niemand kann", Nr. 296 von 1732 mit Inschrift: „Alles mit Gott und nichts ohn ihm" sund einem lateinischen Sprüchlein), und vor allem die vorneh men Rokokotüren von Nr. 142 (1773) und Nr. 233 (1792), sowie die Portale der beiden ehemals Kämmelschen Garten wirtschaften in Saalendorf genannt sein. In den Häusern selbst wieder werden noch da und dort wunderschöne Bauern- und Stilmöbel wie Einrichtungen — es sei nur an die blaue Stube in Saalendorf, an dis Hähnelmühle erinnert — verwahrt und benutzt, und eine hübsche heimatkundliche Privatsammlung des Herrn A. Jungmichel bietet auch mancherlei aus vergangenen Zeiten. Waltersdorf erfreut jeden durch seine bauliche Un berührtheit. Wird es diese Schönheit auch immer selbst zu würdigen und zu wahren wissen? Es ist dies fraglich, un liebe Anzeichen tauchen da und dort schon auf. Setzen wir unsere Hoffnung vor der Hand auf die Einhaltung eines strengeren OrtSgesetzes, bis das Baugefühl wieder ivie einst von bodenständiger Naturverbundenheit geleitet wird. * Weitere Aufsätze über Waltersdorf befinden sich in der „Oberlausitzer Heimatzeitung": Jahrgang 1928 Nr. 19: „Einige Gelände und Ortsnamen aus Waltersdorf". 1929 Nr. 9 und 18: „Die Lausche". „ 1929 Nr. 11 und 22: „Die Kirche zu Waltersdorf". „ 1930 Nr. 19—26 und 1. und 2. Jahrgang 1931: „Flur-, Orts- und Gebäudenamen in und um Waltersdorf" (auch als Sonderdruck!). „ 1932 Nr. 10: „50 Jahre Lauscheturm". Meine Seemt Durt, wu Sachsos letzter Aippl, Grün umseem« vu huchec Dargesgippl, Ns nohnts Dihmerland droa flitzt, Durt stiehl a Barg, a hucher, jchiener. Der Dusch drim rim is nirgends griener, Durt droa, do wohn ich, doaj) ers wißt. And wenn ich uss dan Darg nu fliehe, Wie's öfters vierkimmt, fpät oder frühe, And gucke weit as Land do rei, Do möcht ich juchzn vuler Freeds And sroin, vom Lzerneboh bis zur Heede, Gb's a der Walk o no vül jchinner sei. Wie uff ansr buntn Decks Leit der Dörfer lange Strecke, Swischn grün'n Faildern hiegestreet, Durt a Darg, ane Stoadt, a Hübl, Dom Nilternhaufs der gros Giebl; Dar mutz ks Harze hoan, dar'ch do ns frest! And a dan Vrtern, Dörfern, Städten, Do labt a Menschenschlag, ich möchte wetten, An beffern sind mer o ns glei! N bifjl darb zwoar, aber treu und bieder, Gutt vu Gemüts, und dis Lieder, Die dsutschn, düf liebn je o derbei l And die Sproache irst a ihrn Wasn, Die is bekannt a Leipzch, Berlin und Drafn, Mer Hirt se garns, ich weetz gewietz. Tut es amol: „Ae, sieh sack" hisrn, Do koan ees ganz gewietz drus schwisrn, Doatz doas ees aus der Aberlausitz is. Doas hübsche Fleckt a unjn Gachjn, Doas, kinnt'r gleebn, is mer as Her; gewachjn, Doas lisb'ch vu ganzer Seels. Za l Drum ruff ich laut aus vullsr Kahls, And ihr stimmt ei, doatz kenner fahle, Huch, unsre Heemt: Lusatia! Waltersdorf, 11. 9. 1999 ^)ul. Schiffner, 1929.