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8c^>!o6 8to!pe^ c!ie dhäl'in VOI^ dv^e!, i!ie ^lösie, ein^t Iv mäc^tiZS delie^te c!es „Anno 4708, den 46. Juli," heißt es in Gerokens Historie von Stolpen, „langten Jhro König!. Majestät von Polen und Kurfürst!. Durchlaucht von Sachsen Fridericus Augustus, vormittags nach 9 Ilhr glücklich allhicr an. Bald darauf folg ten auch die Frau Gräfin von Cosel und einige Herren Cava liere. Jhro König!. Majestät nahmen die hiesigen Festungs werke zu Pferde in Augenschein und belustigten sich sodann, nebst der Frau Gräfin Cosel mit Wildpretschießen im Thier garten. Am folgenden Ntorgen 8 Ilhr gingen Sie wieder nach Pillnitz zurück." Acht Jahre später, am 25. Dezember 4716, brachte eine verschlossene Kutsche, von vier kursächsischen Dragonern eskor tiert, die Gräfin Cosel vom Schlosse Nossen nach derselben Veste. Nsit unbedecktem Haupte empfing der damalige Kom mandant, Oberstleutnant von Wehlen, die Gefangene, die mit gleich ungebeugtem Stolze, als schritte sie noch zur Seite ihres fürstlichen Geliebten, dem alten Soldaten die Fingerspitzen ihrer linken Hand reichte, nm das Staatsgefängnis zu be treten. Hier blieb sie, wenn zuletzt auch nicht in enger Haft, bis zu ihrem Tode, der sic erst 4765 nach fast 49 jähriger Ge fangenschast im Alter von 85 Jahren am 81. Mmrz erlöste. Fräulein Anna Constantia von Brocksdorfs, aus Holstein gebürtig, war Hofdame bei der Erbprinzessin von Dvolfen- büttel. Der Ruf ihrer ausgezeichneten Schönheit und ihrer Talente hatte den kursächsischen Minister von Hoym veran laßt, sich um ihre Hand zu bewerben, die er auch erhielt, da sic ehrgeizig und ein armes Fräulein war. Bei einem lustigen Gelage des Königs von Polen und Kurfürsts von Sachsen, August der Starke genannt, rühmen seine Höflinge ein jeder seine Geliebte, nur der Graf Hoym stimmte nicht in diesen Ton ein, sondern rühmte vielmehr die Schönheit und Liebenswürdigkeit seiner Gemahlin, wodurch sie alle anderen verdunkeln würden, sobald sie am Hose erschiene. Der König äußerte Zweifel und der Fürst von Fürstenberg bot sogar eine Wette von 1000 Dukaten an, daß die Gräfin von Hoym bei Hofe gar nicht bemerkt werden würde, es sei denn durch ihre linkische Haltung und ihre geschmacklose Klei düng. Der Nkinister Hoym nahm die Wette an und ließ seine Gemablin, welche er bisher sorgsam auf seinem Landgute in Blasewiy zurückgelassen hatte, nach Dresden kommen. Mut gutem Bedacht hatte er sic nicht bei Hofe vor,gestellt, jetzt ließ er sich dazu durch seine Eitelkeit nnd durch eine V5ette ver leiten und hatte bald genug Ursache, diesen Schritt zu bereuen. Kam» erschien die Gräfin am Hofe, als nicht nur der König, sondern selbst der Fürst von Fürstenberg sich für besiegt er klärten und die Wette bezahlte. Allein damit war ans der Stelle ein neues Abenteuer begonnen; der König fühlte sich unwiderstehlich angezogen nnd bot alles ans, nm zu seinem Zwecke zu gelangen. Niemals hat ihm ein Sieg mehr gekostet, zumal er zuletzt doch dann der Besiegte blieb. Die Bedingungen, unter welchen die Gräfin von Hoym sich entschloß, init dem König zu leben, waren anmaßend im höchsten Grade, allein nm seine Leidenschaft zu befriedigen, war dem König Ehre, Kronen nnd Freiheit und was man sonst verlangte, feil Er mußte versprechen: 1. für immer der Fürstin von Teschen, frühere Gräfin Lnbomirska, zu entsagen: 2. die Scheidung der Gräfin Hoym von ihrem Manne zu bewirken; 3. durch einen eigenhändigen Kontrakt die Versicherung geben, iin Falle die Königin sterben sollte, sie an ihrer Stelle zur Königin zu erheben und ihre Kinder als legi time sächsische Prinzen und Prinzessinnen anznerkennen. 4. auf der Stelle ihr eine jährliche Pension von 100 000 Talern anzuwcisen! Alles dies gestand der König zu; die Scheidung wurde veranlaßt, Frau von Hoym erhielt den Titel einer Gräfin von Cosel. Mut noch größerer Pracht als früher für die Gräfin von Königsmark wurde der Palast der Gräfin Cosel eingerichtet, welcher durch eine bedeckte Galerie mit dem kurfürstlichen Schloße in un mittelbarer Verbindung stand. Nicht minder prächtig wurde für den Sommer ein Gartenpalais für ste ein gerichtet, wo man Indien nnd China beisammen zu fin den wähnte, so reich waren die Stoffe der Gardinen, so mannigfaltig das Porzellan, die Vasen, Teppiche und Tapeten, so geschmackvoll die Anlage des Parks. Die Gräfin von Cosel aber begnügte sich nicht mit diesem äußeren Glanze, sie fing bald an, sich auch Einfluß in die An gelegenheiten der Regierung zu verschaffe«. Vor allem suchte sie diejenige«, welche diesen Einfluß bisher ausgeübt hatten, von der Person des Königs zu entfernen. Der Kanzler von Beich- ling, welcher dem Könige sehr ernstliche Vorstellungen wegen des verschwenderischen Aufwandes seiner Geliebten machte, wurde ans ihre Veranlassung wegen Veruntreuung öffentlicher Gelder zur Untersuchung gezogen, auf die Festung Königstein gebracht und seine Güter wurden konfisziert. Dieser entschie dene Schritt ivar ein Wink für die anderen Umgebungen des Königs, sich der Gräfin Cosel in allem gefällig zu erweisen, nnd so wagten selbst die sonst alles vermögenden Günstlinge, der Fürst von Fürstenberg, der General Flemming nnd Herr von Vitzthum cs nicht, etwas gegen sie zn unternehmen. „Keine andere Geliebte," bemerkt Pöllnitz, „wurde jemals von dem Könige so ausgezeichnet." Endlich aber gelang es doch den ver einten Anstrengungen der Herren von Flemming und von Vitz lhum, die ihnen Verhaßte zu stürzen. Die Gräfin Dönhoff wurde, als würdiger Ersatz, dem König fast aufgedruugen, und die Cosel erhielt den Befehl, Dresden zu verlaßen. Diesen Be fehl zu vollstrecken, kostete indessen den damit Betrauten nicht geringe Nsühe, und er brachte es nicht weiter, als daß die Verabschiedete vorläufig ihr Ouarkier in Pillnitz nahm. Der König versuchte es mit List nnd durch Drohungen, von der Gräfin Cosel das ihr schriftlich erteilte Eheversprechen zurückzucrhalten, allein sie verweigerte es hartnäckig und ent floh, um einer Verhaftung zu entgehen, heimlich nach Berlin, wo man ihr jedoch sehr bald andeutete, daß ste sich nach Halle begeben möchte. Hier lebte ste sehr zurückgezogen. Später wurde sie auch von hier wieder sortgewiescn. Ein Offizier von dem Regiment Anhalt meldete sich bei ihr mit der Ordre des Königs von Preußen, ste über die sächsische Grenze znrückzubringen. Bald darauf wurde ste nach dem Schloß Noßen und am 25 Dezember 1716 nach der Veste Stolpen abgeführt. Noch einmal (1727) sollte sie, wenn auch nur flüchtig, ihren ein stigen Geliebten sehen, als dieser Stolpen besuchte, nm die Festigkeit des dortigen Basalts durch Abfeuernng einiger Kugeln aus halben Carthanen zu probieren. Mit schmerz erstickter Stimme rief sie von ihrem Fenster einige TLorte in französischer Sprache herunter — der König aber lüftete schweigend den Hut — und galoppierte vorüber.