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102 Oberlausitzer l-!eimatreiturig s^Ir. 5 punkte belanglos. Um die historische Bedeutung dieses städti schen Trutzbundes zu beleuchten, wäre die plastische Schilde rung des Kampfes gegen die Raubritter oder die Abwehr der slavischeu Gefahr im Hussitenkriege am Platze gewesen. Die Oberlausitz als Bollwerk gegen die hussitische Invasion ist eine der wenigen Stellen, wo die Heimatgeschichte zugleich Reichs geschichte darstellt. Zn den sachlichen Fehlern, die hier nicht alle ausgeführt werden können, gesellte sich der Kitsch. Die Lessingszene in Kamenz war eine kaum zu übertreibende Profanierung eines unserer größten Oberlausitzer Geisteshelden. Ein Pantosselheld (Primarius Lessing) und eine keifende Xantippe (Mutter Lessings) können auch durch die eingeslochtene tränenfeuchte Rührseligkeit keineswegs ein Bild von der weltweiten Bedeu tung Lessings vermitteln. Erfreulich war es, daß im Bautzener Bild neben einer Berichtigung der bei der ersten Sendung gebrachten falschen Hinweise der obersächsische Imitator der Oberlausitzer Neuns art mit seinen Blitzen aus IDestsachsen — es sollten doch sicherlich Witze sein — zurückgcdrängt worden war. Trotzdem war die Verhöhnung der armen Heidebauern eine immer noch unverzeihliche Entgleisung. Nett gestaltet als Einzelbilder waren Zittau, Görlitz, abgesehen von der oben erwähnten Ein schränkung, einige jedoch nicht zum Rahme» einer Sechsstädte sendung gehörigen Schallplattenaufnahmen (Gesang der Non nen in Marienthal) und der Dialog des Löbauer Bildes, bei dem freilich die Stadt selbst recht stiefmütterlich behandelt wurde. Der Hauptfehler des Spieles lag jedoch bei der Funkregie, im Aufbau. Aus zusammenhanglosen Einzelbildern, die nicht einmal immer interessant, sondern wie z. B. das Laubaner nicht nur falsch, sondern auch recht langweilig waren, wird man wegen der lokalen Interessen niemals ein wirkungsvolles Ge samtbild dieses alten wehrhaften Trutzbundes der Oberlausitzer Städte gestalten können. Auch griff man an einzelnen Stellen über den Rahmen des Themas und beschnitt damit die für die Sechsstädte zur Verfügung gestellte Zeit. Meine Bedenken, die ich von vornherein gegen solche Funkkonglomerate gehabt habe und die mich bewogen haben, trotz der Aufforderung des Rundfunks, nicht daran mitzuarbeiten, haben sich leider be wahrheitet. Es ist ja nicht das erste Nkal, daß eine solche ver schiedenwertige Staffelsendung ein vollständiger Versager ge worden ist. (Mit Volkstümlichkeit hat sie eben gar nichts zu tun. Sie ist eine ertüffteltc Kunstform der Großstadtlitcraten. Volkstümlich ist allein die Rahmenhandlung, die jedoch bei den Funkleuten wenig beliebt ist. Da der Rundfunk ein so wichtiges BildungS- und Vserbe- mittel ist, ist es zu bedauern, daß diese Hörfolge so kläglich auslies. Gewiß, es ist nicht leicht, ein volkstümliches, einwand freies und zugleich wirksames Hörbild einer Landschaft zu schaffen; denn der Wissenschaftler allein ist für diesen Zweck im Funk nur selten brauchbar. Dem guten Gestalter hingegen fehlt oft die unbedingt notwendige sachliche Fundierung. Erst der Zusammenklang von ^Wissenschaft und Gestaltungskraft kann eine funkgemäße Form schaffen. Für ein Hörbild der Oberlausitz ist als drittes freilich unbedingt notwendig, daß der oder die Verfasser Oberlausitzer sind; denn nur wer in der Landschaft ausgewachsen ist, vermag das Volksleben bis in sie feinsten Regungen zu bclanschen. Gerade die Nebensachen, an denen der Fremde oder derjenige, der erst später in die Ober lausitz gezogen ist, achtlos vorübergehen, sind wesentlich als Füllung. Sie führen zum Ntiterlebeu und geben den Dingen, die das eigentlich ^Wesentliche ausmache», erst die richtige Be leuchtung. W erner Ändert. Von W ilhelm Scheuermann, Freienbrink Unzählige habe» sich die Frage vorgelegt, welches der ur sprüngliche Sinn und die Herkunft des Sinnbildes ist, das als siegreiches Zeichen der deutschen Erneuerung voranschwebt. Die einen sagen, es sei ein uraltes G l ü ck s s y m b o l, welches alle» Völkern gemeinsam gewesen wäre. Andere meinen, es komme aus Ostasien, aus Indien, Ehina oder Tibet, hänge daher mit dem Buddhismus zusammen. Wieder andere bezeichnen es als eine Art von Erkennungszeichen oder Sta in - m e s w a p p e n der Arier oder Indogermanen, und neben diesen geschichtlichen und völkerkundlichen Erörterungen gehen solche über den ursprünglichen Sinn als Licht- oder Feuerzeichen einher. Dementsprechend lautet die Aus kunft, die der Laie in den Nachschlagebüchern findet, sehr ver schieden und oft gegensätzlich. In einem kleinen volkstümlichen Buche mit Bildtafeln, welches soeben im Rowohlt-Verlag in Berlin erschienen ist, habe ich versucht, den ursprünglichen Sinn Eine der Grundformen des Dreibeins des Hakenkreuzes einer endgültigen Deutung entgegenzusühren. Sehr früh hat das Hakenkreuz seine Verbreitung nach Westen hin in die eigentlich germanischen Gebiete gefunden, um dann etwa um den Beginn unserer Zeitrechnung einen ganz gewaltigen Aufschwung zu nehmen, später aber, während deö Mittelalters, wieder abznklingen nnd schließlich, etwa von der Barockzeit bis in das vierte Viertel des l9. Jahr Hunderts, fast vergessen zu erscheinen. Andererseits deckt sich die Verbreitung des Hakenkreuzes nicht völlig mit den Ausstrahlungen der I u d o g e r m a n c n, sondern es ist, wie wir bereits gehört haben, nach Ehina, Japan und Tibet nicht durch Arier gelangt. Es entspricht indessen auch nicht völlig den Wanderwegen der vorgeschichtlichen kul tnrbringenden Führcrschicht, die wir mit Hermann Wirth heute als die Atlantiker zu bezeichnen berechtigt sind. 2Wenn wir an die Fundstücke die Frage nach dem n r - sprünglichen Sinn des Zeichens richten, so erhalten wir zunächst keine eindeutige Antwort; dazu ist die Verwen dung in den in Betracht kommenden Jahrtausenden zu viel seitig. Das aber ist unverkennbar und kann nur von Blindheit geleugnet werden, daß dem Zeichen immer eine hohe, hei lige Bedeutung, ein gläubiger Bekenntnissinn, bei gelegt worden ist. War müssen hier einen Augenblick den Kreis der Betrachtung erweitern und uns einige andere uralte Runen ähnlicher Art, wie das Hakenkreuz, vor Augen halten, mit