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O^erlau sitzer l-Ieimstreiturig 93 ^5. 5 ^eic^isv/aliclektke^eki ik> ätolpeli sm ^immel^Iii-tstage, 25./Vlai Zieste beicanntmscstung Zeite 105 um clie alte öer^elte 8tolpen Von Ernst Barth, Bürgermeister i. R., Stolpen 2Denu die Dbstbäume in Blüte stehen, beginnen die be kannten Wanderungen aus den großen Städten in die Baumblüte. Der Dresdner bevorzugt dabei die Gegend nm Pillnitz, die Lößnitz und die Costebauder Pflege. Vor allem die letzte, als die berühmteste, ist das Ziel von Tausenden und aber Tausenden. Die Straßenbahnen nach dieser Richtung trägen Schilder an der Seite mit entsprechendem Hinweis, dichte, fast mannshohe Büsche vom gelben Sonnenhut, der schon jetzt neues Leben verrät und lebhaft sproßt. Nach As Stunden Wegs zeigt sich das Einkehrhaus B u s ch m ü hle; breit und behäbig liegt sie da, als fühlte sie sich in ihrem kühlen Grunde vor aller Hast der lauten WAt da draußen geborgen. Und nach weiteren 20 Mannten grüßt uns von ihrer lang gestreckten Basaltkuppe die alte Bischofsbnrg Stol- vie gulckmükle im V/elenitz-Lruncke p e n. Alle Erinnerungen an vergangene Zeiten werden in nns^wach: die Jahre der ^unglücklichen, hier gefangen gehaltenen Grästn 'Cosel, die Belagerung durch Friedrich den Großen, Erinnerungen an jene Jahre, da Stolpen »och eine wehrfeste Burg und be wohnbar war. Wir wandern bis zum Gchützenhause, einer Einkehrstätte, bei der wenige Schritte hinter der Schießstandmaner auf städtischen Ländereien viel blauer Krokus blüht. Von dort begeben wir uns nach der Stadt, gehen zu Fuß oder fahre» mit dem Postkraftwagen durch Langenwolmsdorf bis zur Abzweigung nach dem Polenztal. Auf sanft geschwunge nen Hügelrückcn gleitet der Weg zunächst über ein Feldstück und durch ein Wäldchen ins feuchte Tal hinab nach dem Einkehrhaus W a l d m ü h l e. Überrascht bleiben wir stehen: Was ist das?" — Die Wiesen find von lauter kleinen Glocken weiß über schüttet; es sind Märzenbecher, auch Marz- glöckel genannt, die hier die ganze Wiese erobert haben. Bei der Waldmühle stehen sie dicht beieinander und sind hier eine der und im vorigen Jahre las man auf den Bahnhöfen, daß sogar die Reichsbahn Sonntagssonderzüge von Chemnitz und Leipzig nach Cossebaude „in die Baumblüte" verkehren läßt. Das ist ja nun alles sehr schön und sicher willkommen zu heißen, wenn die Menschen um jene Zeit ihre Erholung im Freien suchen und den Frühling in der Natur genießen. Aber einen gleichen Reiz bietet ihnen auch schon der Vorfrüh ling, wenn der Winter schwindet und damit die Zeit der neuen Hoffnungen und des erwachenden, vielfarbigen Lebens wiederkehrt. Muß man da nicht seinem Herzen einen Feier tag bereiten und all die Arbeit, die Mühe und Sorge des Winters über Bord werfen und auch in sein Inneres Licht und Sonne hineinscheinen lasten? Herrlicher kann man nirgends den Vorfrühling erleben als im Polenztal, jenem reizenden Fleckchen Erde in der Sächsischen Schweiz. Ein jeder, der einmal dort war, liebt dieses Tal, das in allen Jahreszeiten so unendlich viel Ab wechslung bietet und in seiner eigenen kleinen lWelt eine Fülle von Eindrücken in uns hinterläßt. Nach kurzer Fahrt mit der Reichsbahn von Dresden oder Bautzen bis Großharthau führt uns der T8eg von dort zu nächst durch ein Wäldchen hinab in das liebliche W esenitz - tal; rechts und links steht hoher Mischwald, der im Früh jahr besonders reizvoll ist. Die Ufer umsäumen im Sommer reizendsten Zierden der Gegend. Links von der Polen; führt der im vorigen Jahre vom Gebirgöverein neu angelegte Wanderweg nach der B o ck m ü h l e. Die Wiesen find auch hier weiß von den lieblichen Blumenkelchen der Nstärzglöckel. Der lWald wird dicht und dichter; unter die einen feuchten Boden liebenden Bäume und Sträucher, wie besonders Pap peln, Beeiden, Erlen, Haselnuß- und Holundersträucher, Stolpen nork einem Stirk von 1711